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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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konnte. Vielleicht sollte er ihn nächste Woche einmal anrufen. Teresa hatte ziemlich betroffen reagiert, als er ihr die Geschichte erzählt hatte.
    »Ich hoffe sehr, daß du ihn nicht verlierst. Er hat so etwas – schwierig zu beschreiben. Ich meine, alle deine Männer sind zu mir freundlich und nett, aber Esposito … bei ihm habe ich den Eindruck, daß er es wirklich so meint. Natürlich, er ist ein ausgesprochen gutaussehender junger Mann, aber das ist es nicht. Wenn man mit ihm spricht, strahlt sein Gesicht.«
    »Ich werde ihn wohl kaum wegen seines Lächelns bei der Truppe halten wollen.«
    »Maresciallo, Sie haben Besuch.«
    »In Ordnung. Bringen Sie sie rein.« Es hätte schlimmer kommen können. Immerhin war diese verflixte Frau endlich aufgetaucht – und man konnte nie wissen, vielleicht erfuhr er ja doch etwas Nützliches von ihr.
    Weit gefehlt. Immerhin wußte er nun, was sie im Boboli-Garten gemacht hatte. Er hätte eigentlich merken müssen, daß sie dem Gärtner den betreffenden Teich anhand der darin wachsenden Wasserpflanzen beschrieben hatte.
    »Das hätten Sie mir wirklich schon viel früher sagen können. Ich versuche schließlich herauszufinden, wie diese Frau gestorben ist. Das ist eine ernste Angelegenheit.«
    »Aber das hat doch nichts mit mir zu tun, oder?«
    Die beiden Augenlider erstrahlten dieses Mal zur Abwechslung in leuchtendem Blau. Es war schwierig, sie nicht anzustarren. Hatte sie sich die Augen einfach nur in aller Eile so lieblos zugekleistert oder …?
    »Sagen Sie, Signora, tragen Sie eigentlich eine Brille?«
    »Nein. Ich brauche eine, aber Brillen stehen mir nicht.«
    »Verstehe. Sind Sie kurzsichtig oder weitsichtig?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Das eine oder das andere. Roberto meint, ich soll mir unbedingt Kontaktlinsen kaufen, damit ich Auto fahren kann. Wenn ich angehalten werde, könnte ich ziemlichen Ärger bekommen, weil ich keine Brille trage.«
    »Da hat er recht.«
    »Aber jetzt, da wir uns kennengelernt haben, kann ich mich doch an Sie wenden, wenn ich in der Klemme stecke, oder? Ich hab nichts gegen Kontaktlinsen, aber ich habe Schwierigkeiten, sie einzusetzen, und außerdem muß man sie immer wieder reinigen, und dabei würden sie mir aus der Hand fallen, und ich würde sie ständig verlieren. Und dann würde er sauer sein.«
    »Was macht ihr Mann beruflich, Signora?«
    »Er ist Optiker. Verstehen Sie, jedesmal, wenn ich eine verliere, würde er loslamentieren.«
    »Und weil Sie finden, Brillen stehen Ihnen nicht, dachten Sie, daß das in dem Teich ein Hund sein könnte?«
    »Ich habe sie berührt, können Sie sich das vorstellen? Es war etwas Ekliges, das konnte ich sehen, und es stank. Deswegen habe ich dem Gärtner Bescheid gesagt, damit er sich darum kümmerte. Wer weiß, ich hätte mir ja auch irgendwas Ansteckendes eingefangen haben können.«
    »Bitte unterschreiben Sie hier, Signora.«
    »Was ist das? Roberto sagt, ich soll nichts unterschreiben, ohne es vorher gelesen zu haben.«
    »Darin steht, daß Sie Ihre Handtasche erhalten und deren Inhalt überprüft haben.«
    Sie unterschrieb, ohne es zu lesen. »Das nächste Mal kaufen Sie Ihre Wasserpflanzen besser in einer Gärtnerei, Signora«, verabschiedete er sich schließlich von ihr.
    »Wenn ich das getan hätte, hätten Sie diese Frau wahrscheinlich noch immer nicht entdeckt. Eigentlich sollten Sie mir dankbar sein. Sie blühen noch nicht, aber Roberto jammert schon, daß der steinerne Trog viel zu schwer ist für den Balkon. Er hat Angst, daß er der Frau unter uns jeden Augenblick auf den Kopf kracht, können Sie sich das vorstellen? Sie ist die reinste Plage und beschwert sich ständig, wenn Miranda draußen Wäsche aufhängt. Als ob ein paar Wassertropfen irgend jemandem schaden könnten. Wenn sie nicht aufhört, sich zu beschweren, kann ich Sie doch anrufen, nicht wahr, wo ich Ihnen in dieser Sache so geholfen habe?«
    Als sie endlich gegangen war, ließ sich der Maresciallo mit gerunzelter Stirn auf den Stuhl fallen. Er beschloß, daß Lorenzini sich in Zukunft auch um Annamaria Gori kümmern durfte, ebenso wie um Nardi. Schließlich waren sie alle Toskaner und sollten daher einander verstehen.
    Er nahm noch einmal die Liste der vermißten Personen in die Hand. Einer von Maestrangelos Männern hatte freundlicherweise alle im Bereich der Toskana Vermißten mit einem Sternchen versehen. Wie erwartet, war auf der Liste niemand im richtigen Alter. Kinder gingen verloren oder wurden entführt,

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