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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aufgestanden und zum Haus der Vestalinnen gegangen war, um mit Constantia zu sprechen, ihr zur Quelle der Egeria gefolgt war, mich mit Rutilius Gallicus getroffen und das Haus der Laelii durchsucht hatte. Jetzt hatte ich auch noch einen Besuch im Goldenen Haus durchgestanden. Eigentlich reichte mir das für einen Tag, aber es war noch nicht vorbei.
    »Nimm du die Sänfte. Geh nach Hause und ruh dich aus«, sagte Helena. Sie klang matt.
    »Wo ist Julia?«
    »Es ist mir gelungen, Gaius aufzutreiben.« Wenn man meinen schmuddeligen Neffen davon abhalten konnte, sich in dunklen Gassen herumzudrücken, gab er ein hervorragendes Kindermädchen ab (aber nur gegen entsprechende Bezahlung). »Ich hab ihm gesagt, er könne in unserem Bett schlafen, falls es spät wird.«
    »Das wird dir noch Leid tun. Der ist doch nie sauber. Was hast du vor?« Als ob ich das nicht wüsste.
    »Ich geh besser zum Haus meines Vaters und berichte über das Schicksal meines Bruders.«
    Ich kam natürlich mit.
     
    Der Senator lieh mir seinen Barbier, und ich erhielt noch etwas zu essen. Während ich gesäubert und verköstigt wurde, ging mir eine Menge durch den Kopf. Mit den Camilli und ihrem toten Verräter hatte das allerdings nur wenig zu tun. Für mich war Publius Camillus ein abgeschlossener Fall. Seine Verwandten würden sich jedoch nie von ihm befreien können. Erinnerungen an Skandale halten sich lange in Rom. Eine Familie konnte über eine ganze Latte staatsmännischer Ahnen verfügen, aber die Biografen würden sich nur auf den einen uralten Verräter stürzen.
    Als ich wieder zu den anderen stieß, debattierten sie hitzig über diese neueste Laune der Parzen. Aelianus sah mich durch die Tür kommen, stand auf und führte mich in einen Vorraum, wo er mich unter vier Augen sprechen wollte. Die Unterhaltung im Raum hinter uns wurde leiser, als seine Eltern und Helena sahen, dass er mich beiseite zog.
    »Nach den Einzelheiten musst du deinen Vater fragen, Aelianus.« Meine Situation war immer heikel gewesen. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass jemand von meiner Rolle bei Publius’ unrühmlicher Beseitigung erfuhr.
    »Vater hat mir erzählt, was passiert ist. Ich war im Ausland. Ich kam nach Hause, mein Onkel war weg, und seine Tat legte sich wie ein Pesthauch über uns. Und jetzt muss ich anscheinend die Konsequenzen tragen. Falco, du warst in die Sache verwickelt …«
    »Alles über das hinaus, was dein Vater dir erzählt hat, ist vertraulich, fürchte ich.«
    »Also werde ich aufgespießt und darf trotzdem nicht erfahren, warum?«
    »Du weißt genug. Ja, es ist ungerecht«, meinte ich mitfühlend. »Aber ein Stigma war unvermeidlich. Zumindest gab es keine Hinrichtungen oder Eigentumskonfiszierungen.«
    »Ich mochte Onkel Publius recht gern.« Dieser Aspekt beunruhigte seine Eltern, was ich Aelianus aber nicht sagte. Sie befürchteten, er könne seinem Onkel im Temperament ähnlich werden. Er war zu ruhelos und ungeduldig mit der Gesellschaft. Wie sein Onkel könnte Aelianus die Geduld mit all den auferlegten Regeln verlieren und seine eigenen Lösungen suchen, wenn man ihn in den nächsten Jahren nicht richtig behandelte. Ein Außenseiter. Ein schlummerndes Problem.
    Mir schoss durch den Kopf, ob die Laelii wohl ähnliche Probleme mit Scaurus gehabt hatten.
    »Es war nicht leicht, mit deinem Onkel warm zu werden.« Mir war er kalt, fast schwermütig vorgekommen.
    »Ja, aber er soll ein wildes Leben geführt haben, war ständig im Ausland, hat gefährlich gelebt. Er hatte auch eine uneheliche Tochter – und ich habe gehört, dass sie unter merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen ist.« Aelianus hielt inne.
    »Sosia«, sagte ich vorwurfsvoll. »Ja, ich weiß, wie sie umgekommen ist.«
    »Sie war nur ein Mädchen. Ich kann mich kaum an sie erinnern, Falco.«
    »Ich schon.« Ich starrte ihn nieder, während ich eine Träne unterdrückte.
     
    Aelianus wollte mich weiter ausquetschen, doch da hatte er Pech. Ich sackte allmählich unter den Auswirkungen eines langen, bedrückenden Tages zusammen. Mir blieben zwei Möglichkeiten: umzufallen und zu schlafen oder wach zu bleiben und die Suche nach der kleinen Gaia mit neuen Aktivitäten fortzusetzen. Darüber hatte ich nachgedacht, während der Barbier an meinem Hals rumschabte. Ich hatte ganz still gehalten, damit er mir nicht versehentlich die Kehle aufschlitzte, mich dabei ausgeruht und wieder einen klaren Kopf bekommen. Meine Gedanken hatten Zeit gehabt, sich zu sammeln, was ihnen

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