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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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packte ich die Gelegenheit beim Schopf. »Und jetzt, wo Charlie aus meinen Leben verschwunden ist, brauche ich jemand anderen, der etwas von Pferden versteht.«
    »Ich glaube, da solltest du lieber mit einem anderen Trainer ins Bett hüpfen, Alice. Um ehrlich zu sein, die Trainer sind die einzigen, die wirklich über die Abstammung, den Charakter, den Körperbau, die Leistungsfähigkeit und die aktuelle Form der Pferde Bescheid wissen. Was ich weiß, schnappe ich von anderen Wettern auf. Irgendwelches Gerede… Gerüchte, die stimmen können oder auch nicht. Ob ein bestimmtes Pferd volles Tempo gehen kann, wenn es heißer als dreißig Grad im Schatten ist, oder ob der Gaul Bier im Futter mag, oder ob er verrückt spielt, wenn er keinen weiblichen Jockey im Sattel hat. Blödsinn, was?«
    »Aber nein, Tony! Genau für solche Dinge interessiere ich mich«, sagte ich und log ausnahmsweise einmal nicht.
    Tony ließ sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen. »Jetzt hör mir mal zu, Alice«, sagte er ungewohnt ernst. »Wenn es eine Frau auf Erden gibt, für die ich mit Freuden meine Gattin, meine Kinder und meine Kopierläden verwettet hätte, damit sie sich niemals auf Pferdewetten einläßt, dann bist du das. Für so etwas hattest du immer schon… zu viel Klasse, zu viel Eleganz. Es sei denn, du hättest einen schwerreichen Liebhaber, der seinen eigenen Rennstall besitzt. Ja, das würde zu dir passen.«
    So langsam hörte er sich wie mein Exmann an.
    »Weißt du, Tony«, sagte ich, »ich mache das nicht ganz freiwillig. Das Buch ist sozusagen eine Schuld, die ich begleichen muß.«
    »Bei Buchmachern?«
    »Nein, bei Toten.«
    »Bei Toten?« wiederholte er leise.
    »Ich brauche alle Informationen über Lord Kelvin und Ask Me No Questions , die ich bekommen kann.«
    »Den ersten Gaul kannst du vergessen.«
    » Lord Kelvin ? Warum?«
    »Er ist tot. Lord Kelvin wurde vor etwa einem Jahr in Pennsylvania bei einem mysteriösen Unfall mit dem Pferdetransporter getötet. Ich weiß es von einem Kerl, den ich auf der Rennbahn getroffen habe. Der Bursche hat mir gesagt, er hätte in einer Zeitung, die in Philadelphia erscheint, einen kleinen Artikel darüber gelesen. Er hat es mir nur erzählt, weil wir beide mit unseren Wetten auf Lord Kelvin eine hübsche Summe kassiert haben.«
    Warum hat Charlie mir nichts von dem Unfall gesagt, als ich ihn nach Lord Kelvin gefragt habe? ging es mir durch den Kopf. Konnte es sein, daß er nichts davon wußte?
    »Bliebe das andere Pferd. Ask Me No Questions «, sagte ich.
    »Ich habe sie mal laufen sehen«, erwiderte Anthony. »Hör mal, gib mir ein paar Tage Zeit.«
    Ich kritzelte meine Telefonnummer auf Tonys Schreibblock. Dabei mußte ich daran denken, daß ich das gleiche bei Charlie getan hatte, als wir uns das erste Mal begegnet waren. »Danke«, sagte ich und stand auf.
    »Moment noch, Alice«, rief er mit einem Hauch von Panik in der Stimme.
    Ich drehte mich zu ihm um.
    »Hast du nicht vergessen, mir zu sagen, wie traurig es um mich bestellt ist? Eine Mutter-Courage-Kopierkette statt der Mutter-Courage-Bühnenbilder? Willst du mir nicht sagen, wie jämmerlich sich alles entwickelt hat?«
    »Nein«, antwortete ich und fuhr nach kurzem Schweigen fort: »In unserer Stammkneipe, die wir nach dem Seminar immer besucht haben, hast du mir einmal gesagt, das Glücksspiel sei deine einzige wahre Leidenschaft.«
    »Das war gelogen«, erwiderte er.
    Ich wollte gehen. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    Basillio bemerkte mein Unbehagen. »Kannst du dich erinnern«, fragte er, »wie ich meine Katze, Fats, das erste Mal in einer Einkaufstüte mit ins Seminar genommen habe?«
    Wir lachten beide so laut, daß die Kunden vorn im Laden aufmerksam wurden und sich umdrehten, um uns über den Tresen hinweg zu beobachten.
    Eine Viertelstunde später ging ich zufrieden nach Hause. Ich hatte Basillio das Versprechen abgerungen, mich anzurufen und mir die gewünschten Informationen zu geben.
    Der Anruf kam zwei Tage später. »Ich gehe jetzt zur Rennbahn«, sagte Basillio, »aber wir treffen uns um zwanzig Uhr vor dem Plaza-Hotel, okay? Dann gehen wir in mein Lieblingslokal.«
    »Lieblingslokal?« fragte ich.
    »Die Oyster-Bar.«
    So stand ich dann um Viertel vor acht vor dem Plaza-Hotel, leger in Jeans und Pullover gekleidet. Basillio kam eine halbe Stunde zu spät – außer Atem, mit gerötetem Gesicht. Er begrüßte mich kurz, nahm mich beim Arm, führte mich die Treppe des Hotels hinauf,

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