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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vater?«
    Caecilias Kinn hob sich leicht. »Scaurus war entzückt, als ich ihm von diesem Vorschlag schrieb.« Ihre Ausdrucksweise verwirrte mich, was man mir offenbar ansah. Ruhig fügte Caecilia Paeta hinzu: »Er lebt nicht mehr bei uns.«
    Scheidung ist nichts Ungewöhnliches, aber ich hatte nicht erwartet, sie in einem Haus zu finden, wo jeder Mann zum Flamen ausersehen war, mit lebenslanger Ehe. »Und wo lebt Scaurus jetzt?«, brachte ich in neutralem Ton heraus. Scaurus musste der Name von Gaias Vater sein; es war der erste Hinweis auf seine persönliche Identität, und ich fragte mich, ob das bedeutsam war.
    »Auf dem Land.« Sie nannte einen Ort, den ich zufällig kannte, etwa eine Stunde vom Hof der Brüder meiner Mutter entfernt. Maia warf mir einen Blick zu, aber ich wich ihm aus.
    »Und Sie sind geschieden?«
    »Nein«, sagte Caecilia leise. Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht oft darüber sprach. Der ehemalige Flamen Dialis wäre bestimmt wütend auf sie gewesen. »Mein Schwiegervater war strikt dagegen.«
    »Ihr Mann – sein Sohn –, war er Mitglied der Priesterschaft?«
    »Nein.« Sie schaute zu Boden. »Nein, das war er nie. Man hatte immer angenommen, er würde die Familientradition fortsetzen, ja, es wurde mir sogar versprochen, als ich ihn heiratete. Laelius Scaurus zog einen anderen Lebensstil vor.«
    »Sein Bruch mit der Familientradition muss große Unzufriedenheit hervorgerufen haben, kann ich mir vorstellen?«
    Caecilia antwortete nicht direkt, aber ihr Gesichtsausdruck sagte alles. »Es ist nie zu spät. Man hatte die Hoffnung, dass vielleicht noch etwas zu retten war, solange wir nur getrennt lebten – und da gab es ja auch noch Gaia. Mein Schwiegervater hatte vor, sie auf die alte Weise mit jemandem zu verheiraten, der für das Flamenkollegium qualifiziert war, und hoffte, dass sie vielleicht eines Tages sogar die Flaminica werden würde, wie ihre Großmutter …« Ihre Stimme verklang.
    »Aber nicht, wenn sie Vestalin ist!«, warf Maia ein. Caecilia hob den Kopf. Maias Stimme senkte sich verschwörerisch. »Sie haben ihm die Stirn geboten! Sie haben absichtlich dafür gesorgt, dass Gaia an der Verlosung teilnimmt, um die Pläne ihres Großvaters zu vereiteln!«
    »Ich würde den Flamen nie hintergehen«, antwortete Gaias Mutter zu glatt. Als sie merkte, dass sie zu viel ausgeplaudert hatte, sprang sie auf. »Unsere Familie macht eine schwierige Zeit durch. Bitte, zeigen Sie Verständnis und lassen Sie uns von jetzt an in Ruhe.«
    Sie war auf dem Weg nach draußen.
    »Wir entschuldigen uns«, meinte Maia knapp. Sie hätte Einwände erheben können, wollte aber immer noch in eigener Angelegenheit lospreschen. Stattdessen nahm sie die Anspielung auf die schwierige Zeit auf. »Wir haben natürlich mit Bedauern von Ihrem Verlust gehört.«
    Mit aufgerissenen Augen wirbelte Caecilia herum und starrte Maia an. Eine ziemlich übertriebene Reaktion, obwohl Trauer die Menschen auf unerwartete Weise empfindlich machen kann.
    »Ihre Familie war bei einer Trauerfeier, als Maia und ich Sie besuchen wollten«, erinnerte ich sie sanft. »War es ein naher Verwandter?«
    »Nein, nein! Ein angeheirateter Verwandter, mehr nicht …« Caecilia riss sich zusammen, beugte formell den Kopf und schritt hinaus zu ihrer Sänfte.
    Selbst Maia gelang es zu warten, bis die Frau verschwunden war, bevor sie mir zuraunte: »Was ist da los? Die Familie ist so empfindlich!«
    »Alle Familien sind empfindlich«, erwiderte ich fromm.
    »Unsere kannst du ja wohl nicht meinen!«, höhnte meine Schwester – und rannte los, um sich endlich in den Streit mit Papa zu stürzen.
    Ich machte mich auf den Weg zu meiner Mutter, wie ein treuer Sohn.
    Es war schon lange her, dass ich mit Mama in die Campania gefahren war, um Großtante Phoebe zu besuchen und welchen unglaublichen meiner Onkel sie momentan gerade versorgte, den launischen Fabius oder den trübsinnigen Junius – allerdings nie den anderen, völlig ausgetickten Onkel, der für immer verschwunden war und von dem wir nicht sprechen sollten. Es wäre ein Leichtes, Mama für einen langen Tratsch in der Handelsgärtnerei unserer Familie abzusetzen und mich dann mit etwas Harmlosem zu beschäftigen.
    Ich konnte zum Beispiel ein paar Meilen weiterfahren, zu dem Ort, den Caecilia Paeta erwähnt hatte, und den von der Familie getrennt lebenden Vater der kleinen angeblich so fantasievollen Gaia Laelia befragen.

XX
     
     
    »Helena Justina, ein Mann, der dich abgöttisch

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