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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Todesstrafe stand.

XLI
     
     
    »Das gefällt mir nicht, Falco.«
    »Still. Was wir vorhaben, ist doch nur unbefugtes Betreten.«
    Ich hatte Aelianus zum Ende der Via Sacra geschleift, bevor ihn der Mut verließ. Er war in einen dunklen Umhang gehüllt, seine Vorstellung von Arbeitskleidung für zwielichtige Vorhaben. Ich musste mich nicht verkleiden, hatte das im Verlauf meiner Arbeit noch nie für nötig gehalten. Am besten ist es, ganz normal auszuschauen. Ich trug nach wie vor meine Toga wie ein angesehener prokuratorischer Römer.
    Also, Festus wirkte schick in dem Ding. An mir sah seine alte Toga immer schäbig und mottenzerfressen aus.
    Mein Plan war, mit Aelianus die Straßen entlangzuschlendern wie zwei entspannte, von einem Festmahl kommende Männer, vertieft in ein philosophisches Gespräch. Wenn ich zu einem späteren Zeitpunkt des Unternehmens aufgegriffen wurde, sollte die Toga mir wertvollen Spielraum geben. Man würde mich trotzdem totprügeln, aber ich hätte wenigstens Zeit, mich vorher zu entschuldigen. Im Gegensatz zu Maias Kindern, die Famias Schande ertragen mussten, würde Julia Junilla später wissen, dass ihr lieber Vater den Vestalinnen gegenüber zwar Respektlosigkeit gezeigt hatte, aber stilvoll gestorben war.
    »Sie werden uns schnappen, Falco.«
    »Ganz bestimmt, wenn du nicht die Klappe hältst. Tu so, als hättest du das Recht, hier zu sein.«
    Jetzt klopfte mir das Herz bis zum Hals. So ängstlich war ich nur gewesen, als ich das letzte Mal mit Papa zusammengearbeitet hatte. In seiner Gesellschaft hat man allen Grund, verängstigt zu sein. Aber mit ihm als die verwegenen Didius-Jungs durch die Kunstwelt zu toben war ein Klacks, verglichen mit dem hier.
    »Aulus, ich erwarte nicht, dass du mit mir kommst. Du kannst draußen bleiben und Wache halten. Ich hab schon schlimmere Sachen gemacht. Ich muss ja nur reinklettern und rumschleichen, bis ich Constantias Schlafzimmertür gefunden habe.«
    »Ich glaub nicht, dass die Vestalinnen Namensschilder an den Türen haben.«
    »Wusst ich’s doch, dass du der Logische in eurer Familie bist.«
    Wir hatten uns aus dem Haus des Senators gestohlen (und beim Pförtner eine sehr undurchsichtige Nachricht über unser Vorhaben hinterlassen). Wir waren zur Porta Capena marschiert, vor dem Tempel des Vergöttlichten Claudius rechts abgebogen und dann links in die Via Sacra, bis wir die Straße der Vesta erreichten. Dort schwenkten wir direkt in die ummauerte Einfriedung, die nicht verschlossen war.
    »Überraschung!«, murmelte Aelianus.
    »Nein, nein, die renovieren hier. Bauarbeiter schließen bei anderen Leuten nie ab.«
    Ich roch den Rauch des heiligen Feuers, der sanft durch das Loch im Tempeldach aufstieg. In der Dunkelheit konnte man die dünne Rauchfahne nicht sehen. Die verzierte runde Außenwand des Tempels ragte über uns auf, wirkte höher als sonst und hatte einen bleichen weißen Schimmer. Auf dem Forum vor dem Tempel würde es bald unheimlich werden. Alles würde leer aussehen, aber überall würde es verdächtig rascheln und scharren. Auch hier hinter der Einfriedung würden Paare eine schnelle Nummer schieben und zweifelhafte Geschäfte abgeschlossen werden. Wenn der Tempel offen gewesen wäre, hätten sich die Penner am heiligen Herdfeuer gewärmt.
    Wachleute würden Streife gehen, würden auch hier vorbeikommen und das Gesindel rausschmeißen. Sobald die Nachtgestalten Rom übernommen hatten, liefen wir Gefahr, entweder von ihnen oder den Wächtern erwischt zu werden. Wir mussten uns beeilen.
    Bleiche Lichter flackerten an dem großen ionischen Schrein, der neben dem Eingang gebaut wurde. Eine Fackel konnten wir nicht riskieren. Ich hatte nicht mal eine mitgebracht. Am besten versuchte ich hier einzusteigen, im Schein der blakenden Lämpchen. An jeder anderen Stelle war es einfach zu dunkel. Aber das hieß auch, dass wir gesehen würden, wenn jemand vorbeikam.
    Ich wusste genau, wo ich eine Leiter finden würde. Als ich am Morgen hier gewesen war, hatte ich meine Zeit schließlich nicht verschwendet. Wie überall, wo ich dieser Tage auftauchte, hatten die Bauarbeiter, die das vom großen Feuer zerstörte Haus der Vestalinnen wieder aufbauten, einen Lagerplatz mit Beschlag belegt, einfach ein Stück der Einfriedung mit Seilen abgesperrt, wahrscheinlich ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Bauarbeitern ist nichts heilig. Ich borgte mir eine Lampe vom Schrein und sah nach, was die Männer für mich dagelassen hatten. So leise wie

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