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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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abgewartet, weil es ein Tag für Rechtsgeschäfte war und er Angst hatte, sie könnten ihn dazu bringen, etwas zu unterschreiben.«
    »Was denn?« Ich lächelte. Ihre Freundlichkeit war äußerst ansteckend.
    »Ach, keine Ahnung.«
    »Und Sie sind?«, fragte Helena etwas streng.
    »Ich bin Meldina.« Sehr hübsch. Es gelang mir, die Bemerkung zurückzuhalten, dass sie einen hübschen Namen habe. So was klingt immer wie abgedroschene Anmache, wie ehrlich es auch gemeint ist. Ich befand mich auch so schon in einer schwierigen Lage, musste die zappelnde Hündin festhalten, die sich Hoffnungen auf eine ländliche Romanze machte.
    Von da an überließ ich Helena die Befragung, während ich mich ausschließlich um Nux kümmerte und bewundernd zuschaute. (Ich meine – natürlich – nur, dass ich die Geschicklichkeit meiner lieben Freundin beim Fragenstellen bewunderte.)
    »Wie lange lebt Laelius Scaurus schon hier draußen?«
    »Seit etwa drei Jahren.«
    »So lange! Und haben Sie auch die ganze Zeit hier gelebt?«
    »Größtenteils.« Meldina schenkte uns ein besonders breites Lächeln. »Es ist sehr schön hier.«
    Wir sahen uns um. Ein Bild ländlicher Perfektion. Wenn man es vom perspektivischen Standpunkt aus betrachtete, war der Vordergrund besonders reizvoll, dank der Anwesenheit von Meldinas großem Liebreiz.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Helena sanft in einem Ton, der nicht beleidigend klang. »Sie sind wohl eine Freigelassene der Familie Laelius?«
    »Aber nein!« Meldina klang entsetzt. »Mit der Bande hatte ich nichts zu tun. Meine Mutter war eine Freigelassene seiner Tante«, verbesserte sie. Diese ziemlich komplizierte Formulierung deutete darauf hin, dass sie nicht auf Druck mit Scaurus hierher gezogen war. Als frei Geborene hatte sie sich selbst dazu entschieden. Trotzdem fragte ich mich, ob die Tante sie nicht dazu ermutigt hatte; so ein attraktives Mädchen war in Tantchens Haushalt vielleicht zu sehr zur Favoritin geworden.
    »Kannten Sie Scaurus schon, bevor er aufs Land gezogen ist?« Helena wollte herausfinden, ob die Freundschaft mit Meldina zur Entfremdung zwischen Scaurus und seiner Frau geführt hatte.
    »Nein, ich lernte ihn erst danach kennen. Trotzdem«, sagte das Mädchen lächelnd (das eigentlich nie zu lächeln aufhörte), »haben wir uns hier inzwischen recht gut eingerichtet.«
    »Vermutlich besteht keine Chance, dass er sich von seiner Frau scheiden lässt?«
    »Niemals. Sein Vater hat es verboten.« Wie wir uns gedacht hatten.
    »Verzeihen Sie, dass ich all diese Fragen stelle«, sagte Helena.
    »Ach, das macht nichts. Ich rede mit jedem.« Was für eine erfrischende Einstellung. Wie weit Meldinas Zugänglichkeit wohl ging? Es schien unwahrscheinlich, dass sie sich sehr einschränkte. Helena warf mir aus irgendeinem Grund einen strengen Blick zu. »Was wollten Sie denn von Scaurus?«, fragte Meldina und warf ebenfalls einen Blick in meine Richtung. Ich war ein Mann von Welt; ich konnte damit umgehen. Andererseits war es möglich, dass ich nach diesem Vorfall nicht mehr mit Helena umgehen konnte.
    »Wir wollten mit ihm über seine Tochter sprechen – die kleine Gaia. Wir hatten eine Begegnung mit ihr, die uns mit Besorgnis erfüllt hat.«
    »Komisches kleines Ding«, meinte Meldina mit einem entzückenden Stirnrunzeln. »Ich hab sie ein paarmal gesehen. Seine Tante bringt sie her, damit sie ihren Vater besuchen kann.«
    Die Tante war so oft erwähnt worden, dass sich Helena jetzt auf sie konzentrierte. »Wenn Sie sagen, Tante, handelt es sich da vielleicht um Terentia Paulla?« Das überraschte mich, doch dann fiel mir die Unterhaltung über diese Frau im Haus von Helenas Eltern ein. Sie war die Schwester der verstorbenen Flaminica. »Meine Großmutter kannte sie von den Festen der Bona Dea«, erklärte Helena. »Terentia ist eine vestalische Jungfrau, richtig?«
    »Das ist die richtige Tante. Aber sie ist keine Jungfrau mehr!« Meldina kicherte. »Wussten Sie das nicht? Sie hat sich nach dem Ende ihrer dreißig Jahre zurückgezogen – und dann alle mit einer Heirat verblüfft!«
    Pensionierte Vestalinnen konnten das tun – theoretisch. Es geschah selten, da es für einen Mann als wenig Glück bringend galt, eine Exjungfrau zu heiraten. Sie waren meist über das gebärfähige Alter hinaus, und ein Bräutigam musste schon sehr hohen Wert auf Jungfräulichkeit legen, um sich darauf einzulassen. Dem prickelnden Gefühl, eine Jungfrau im Bett zu haben, stünde rasch die Gewissheit

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