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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dürfen.«
    »Klingt wie damals, als Papa noch bei uns lebte«, witzelte ich. Maia und ich dachten einen Moment lang schweigend an unsere Kindheit. »Demnach ist der Flamen grob, selbstherrlich und unfreundlich. Aber schließen wir daraus, dass er seine kostbare kleine Gaia tot sehen will?«
    »Wenn er auftaucht, werde ich ihn das fragen.«
    »Du wirst was?«
    »Ich hab nichts zu verlieren«, meinte Maia. »Ich werde ihm sagen, dass ich Caecilia Paeta von einer Mutter zur anderen fragen will, warum ihr süßes kleines Mädchen – die neue Lieblingsfreundin meiner Tochter – so unglücklich ist und einen so merkwürdigen Schritt unternommen hat, meinen Bruder, den Ermittler, mit einer derart lächerlichen Geschichte aufzusuchen.«
    Vielleicht war es doch ein Glück, dass der Pförtner uns bei seiner Rückkehr mitteilte, es sei niemand zu Hause, der mit uns sprechen könne. Er hatte sich jetzt Verstärkung mitgebracht. Es war klar, dass sie uns so schnell wie möglich loswerden wollten. Ich würde ja gerne behaupten, dass wir dem nachkamen, aber ich hatte Maia dabei. Sie ließ nicht locker, bestand darauf, eine Nachricht für Caecilia Paeta zu hinterlassen, dass sie sie hatte besuchen wollen.
    Als sie sich noch mit dem Pförtner herumstritt, tauchte eine Frau im ziemlich dunklen Atrium auf, das wir über seine Schulter erahnen konnten. Sie schien im richtigen Alter für Gaias Mutter zu sein. Daher fragte ich: »Ist das deine Freundin?«
    Während Maia hineinsah und den Kopf schüttelte, wurde die junge Frau von anderen Frauen umringt, die ihre Dienerinnen sein mussten, und sie verschwanden wie auf ein geheimnisvolles Kommando aus unserer Sichtweite. Das kam mir wie eine seltsam choreographierte Szene vor, als hätten die Dienerinnen ihre Herrin weggetrieben, und sie hätte sich widerstandslos gefügt.
    »Wer war das?«, fragte Maia grob, aber der Pförtner machte ein unwissendes Gesicht und behauptete, niemanden gesehen zu haben.
    Nachdem wir gegangen waren, wollte mich die kleine Szene nicht loslassen. Die Frau hatte das Auftreten eines Familienmitgliedes, keiner Sklavin. Sie war auf uns zugegangen, als hätte sie das Recht, mit uns zu sprechen – und doch hatte sie sich von den Dienerinnen wegführen lassen. Na ja, vielleicht interpretierte ich auch nur zu viel in die Sache hinein.
     
    Maia erlaubte mir, sie nach Hause zu begleiten, und ich holte Julia ab. Als wir das Haus meiner Schwester verließen, spielte draußen auf der Straße eine Gruppe kleiner Mädchen Vestalinnen. Das waren keine verwöhnten Prinzessinnen aus gepflegten Patrizierhäusern. Die zähen Gören vom Aventin hatten nicht nur einen Wasserkrug geklaut, den sie auf dem Kopf tragen konnten, sondern auch ein wenig Glut, und hatten damit ein heiliges Feuer in ihrer eigenen kleinen heiligen Feuerstelle entfacht. Leider hatten sie ihren Vestatempel etwas zu nahe an einem Haus mit einer Reihe hübscher Holzbalkone errichtet, die jetzt teilweise in Flammen standen. Da das Feuer nicht auf Maias Straßenseite brannte, ging ich einfach weiter. Ich bringe kleine Mädchen nicht gern in Schwierigkeiten. Außerdem sahen sie so aus, als würden sie mir den Schädel einschlagen, wenn ich mich einmischte.
    Hinter der nächsten Ecke kam ich an einer Gruppe Vigiles vorbei, die nach Rauch schnüffelten. Ich schätzte, sie mussten sich mit ziemlich vielen kleinen Brandstifterinnen herumplagen, seit die Vestalotterie eröffnet worden war. Je eher der Pontifex Maximus einen Namen zog, desto besser für alle.

XVII
     
     
    Die Brunnenpromenade wirkte ruhig, als Julia und ich nach Hause kamen. Die vernünftigen Mittagstrinker waren auf der schattigen Straßenseite zwischen alten Kohlblättern zusammengesackt. Die Dusseligen auf der anderen Straßenseite würden mit heftigem Sonnenbrand auf Stirn, Nase und Knien aufwachen. Eine streunende Katze miaute hoffnungsvoll, hielt aber respektvollen Abstand zu meinem Stiefel. Ein paar zerrupfte Tauben pickten an den Krumen, die die Säufer von dem angekohlten Brot übrig gelassen hatten, verteilt von Cassius, dem Bäcker in unserer Straße, bevor er seinen Stand für den Tag schloss. Fliegen hatten sich über eine halbe Melone hergemacht.
    Vor dem Laden des Barbiers standen die Hocker leer. Eine dünne schwarze Rauchfahne hing über einem Ende der Straße und roch nach verbranntem Lampenöl; schwefelartige Dämpfe stiegen hinten aus der Wäscherei auf. Ich überlegte, ob ich nach den Gänslein schauen sollte, die jetzt im Hof

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