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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der Wäscherei lebten, aber Julia und ich waren müde nach einem halben Tag praktischen Nichtstuns. Meine Nachbarn hielten ihre übliche Siesta, die sich für die meisten dieser Faulenzer über den ganzen Tag erstreckte, und so fiel mir der allein die Straße entlanggehende Mann auf. Ich hatte ihn aus dem Beerdigungsunternehmen kommen und eindeutig eine Wegbeschreibung wiederholen sehen. Wieso er sich ausgerechnet dort erkundigte, war mir schleierhaft angesichts der vielen Urnen, die dank dieser Unfähigen mit der falschen Asche in den Familienmausoleen landeten.
    Der Bursche vor mir war von mittlerer Größe, hatte einen Backenbart und haarige Arme, einen energischen Schritt und war mit einer dunklen Tunika und ziemlich weichen halbhohen Stiefeln bekleidet. Er blieb vor dem geschlossenen Laden des Korbflechters stehen, als wollte er die Adresse überprüfen, und trampelte dann die Treppe zu meiner Wohnung im ersten Stock hinauf.
    Egal, was er wollte, ich war nicht in der richtigen Stimmung für Fremde. Daher ließ ich mich auf ein Schwätzchen mit Lenia ein. Sie stand vor ihrer Wäscherei, auf dem Teil der Straße, die sie zum Wäschetrocknen benutzte. Die Morgenwäsche flatterte auf mehreren Leinen in der leichten Brise, und Lenia versuchte mit irritiertem Ausdruck lustlos die verheddertsten Stücke glatt zu ziehen. Als sie mich sah, gab sie ihre Bemühungen sofort auf.
    »Große Götter, der letzte Maitag, und es ist schon so heiß, dass man sich kaum bewegen kann.«
    »Rede mit mir, Lenia. Irgendein Penner ist gerade zu meiner Wohnung hochgetappt, und ich hab keine Lust, herauszufinden, wer mich da ärgern will.«
    »Jetzt eben?«, krächzte Lenia. »Vorhin ist da schon so ein Penner auf der Suche nach dir hochgetappt.«
    »Na prima. Dann können sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen, während ich mich hier ausruhe.«
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Portikus. Lenia nahm Julia an den Armen und probierte ein paar Schritte mit ihr aus. Julia griff nach einer tropfenden Toga, mit Händen, die etwas dreckiger waren, als mir bewusst gewesen war.
    Wir hörten einen Schrei aus meiner Wohnung.
    »Wer war dein Penner?«, fragte ich träge.
    »Junger Kerl mit Purpurstreifen an der Toga. Und deiner?«
    »Keine Ahnung.«
    »Meiner sagte, er kenne dich, Falco.«
    »Sah er aus, als hätte er ständig Verdauungsprobleme?«
    »Ja, das klingt nach ihm.«
    »Helenas Bruder. Der, den wir nicht mögen. Hört sich an, als sähe der Mann, dem ich gefolgt bin, das auch so.« Das Brüllen ging weiter. »Helena ist nicht da, oder, Lenia?«
    »Glaub ich nicht. Sie hat sich einen meiner Waschzuber geliehen. Wollte ihn wiederbringen, wenn sie zurückkommt.«
    »Weißt du, wo sie mit dem Zuber hin ist?« Ein Versuch konnte nicht schaden. Lenia lachte nur.
    Von drüben kamen noch ein paar Schreie. Ich hätte vielleicht meine Meinung geändert und wäre eingeschritten, aber jemand anders tauchte auf, bereit, bei der Schwerarbeit zu helfen, und darum versteckte ich mich hinter einem nassen Laken. Es war Papa. Sobald er den Lärm hörte, rannte er die Treppe hinauf. Den Spaß wollte er nicht verpassen. Er stürzte hinein und brüllte gleich mit, dann sahen Lenia und ich zu, wie er und Camillus Aelianus auf der Veranda erschienen und den Mann mit den weichen Stiefeln gepackt hielten. Sie zerrten ihn halb auf den Knie heraus, hingen jeder an einem seiner Arme. Da sie zu wissen schienen, was sie taten, grinste ich nur und überließ die Sache dem eifrigen Paar.
    Sie wollten ihn die Treppe runterzerren, merkten aber bald, dass es zu schwierig war, ihn zwischen sich festzuhalten und gleichzeitig die Stufen nach unten zu bewältigen. Als sie alle hinunterpurzelten, ließen sie ihn unwillkürlich los. Er flitzte davon. Wenn er bei mir vorbeigekommen wäre, hätte ich ihm vielleicht ein Bein gestellt, aber er hatte Glück und lief in die andere Richtung.
    Ich zwinkerte Lenia zu und schlenderte hinüber zu den Helden, die sich gegenseitig dazu gratulierten, meine Wohnung vor der Ausplünderung bewahrt zu haben.
    »Ich sehe, ihr habt euch geeinigt, Barmherzigkeit zu zeigen«, meinte ich sarkastisch und führte sie wieder nach drinnen. »Ihr habt ihn gehen lassen. Sehr freundlich von euch.«
    »Wir haben ihn jedenfalls für dich vertrieben«, japste Papa, der immer Zeit brauchte, nach einer Prügelei wieder zu Atem zu kommen, was ihn jedoch nicht davon abhielt, sich in sie zu stürzen, wenn er eine sah. »Jupiter weiß, was er meinte hier

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