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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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sie versuchen, die Fährten der verschwundenen Wertgegenstände anhand einer nicht vorhandenen Inventarliste zu verfolgen. Ich kann die Kerle nicht leiden – und sie mich auch nicht. Die mit ihrer blöden Liste! Mein Mann wurde ermordet!«
    »Hast du selbst irgend etwas Neues erfahren, Jo?«
    Jo zog die Augenbrauen hoch. »Warum stellst du mir diese Frage, Alice? Schließlich habe ich deinen Rat angenommen, die ganze Sache zu vergessen und einfach mein Leben zu leben.«
    Betretenes Schweigen.
    »Aber ich konnte es nicht finden«, sagte Jo schließlich.
    »Was konntest du nicht finden?« fragte ich verwirrt.
    Plötzlich begann Jo, mit hektischen Bewegungen unter ihrer Serviette nachzuschauen, unter ihrer Kaffeetasse und schließlich unter dem Tisch.
    »Hier ist es auch nicht.«
    » Was denn?« fragte ich und machte mir allmählich Sorgen um den Geisteszustand der alten Frau.
    Jo entspannte sich und grinste. »Das Leben, Alice. Das Leben, das ich ›einfach so‹ führen soll, wie du mir geraten hast.«
    Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Jo aber lachte so laut, daß die Kellnerin uns mißbilligende Blicke zuwarf.
     
    Mona Aspens Haus war wirklich wunderschön. Es war ursprünglich ein Farmhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert gewesen; Küche, Korridor und Eßzimmer existierten noch. Das Gebäude war mehrmals erweitert und ausgebaut worden, doch selbst der moderne Flügel des Hauses war im Kolonialstil gehalten. Jo und ich schlenderten von Zimmer zu Zimmer, schauten uns Lampen und Stühle und Teppiche an. An jedem Stück war ein gelber Zettel befestigt, auf dem die Auktionsnummer stand. Ein fremder Mann mit schwarzem Hut reichte uns eine Liste, der zu entnehmen war, welche Gegenstände versteigert wurden und zu welchem Preis.
    Jo schien alles berühren, alles in sich aufnehmen zu wollen, als wäre sie die eherne Wärterin über die Hinterlassenschaft ihrer ermordeten Freundin. Die Besucher kamen und gingen; einige Leute begrüßten Jo, andere lächelten sie nur an oder nickten ihr im Vorbeigehen zu.
    »Ich muß mich ein Weilchen hinsetzen«, sagte Jo schließlich, als sie neben dem Kamin einen Sessel entdeckte. Ich führte sie dorthin.
    Nachdem Jo Platz genommen hatte, sagte sie: »Ich vergesse immer wieder, daß du nie in diesem Haus gewesen bist, nur draußen auf dem Stallgelände. Du könntest dir mal Monas Schlafzimmer anschauen. Es ist wundervoll. Inzwischen mache ich hier ein kleines Nickerchen.«
    Ich hatte noch keine drei Schritte gemacht, als Detective Senay aus einer Nische auftauchte.
    »Sieh an, sieh an. Die Katzenlady«, sagte er. Mir gefiel der Beiklang seiner Stimme nicht. Mir gefiel nicht, wie er mit leichtfüßigen, schnellen Schritten zu mir kam – näher an mich heran, als es für eine normale Unterhaltung erforderlich gewesen wäre. Mir wurde klar, daß dies einer der Gründe dafür war, daß ich diesen Mann nicht leiden konnte: Er rückte mir immer so nahe, als wollte er mich berühren. War das einer der Tricks, den Senay bei inoffiziellen Befragungen Verdächtiger anwandte? Hielt er mich für eine Tatverdächtige?
    Ich lächelte und wollte weitergehen.
    »Ich habe Nachforschungen über Sie angestellt«, sagte er.
    Ich blieb stehen und wandte mich um. »Nachforschungen?«
    »Na ja«, erwiderte er, »nicht direkt. Eigentlich habe ich nur mit einigen Leuten im Suffolk County gesprochen, und die haben mir erzählt, daß Sie vor längerer Zeit mit einem Mordfall an einem Dozenten aus Stony Brook zu tun hatten.«
    »Nein, Detective, das haben Sie und Ihre Freunde vollkommen falsch verstanden. Ich hatte nichts mit dem Fall zu tun. Ich habe Ihren New Yorker Kollegen nur den Unterschied zwischen Mord und Selbstmord deutlich gemacht. Für sie schien es ein und dasselbe zu sein.«
    Was ich da gesagt hatte, gefiel ihm nicht. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Aber schließlich hatte er angefangen. »Gott bewahre uns vor noch mehr Dilettanten. Sagen Sie mal, haben Sie eine bestimmte Methode, an ein Verbrechen heranzugehen?«
    »O ja«, erwiderte ich mit dem angemessenen Maß an Spott. »Ich löse Mordfälle durch Eingeweideschau, wie die alten Römer. Ich schneide Vögeln den Bauch auf und gucke mir die Innereien an.«
    »Was Sie nicht sagen. Haben die aufgeschlitzten Vögel Ihnen auch gezeigt, daß zwei Jungen in Manhattan versucht haben, ein Teeservice aus Silber zu verkaufen? Achtzehntes Jahrhundert. Sehr kostbar. Stammt vermutlich aus dem Haus der Starobins.«
    Er grinste und ging

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