Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
musst dem Kerl beibringen, dass es seine eigene Idee ist.«
    »Sag du mir nicht, wie man Geschäfte macht, Junge.« Es stimmte, dass mein Vater außerordentlich erfolgreich war, was auch mir nicht verborgen bleiben konnte. Ein brillantes Geschick, die Leute übers Ohr zu hauen, hatte ihn viel reicher gemacht, als er es verdiente.
    »Morgen ist ein öffentlicher Feiertag, also kannst du deinen Laden schließen …«
    »Ich hab wohl nicht richtig gehört! Was für eine Blasphemie! Ich schließe nie an diesen läppischen Feiertagen.«
    »Dann mach es wenigstens diesmal und setz den Schneider unter Druck.«
    »Kommst du mit?«
    »Tut mir Leid, bin schon verabredet.« Dass ich störrische Gänse zu beaufsichtigen hatte, erwähnte ich lieber nicht. »Er wird es nicht billig machen, Papa.«
    »Oh, ich hab das Geld – nachdem du es verschmäht hast!« (Papa hatte mir vor einiger Zeit angeboten, mir das Geld für meinen Aufstieg in den mittleren Rang, den Ritterstand, zur Verfügung zu stellen. Er würde nie verstehen, dass es für mich eine Charakterfrage war, das Geld selbst zu verdienen.) »Überlass das mir«, verkündete mein unverbesserlicher Vater und warf sich mit genauso viel Verve in die Rolle des Großmütigen, wie er damals aus dem Schoß der Familie geflohen war. »Vergnüg du dich nur damit, den Gänsejungen zu spielen!« Der Drecksack hatte nur darauf gewartet, diese Beleidigung loswerden zu können.
    »Vergiss nicht«, rächte ich mich, »alles auf deinen Namen eintragen zu lassen, falls Maia auf einen neuen Glücksritter reinfällt. Du willst doch nicht eines Tages aufwachen und erfahren, dass du Anacrites finanzierst!«
    Tja, das brachte ihn wieder auf den Teppich.

VXIII
     
     
    Der nächste Tag waren die Kalenden des Juni. Es gab Feierlichkeiten für Mars und die Tempestates (die Winddämonen). Gleichzeitig war es das Fest der Juno Moneta, der Tag, an dem die Gänse feierlich hinausgetragen wurden und bei der Kreuzigung der Wachhunde zusahen.
    Ich ziehe es vor, mich nicht mit Einzelheiten dieses blutigen Fiaskos aufzuhalten. Nur so viel sei gesagt – wenn ich im Palast meinen Bericht als Prokurator des heiligen Geflügels abgab, würde darin Folgendes mit äußerstem Nachruck empfohlen werden:
    * Um Tierquälerei zu vermeiden und sehr empfindsamen Zuschauern Kummer zu ersparen, sollten die verurteilten Wachhunde vor der Kreuzigung mit entsprechend behandeltem Fleisch betäubt werden.
    * Um die heiligen Gänse daran zu hindern, aus ihrer zeremoniellen Sänfte zu flüchten, sollten auch sie betäubt und dann mit einer Art Geschirr festgebunden werden (das man unter den Purpurkissen verbergen kann, auf denen die Gänse traditionell sitzen).
    * Um ganz sicherzugehen, sollte die Sänfte mit Gitterstangen oder einem Käfig verstärkt werden.
    * Am Tag vor den Kalenden sollte der Gänsejunge dazu verpflichtet werden, die Flügel der heiligen Gänse, die an der Zeremonie teilnehmen, so weit zu stutzen, dass sie definitiv nicht wegfliegen können.
    * Hunden aus gutem Haus (zum Beispiel Nux) sollte erlaubt sein, sich unter Aufsicht autorisierter Personen (zum Beispiel mir) frei auf dem Kapitol zu bewegen, ohne Gefahr zu laufen, eingefangen und womöglich Teil der Kreuzigungszeremonie zu werden.
    * Unschuldige Hunde, die versehentlich aufgegriffen wurden, sollten in die Obhut ihrer autorisierten Besitzer zurückgegeben werden, ohne dass es dazu einer zweistündigen Argumentation bedarf.
    * Das gesamte Ritual der Kreuzigung »schuldiger« Wachhunde sollte so schnell wie möglich abgeschafft werden. (Vorschlag: Um die zählebigen Reaktionäre zu beruhigen, könnte die Abschaffung dieser sehr alten Zeremonie in unserem modernen Staat als ein Kompliment an die keltischen Stämme deklariert werden, da Gallien jetzt Teil des Imperiums ist und die Barbaren voraussichtlich nicht mehr versuchen werden das Kapitol zu stürmen, außer in Form von Touristenhorden).
    * Jedes Mal, wenn der Geflügelprokurator am Fest der Juno Moneta teilnehmen muss, sollte er Anspruch auf mindestens eine Amphore Wein haben, auf Kosten des Staates, direkt nach der Zeremonie.

XIX
     
     
    Am nächsten Tag – vier vor den Nonen des Juni, wie mein Festkalender dröhnte – fanden zufällig keine religiösen Zeremonien statt, und es war ein Tag, an dem Rechtsgeschäfte durchgeführt werden konnten.
    Ich erhielt eine dringende Nachricht von Papa, der mir mitteilte, es sei ihm gelungen, den Schneider zum Verkauf zu überreden, aber die Entscheidung

Weitere Kostenlose Bücher