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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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dir gegenüber mal den Namen Ginger Mauch erwähnt? Sie ist eine ehemalige Trainingsreiterin.«
    »Hat sie auch Cup of Tea trainiert?«
    »Ja.«
    »Ginger Mauch… nein, den Namen habe ich noch nie gehört. Aber das ist kein Wunder. Niemand redet über einen Trainingsreiter. Es sei denn, er schafft es bis zum Jockey. War diese Ginger Jockey?«
    »Nein«, sagte ich, aß eine weitere Muschel und mußte daran denken, daß Dr. Johnson seine Katzen stets mit Austern gefüttert hatte. Ganz schön teure Katzen. Armer Bushy. Armer Pancho. Frauchen war nur Catsitterin, angehende Nebendarstellerin in Romeo und Julia und Autorin eines Buches, das nie erscheinen würde.
    Anthony begann einen Monolog darüber, daß und aus welchem Grunde eine Pferderennbahn Brechts Vorstellungen vom Theater am nächsten käme. Offensichtlich stieg ihm der Cognac zu Kopf.
    »Wie komme ich nach Far Hills?« fragte ich, als er endlich eine Pause einlegte.
    »Mit dem Wagen. Du mußt über die George-Washington-Brücke und dann auf eine der Schnellstraßen… die 84 oder 80 oder 287… ich kann mich nicht genau erinnern.«
    »Ich werde es schon finden.«
    »Weißt du, was ich glaube?« sagte Anthony und versuchte verzweifelt, die Aufmerksamkeit eines Obers auf sich zu lenken, um uns Kaffee zu bestellen.
    »Was denn?«
    »Ich glaube, du wirst mich um einen weiteren Gefallen bitten. Also werde ich mich anbieten, dir diesen Gefallen zu tun, bevor du danach fragen mußt. Nicht, weil ich ein so netter Kerl bin, sondern weil es mir verdammt gutgetan hat, dich wiederzusehen, und weil ich nicht will, daß noch einmal siebzehn Jahre vergehen, bis wir uns das nächste Mal treffen. Also gut, ich fahre dich nach Jersey. Keine große Sache. Ich wohne in New Jersey, in Fort Lee. Und ich bringe dich zu Ask Me No Questions .«
     
    »Willst du das Pferd interviewen?« fragte Anthony kichernd und wies mit dem Kopf auf meinen Kassettenrecorder.
    Ich nickte geistesabwesend und blickte aus dem Fenster seines Pontiac, neuestes Baujahr. Ehrlich gesagt, wußte ich selbst nicht, warum ich zu dem Gestüt fuhr, um mir das Pferd anzuschauen. Aber ich unternahm etwas, und nur darauf kam es bei dieser Sache an. Bis jetzt war ich immer nur mit winzigen Schritten vorangekommen.
    Außerdem war Ask Me No Questions ein lebendes Wesen – etwas, das ich berühren und sehen konnte – und nicht bloß ein Bild an einer Wand oder ein Foto in einem Buch. Ja, endlich würde ich eins der drei Pferde leibhaftig zu sehen bekommen.
    Anthony begann, mir Fragen über das Theater zu stellen – über alte Freunde und Kollegen. Was ist aus X geworden? Was macht Y heute?
    Ich antwortete ihm, so gut ich konnte. Der Verkehr nahm ab; das ruhige Dahingleiten und das monotone Geräusch des Motors beruhigten mich. Anthony war ein guter Fahrer, schnell und sicher.
    Gut eine Stunde, nachdem wir die George-Washington-Brücke überquert hatten, erreichten wir das Norris-Gestüt. Es erwies sich als riesiger Komplex. Die Führringe und Übungsplätze befanden sich teils im Freien, teils im Innern der Gebäude. Ich sah Dutzende junger Mädchen mit Reithelmen und Peitschen, die hier Unterricht nahmen. Ein steter Strom schweißdampfender Pferde wurde von den Plätzen und Führringen zu den Stallungen geführt.
    »Na ja, es ist nicht gerade die Rennbahn von Belmont Park«, sagte Anthony.
    Wir stellten den Wagen ab und gingen ins Hauptbüro.
    Ein hochgewachsener, älterer Mann mit einer Kalbslederweste begrüßte uns. Ich tischte ihm meine Lügengeschichte auf, benutzte diesmal jedoch eine Variante und erzählte dem Mann, daß ich ein Buch über berühmte Stuten schreiben wollte, die in bedeutenden Rennen Hengste besiegt hätten. Aus diesem Grunde wollte ich mir Ask Me No Questions anschauen, der dieses Kunststück ja oft gelungen sei.
    Der Mann lächelte und sagte: »Sie wird die Hengste auch beim Springreiten besiegen.«
    Anthony flüsterte mir ins Ohr: »Laufend änderst du die Geschichte über dein angebliches Buch. Warum bleibst du nicht bei einer Version?«
    Ich beachtete seine Bemerkung nicht; statt dessen beobachtete ich den Mann, der Karteikarten durchblätterte. »Ah, ja«, sagte er schließlich. »Sie ist zur Zeit auf Platz Nummer drei. Sie können ruhig dorthin gehen.«
    Er führte uns an ein Fenster und zeigte auf einen Gehweg, der zu besagtem Platz führte.
    Als Anthony und ich uns auf den Weg gemacht hatten, schaute ich in die Gesichter der Leute, die uns entgegenkamen. Ob Ginger hier war?
    Als wir

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