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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Nichtraucherin. Hmm, was verrät sie uns sonst noch?«
    Der Professor begann im Raum auf und ab zu marschieren, das Kinn vorgereckt, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Seine beiden Besucher nahm er überhaupt nicht mehr wahr. Ganze zehn Minuten vergingen auf diese Weise, und er hatte nicht eine Sekunde Pause gemacht, um Luft zu holen.
    »Das war aus mehreren Gründen ein sehr interessanter Fall. Was konnten wir daraus schließen? Daß er hyperventiliert hat, was zu einem Lungenödem und Hypoxie führte, während der andere, den ich erwähnte habe, unser Beispiel Nummer drei …«
    Nur das Tonband fehlte. Weder der Maresciallo noch Esposito konnten widerstehen. Beide warfen einen kurzen Blick auf den Cartoon und sahen sich dann vielsagend an. Das war ein Fehler. Verzweifelt versuchte Esposito, das aufsteigende Gelächter zu unterdrücken, das schließlich doch herausbrach, obwohl er sich mit der Hand den Mund zuhielt. Der Professor hielt mitten im Satz inne. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ja. Entschuldigung. Eine Allergie. Die Pollen von den Linden. Im Mai ist es ganz besonders schlimm. Tut mir leid.« Er verbarg das Gesicht hinter einem Taschentuch.
    Der Maresciallo fixierte den jungen Mann mit großen, ernsten Augen, während der Professor bereits weiterdozierte, als sei er nie unterbrochen worden. Offenbar hatte er die Anwesenheit der beiden schon wieder vergessen. Als sie sich zu verabschieden versuchten, bot er ihnen an, die Lunge der Frau unter dem Mikroskop zu betrachten. Der Maresciallo mußte Esposito förmlich mit Gewalt hinausschleifen.
    »Du scheinst ein guter Schüler gewesen zu sein«, bemerkte der Maresciallo, als sie schließlich im Auto saßen. Espositos Antworten hatten ihn tief beeindruckt.
    »Ja, das war ein interessantes Fach, nicht so wie Recht oder der ganze andere Militärkram, den wir lernen mußten. Außerdem ist er ein wirklich guter Lehrer.«
    »Das stimmt. Dennoch mußt du ein hervorragender Schüler gewesen sein. Er hat sich sogar an deinen Namen erinnert, dabei hat er mir einmal erzählt, daß er immer ein Weilchen brauche, bis er sich auf den eigenen Namen besinnen könne, wenn er konzentriert arbeite und etwas unterschreiben solle.«
    Esposito antwortete nicht. Er hatte sich wieder in seine schweigsame, düstere Welt zurückgezogen. Der Maresciallo mußte sich sehr beherrschen, der Geschichte nicht endlich auf den Grund zu gehen und Esposito so lange den Kopf zu waschen, bis er seine gute Laune wiederfand. Aber was machte das für einen Sinn? Erst gestern hatte er dem Jungen alles gesagt, was ihm dazu eingefallen war. Da machte er sich besser Gedanken über das Problem mit den Handwerkern, die am Morgen einfach nicht erschienen waren. Sie hatten ihm irgendeine Geschichte von der Baugenehmigung erzählt. Wenn es nur um Renovierungsarbeiten in Gebäuden selbst ging, konnte man normalerweise drei Wochen nach Einreichung der Pläne mit der Genehmigung rechnen. So, als sei … Aber der Palazzo Pitti sei schließlich der Palazzo Pitti, und natürlich würde von Amts wegen zunächst ein Inspekteur geschickt werden … fragte sich nur, wann. Er mußte den Capitano über die Verzögerung informieren. Der Capitano schenkte auch den kleinen Dingen des Lebens seine Aufmerksamkeit, und das Wohlergehen seiner Carabinieri lag ihm ganz besonders am Herzen. Natürlich würden ihnen im Grunde die beiden Duschkabinen reichen, der Wasserboiler war das eigentliche Problem. Sie brauchten einen Durchlauferhitzer. Wenn zwei der Männer kurz geduscht hatten, dauerte es eine halbe Stunde, bis das Wasser wieder heiß war. Dennoch sah es nicht so aus, als könne Esposito eine lange, heiße Dusche mehr aufmuntern als eine kurze, lauwarme. Sie fuhren durch das Stadtzentrum zur Wache zurück. Vor dem Dom versperrten ihnen Trauben von Touristen den Weg. Esposito wartete düster, während sich die Stadtführer mit den aufgespannten Schirmen durch die Massen schoben oder im Schatten stehenblieben, um auf den weißgrünen, marmornen Glockenturm hinzuweisen, der in der Sonne blitzte. In der Via Guicciardini drängten sich die Touristen bis auf die Straße. Viele bissen in große, saftige Pizzastücke in braunem Papier. In der ganzen Straße duftete es nach frischgebackenem Teig, Paprikaschoten und Tomaten.
    »Zeit für das Mittagessen«, stellte der Maresciallo glücklich fest.
    Sie bogen nach links ab und fuhren zum Palazzo hinauf.
    Schweigend parkte Esposito den Wagen. Bevor sie zum Essen gingen, rief der

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