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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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zurückzuführen war, daß ich mich wieder auf die Suche nach den Mördern Harry Starobins und Mona Aspens begeben hatte?
    Ich setzte den Weg zur Bibliothek fort. Als ich den Eingang erreichte, lehnte ich mich draußen vor dem Gebäude gegen eine Mauer. Meine Hände waren verschwitzt. Ich fühlte mich nicht besonders gut.
    Ich konnte mich erinnern, wo ich einen Hut mit Fasanenfeder gesehen hatte. Auf Mona Aspens Anwesen. Einen solchen Hut hatte Monas Neffe getragen, Nicholas Hill.
    Ich warf einen raschen Blick in Richtung Innenstadt. Der Mann war nicht wieder aufgetaucht. War Nicholas Hill mir gefolgt? Und wenn – warum? Ich konnte mich erinnern, daß ich seine Antworten und seine ganze Art nicht gemocht hatte, damals, als ich mit ihm über Ginger gesprochen hatte. Er war mir verdächtig erschienen.
    Doch als ich die Bibliothek betrat, mußte ich diese Gedanken abschütteln. Ich hatte mich seit zwei Monaten nicht mit dem Fall befaßt. War Nicholas Hill in diesen acht Wochen jeden Tag nach New York gekommen? Nur um zu beobachten, wie ich in den Lebensmittelladen ging? Wohl kaum. Nein, ich mußte mich geirrt haben.
    Der Bibliothekar, der für die regelmäßig erscheinenden Publikationen verantwortlich war, hatte noch nie von Cup of Tea gehört. Er gab mir den Rat, zuerst im New-York-Times -Verzeichnis nachzuschauen, bevor ich mich den diversen Pferde-Fachzeitschriften zuwandte.
    Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, daß es buchstäblich Hunderte von Artikeln über Cup of Tea gab. Er war offensichtlich der Liebling der Sportredaktion der Times gewesen – durchschnittlich alle drei Tage war ein Bericht über das Pferd erschienen. Cup of Tea war sogar an herausgehobener Stelle in einem Leitartikel erwähnt worden.
    Ich verbrachte den ganzen Tag vor dem Mikrofilmgerät und las sämtliche Times -Artikel, die sich mit der Karriere dieses Pferdes befaßten.
    In den Artikeln waren alle möglichen bedeutungslosen, wenngleich liebevoll recherchierten Informationen verstreut: Cup of Tea fraß besonders gern Möhren, die mit Erdnußbutter bestrichen waren; einer seiner Jockeys war Diabetiker; sein Trainer war dreimal verheiratet gewesen; Cup of Tea hatte in den letzten drei Rennen seiner Karriere gesiegt (und zwar mit einem Vorsprung von zusammengerechnet einundfünfzig Längen), bevor er seinen Job als Deckhengst aufnahm.
    Ich verbrachte zwei weitere Tage mit den archivierten Times-Ausgaben; dann ging ich zu den Pferde-Fachzeitschriften über und erfuhr sehr viel mehr über Cup of Tea : über seine Gangart, seine Abstammung, sein Training; darüber, welche Hufeisen er bevorzugte, wie er sich im Stall benahm, was er fraß und warum.
    Ich wußte wirklich nicht, wonach ich eigentlich suchte, doch was immer es sein mochte – nach sechs Tagen intensiver Recherchen hatte ich es noch nicht gefunden. Und was noch wichtiger war: Ich war auf keinen einzigen Hinweis gestoßen, daß Ginger Mauch eine von Cup of Tea ’s Reiterinnen gewesen war.
    In der darauffolgenden Woche zog ich auf die gegenüberliegende Straßenseite um, in die zentrale Handbibliothek. Dort konzentrierte ich mich mehr auf Bücher als auf Zeitschriften. Während der aktiven Rennlaufbahn von Cup of Tea als Champion-Galopper – 1978-1984 – waren Dutzende von Büchern über Pferderennen und Pferdezucht erschienen, und in einem Großteil dieser Bücher wurde Cup of Tea zumindest erwähnt.
    Mein Tagesablauf wurde sehr eintönig: Ausleihzettel beim Bibliothekar abgeben, Bücher aufstöbern, Inhaltsverzeichnisse, Glossare, Fotos und Bibliographien durchschauen, Querverweise notieren. Daß ich oft an Harry dachte, während ich die Bücher durchforschte, war der einzige Grund, daß ich dieses abstumpfende Einerlei durchhielt. Harry wäre stolz gewesen, daß ich meine Angst und meine Skepsis überwunden hatte und mich wieder mit dem Puzzle seines Todes beschäftigte.
    Charlie Coombs hingegen war unglücklich. Er beklagte sich immer öfter darüber, daß ich ihn in den zwei, drei Nächten die Woche, die er bei mir schlief, mit den Katzen allein ließ und den ganzen Abend in der Bibliothek verbrachte, bis ich todmüde nach Hause kam. Immer wieder fragte er: » Du willst ein Buch über Cup of Tea schreiben? Erwartest du wirklich von mir, daß ich dir glaube?«
    Charlies Beschwerden waren der Grund dafür, daß ich intensiver über ihn nachdachte. Ich kann mich an einen verregneten Dienstag erinnern, als mir der Gedanke kam: Was soll aus Charlie und dir eigentlich werden? Liebt

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