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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sie jetzt ein Haus auf der zur Porta Ostiensis hin gelegenen Seite des Hügels. Caecilia beschwerte sich bei mir darüber, dass es heruntergekommen und unzulänglich sei.«
    Ich verzog das Gesicht zu einer dämlichen Grimasse. »Und wird Caecilia entzückt sein, dich zu sehen, liebste Maia, wenn du plötzlich da auftauchst?«
    Maia lächelte. »Das müssen wir sie fragen, oder?«
    Mama und ich wechselten Blicke. Wir waren bereit, bei allem mitzumachen, damit meine Schwester sich wieder wie früher verhielt, wenn vielleicht auch nur vorübergehend. Mutter sagte, dass sie auf Julia aufpasse. Ehe ich mich’s versah, marschierte ich mit Maia über den Aventin und stand, nachdem wir ein paarmal falsch abgebogen waren, vor dem Haus der Familie Laelius. Ich war nicht beeindruckt. Maia und ich waren uns sofort einig, dass wir als mögliche Käufer oder Mieter, selbst wenn wir verzweifelt gewesen wären, diesem Haus nicht mal einen zweiten Blick gegönnt hätten.
     
    Wer hatte es ausgesucht? Der Exflamen selbst, in tiefer Trauer über seine so unerwartet verschiedene Frau – oder zumindest über den Verlust seiner Stellung bei ihrem Tod? Sein Sohn, Gaias Vater? Sein Botenjunge und Schwiegersohn, der Flamen Pomonalis? Angenommen, sein Haushalt war genauso liberal wie meiner, waren es vielleicht die Frauen? Töchter? Schwiegertöchter?
    Nein. Es konnte nur ein Immobilienhändler gewesen sein. Während ich schaudernd das düstere Haus von der Straße aus betrachtete, war mir klar, dass ein skrupelloser Makler darin genau das Richtige für einen Priester im Ruhestand gesehen hatte. Ein massiver grauer Portikus, der die Straße zum Absinken brachte. Hohe, schmale Fenster und schiefe Dächer. Zwei große Urnen rechts und links neben der abschreckenden Eingangstür, beide leer. Ein Haus ohne jede Attraktivität, in einer langweiligen Gegend, mit keiner nennenswerten Aussicht. Ein großes, kaltes Gebäude auf der Schattenseite der Straße, das seit Ewigkeiten wie ein unverkäuflicher Klotz am Bein des Maklers gehangen haben musste. Wenige Leute mit genug Geld, sich diesen Kasten leisten zu können, hätten gleichzeitig einen so schlechten Geschmack gehabt, ihn zu kaufen. Aber ein Flamen Dialis, rausgeworfen aus seiner staatlichen Residenz, eben zurück von der Beerdigung, weltfremd und verzweifelt darauf aus, einen neuen Wohnort zu haben, muss dem Makler wie ein Geschenk der olympischen Götter vorgekommen sein. Der sprichwörtliche Trottel. Ein Käufer in Eile, der absolut keine Ahnung hat … und zu sehr von sich überzeugt ist, um den Rat eines wirklichen Experten anzunehmen.
    »Ich hoffe, er ist nicht da«, murmelte Maia. »Ich bin davon überzeugt, dass ich ihn nicht mögen werde.«
    »Genau. Nach seiner Haltung meinen Gänslein gegenüber zu urteilen, ist er das, was Mama einen garstigen alten Sack nennen würde.«
    Uns wurde keine Möglichkeit gegeben, diese Theorie zu überprüfen. Als es uns gelungen war, einen Pförtner an die Tür zu locken, teilte der uns mit, es sei niemand zu Hause. Der Mann ließ uns auf dem Vorplatz stehen. Er erklärte sich bereit, nachzusehen, obwohl ich mich fragte, wie, weil er uns doch gerade versichert hatte, die ganze Familie sei zu einer Beerdigung gegangen. Selbst der Flamen Dialis (wie der Pförtner ihn immer noch nannte, trotz seiner Pensionierung) nahm an der Zeremonie teil.
    Maia hob die Augenbrauen. »Dem Flamen Dialis ist nicht erlaubt, eine Leiche zu sehen, aber er kann an Beerdigungen teilnehmen«, flüsterte ich ihr zu und bewies so mein geheimes Wissen, während wir nervös auf der Schwelle standen wie unzuverlässige Hausierer, die man gleich wegscheuchen würde. »Wie gut, dass er nicht da ist. Es hätte ihm bestimmt nicht gefallen, dass du dich mit Caecilia angefreundet hast.«
    »Dann wird es ihm auch nicht gefallen, dass wir heute hier waren«, sagte Maia. Sie gab sich keine Mühe, die Stimme zu senken. »Caecilia wird bestimmt zu hören bekommen, wie unpassend es ist, sich unter das gemeine Volk zu mischen. Plebejer zu einem Besuch zu ermutigen. Zuzulassen, dass sich die süße Kleine mit Gossenkindern einlässt.«
    »Caecilia scheint ja doch ganz in Ordnung zu sein.«
    Maia lachte bitter. »Glaub das nicht, Marcus. Aber der Flamen weiß ja nicht, dass ich heute uneingeladen hier aufgetaucht bin.«
    »Willst du damit sagen, dass er sie misshandelt?«
    »Nein, nein. Ich nehme nur an, dass sein Wort Gesetz ist und seine Ansichten die einzigen, die jemals ausgesprochen werden

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