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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gegenüber, von nun an unter der Fuchtel einer Tyrannin mit dreißigjähriger Erfahrung im Regieren eines Hühnerstalls zu stehen.
    »Gute Götter!«, rief Helena. »Das hat Großmutter mir nie erzählt!«
    »Du wirst eben vor allem Skandalösen beschützt«, warf ich ein.
    »Der kann reden!«, zwitscherte Meldina.
    »Viel zu viel«, schnaubte Helena. »Ich nehme ihn auch nur mit, damit er den Schoßhund trägt. Nun ja, pensionierte Vestalinnen dürfen heiraten, werden aber von den Leuten meist scheel angesehen … Ich kann nicht behaupten, dass Großmutter Terentia wirklich mochte.«
    »Ach, ist das wahr?« Das Mädchen wirkte weiterhin strahlend und hilfsbereit, obwohl es diesmal Helenas Worten eindeutig auswich. Sie verhielt sich loyal. Wem gegenüber, fragte ich mich.
    Helena ging darüber hinweg und schnitt ein anderes Thema an. »Meldina, wussten Sie, dass die junge Gaia Laelia Terentia folgen und ebenfalls Vestalin werden soll?«
    »Ja. Scaurus sagte, seine Frau habe sich das ausgedacht.«
    »Hat er seine Zustimmung gegeben?«
    »Ich glaube schon.«
    »Mir kam gerade der Gedanken, ob er deswegen heute in Rom ist.«
    »Nein, nein. Seine Tante braucht ihn. Er erzählte, er solle ihr bei ihren Angelegenheiten helfen.«
    Helena überlegte. »Entschuldigen Sie, da muss ich was missverstanden haben. Ich dachte, Sie sagten, Laelius Scaurus sei nach Rom gefahren, nachdem er einen Brief von seiner Frau bekommen habe, nicht von seiner Tante?«
    Meldinas Lächeln wurde breiter denn je. »Tja, das ist halt sein Los. Seine Tante braucht ihn, aber seine Frau schrieb, sein Vater habe entschieden, dass Scaurus nichts davon erfahren solle.« Sie grinste. »Scaurus ist nach Rom gefahren, um anständig Stunk zu machen!«

XXI
     
     
    Wir übernachteten bei meinen Verwandten. Die hübsche Meldina hatte versprochen, Scaurus nach seiner Rückkehr zu uns zu schicken. Und sie hatte das mit erschreckender Überzeugungskraft gesagt. Ich war daran gewöhnt, mit sehr viel subtileren Manövern rumgekriegt zu werden, konnte mir aber vorstellen, dass ein Mann, der in einer repressiven Atmosphäre aufgewachsen ist, ein so entschlossenes Mädchen zu schätzen wusste. Der arme Schlappschwanz würde sich sicher fühlen.
    Mama und Großtante Phoebe wetteiferten miteinander in trübsinnigen Erörterungen, dass sie sich jetzt wohl zum letzten Mal sehen würden. Laut diesen beiden zähen alten Krähen konnte es nun täglich passieren, dass sie Charons Hund in der Unterwelt einen Knochen zuwarfen. Ich selbst gab den beiden noch jeweils mindestens ein Jahrzehnt. Vor allem, weil sie es nicht ertragen könnten, aus dem Leben zu scheiden, solange Fabius und Junius sie noch mit durchzuhechelnden Katastrophen versorgten.
    Fabius, der momentan Anwesende, hatte von meiner neuen Stellung als Prokurator des heiligen Geflügels gehört. »Oh, du musst unbedingt mitkommen und dir ansehen, was ich mit unseren Hühnern mache, Marcus. Das wird dich sehr interessieren …«
    Mir sank das Herz. Als Großonkel Sacro noch lebte, war auch er ständig voll verrückter Pläne und Erfindungen gewesen, aber Sacro hatte den Dreh rausgehabt, einen davon zu überzeugen, dass er durch das verbogene Knochengerüst, das wie eine dickbäuchige Taube aussah, das Geheimnis des Fliegens entdeckt hatte. Jeder von Fabius oder Junius geschaffene Prototyp war zwangsläufig von dürftigerer Dimension, und ihre Art, Begeisterung zu zeigen, hatte die Lebendigkeit eines schlaffen alten Flickenteppichs. Es war die reinste Folter, wenn sie einen zu einem ausführlichen Vortrag gegen eine Futterkrippe drückten.
    Mein Großvater und Großonkel Sacro (die beide schon lange tot waren) hatten den ursprünglichen Hühnerhof gebaut, ein ziemlich großes Gelände, das sie mit Netzen bedeckt und Nestern versehen hatten und in dem in guten Zeiten bis zu zweihundert Hühner untergebracht waren. Eine Frau und ein Junge hatten daneben in einer Hütte gelebt, aber meine Onkel waren die miesesten Personalchefs der Welt (entweder verführten sie das Personal, stritten mit ihm oder vernachlässigten es total), und daher wurden die Hühner ebenfalls vernachlässigt. Unter der bis vor kurzem andauernden Regentschaft von Onkel Junius war die Hühnerschar auf vierzig bis fünfzig geschrumpft, hatte fröhlich vor sich hin gelebt und nur selten Eier oder das eigene Leben für den Familienkochtopf hergeben müssen. Nachdem Junius davongerannt war, machte Fabius Pläne, das alles zu ändern.
    »Ich mäste sie jetzt

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