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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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könnte sich als vorläufig erweisen (oder der Preis steigen), wenn wir den Mann nicht festnagelten und noch heute seine Unterschrift unter den Vertrag bekämen. Hoffentlich gerate ich nie an einen so ausgefuchsten Geschäftsmann wie meinen Vater, sollte ich mich irgendwann entschließen, meine Ermittlerpartnerschaft aufzugeben, schoss es mir durch den Kopf, als ich mich auf den Weg zum Haus meiner Schwester machte. Papa hatte verfügt, dass es meine Aufgabe sei, Maia von der Richtigkeit unserer Pläne für sie zu überzeugen.
    Ihre erste Reaktion war Misstrauen und Abwehr. »Olympus, Marcus, warum diese Eile?«
    »Dein ehemaliger Arbeitgeber könnte seinen Anwalt konsultieren.«
    »Wieso – wollt ihr ihn betrügen?«
    »Natürlich nicht. Papa und ich sind ehrliche Burschen. Jeder, der mit uns zu tun hat, wird das bestätigen. Wir wollen ihm nur nicht den Spielraum geben, den Spieß umzudrehen und uns zu betrügen.«
    »Jeder, der mit euch beiden zu tun hat, sagt: ›Nie wieder!‹ Das ist mein Leben, das ihr Wiesel da organisiert, Marcus!«
    »Dramatisier doch nicht alles gleich so. Wir verschaffen dir einen soliden Lebensunterhalt.«
    »Kann ich nicht wenigstens noch einen Tag lang darüber nachdenken?«
    »Wir, die starken, wohlwollenden Männer, die deinem Haushalt vorstehen, haben dir das Denken abgenommen, genau, wie es sein sollte. Außerdem sagt Papa, die nächste Möglichkeit für Rechtsgeschäfte ergibt sich erst wieder in mehreren Tagen, und wir wagen nicht, so lange zu warten. Sein juristischer Beistand hat eine hübsche Schriftrolle vorbereitet, und Papa möchte hören, dass du dich darüber freust.«
    »Mit Papa will ich nichts zu tun haben.«
    »Prima. Ich wusste doch, dass du einverstanden sein würdest.«
    Papa hatte Recht (ich sah in meinem Kalender nach). Dank der vernünftigen römischen Einstellung, dass Rechtsanwälte Haie sind, die man so wenig wie möglich ermutigen sollte, gab es für gewöhnlich nur vier oder fünf Tage im Monat, an denen sie Klienten übers Ohr hauen konnten. (Andere Nationen sollten überlegen, ob sie diese Regel nicht auch einführen. Rechtsanwälten gefällt sie ebenfalls, so faul, wie die sind.) Der Juni bot besonders liebevollen Schutz für nervöse Bürger – wenn es auch ein bisschen lästig war, falls man selbst jemanden übers Ohr hauen wollte. Ließen wir uns diese Chance entgehen, lag der nächste Vertragsunterzeichnungstag erst weit nach den Iden. Ich schickte Marius mit der Botschaft zu Papa, Maia sei entzückt.
    Meine Schwester ließ Marius gehen, änderte dann aber, in ihrer Trauer noch widerspenstiger als sonst, ihre Meinung und wollte ihm nachlaufen. Zum Glück hatte Marius sofort erkannt, dass er, wollte er sein zukünftiges Schulgeld sichern, wie der Blitz losrennen musste, sobald er das Haus verlassen hatte.
    Als hilfreich erwies sich ebenfalls, dass ihr eine Besucherin den Weg abschnitt. Als meine Schwester, mit mir im Schlepptau, aus der Haustür stürmte, entdeckten wir auf der Straße die inzwischen vertraute Sänfte mit der Medusaverzierung, die den Laelii gehörte. Wenn man bedachte, dass sie den Kontakt mit uns vermeiden wollten, pflügte das Ding inzwischen ziemlich tiefe Furchen zwischen den Häusern meiner Familie.
    »Ich grüße Sie, Maia Favonia!«
    »Caecilia Paeta! Marcus, das ist die Mutter der lieben kleinen Gaia Laelia.«
    »Du meine Güte – aber bitte sie doch herein, liebste Maia …«
    (und ich, dein neugieriger Bruder, muss natürlich zur Überwachung hier bleiben).
    Caecilia Paeta war schlank, in ein schweres weißes Gewand gekleidet, trug eine glanzlose Metallkette und nichts so pietätloses wie Schminke, die ihr bleiches Gesicht hätte beleben können. Maia hatte behauptet, Caecilia kneife dauernd die Augen zusammen. In Wirklichkeit war sie extrem kurzsichtig, was ihr das vage Auftreten von jemandem verlieh, dem alles entgeht, was drei Schritte entfernt ist, und der vorgibt, dass außerhalb seines Gesichtsfeldes nichts Relevantes passiert. Sie hatte einen dünnen Mund, eine Nase, die von vorne besser aussah als im Profil, und einen Schopf ungepflegter schwarzer Haare, in der Mitte gescheitelt und hinten in altmodischer Weise zusammengebunden.
    Sie war nicht mein Typ. (Das hatte ich auch nicht erwartet.) Natürlich war das für sie kein Hindernis, eine Frau zu sein, für die sich andere Männer vielleicht erwärmen konnten. (Aber vermutlich keiner meiner Freunde.)
    Caecilia wirkte nervös. Kaum waren ein paar lustlose

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