Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren
Maschine für fünfundzwanzig Dollar.
Am folgenden Wochenende brachten wir sie zu Ruby. Sie saß auf der Veranda und hielt Ausschau nach unserem Wagen. Als wir ankamen, kam sie heraus und stand neben dem Wagen, während wir den Kofferraum öffneten. Beim Anblick der alten Maschine breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
„Sie ist genau wie meine alte“, flüsterte sie.
Wir brachten sie hinein und bauten sie in ihren alten Schrank ein. Sie passte perfekt. Dann schlossen wir sie an. Als Ruby ihr Summen hörte, klatschte sie in die Hände.
Das Geschäft läuft weiterhin gut. Ruby berechnet noch immer sechs Dollar für ein Kleid – es sei denn, es ist ein Brautkleid; dann näht sie es von Hand. Das kostet fünfzehn Dollar, wenn man es sich leisten kann.
Manchmal reist Ruby nach Norden, um ihre Enkelin Rachel zu besuchen. Dann zeigt Rachel Ruby ihre Barbiepuppe und fragt sie, ob sie ihr vielleicht ein paar neue Sachen für Barbie nähen kann. Wenn sie dann wieder zu Hause ist, beugt sie sich gleich am ersten Abend über ihre 48er Schwarzkopf und näht Kleider für Rachel und ihre Barbiepuppe. Sie näht bis weit nach Mitternacht. Bereits am darauffolgenden Morgen fährt sie zur Post und schickt ein Päckchen ab. Drei Tage später klingelt das Telefon. Es ist Rachel, die anruft und sagt: „Vielen Dank“ und „Ich liebe dich“ und „Wann kommst du uns wieder besuchen?“
Noch bei zwei anderen Gelegenheiten haben meine Frau und ich eine 48er Schwarzkopf in einem Schaufenster gesehen. Wir haben sie sofort gekauft und Ruby geschenkt. Denn sie hat viele Nähaufträge und wir wollen nicht, dass ihr die Nähmaschinen ausgehen, bevor ihr die Aufträge ausgehen.
Ich finde nicht alle Neuerungen gut, obwohl ich dankbar bin, dass 1948 die Elektrizität den Weg in die Grimes Road gefunden hat. Außerdem bin ich dankbar für eine Frau, die weit bis in die Nacht hinein näht und die mit jedem Stich Liebe verschenkt.
Philip Gulley
Enkelkinder
Wenn wir gewusst hätten, dass Enkelkinder so viel Freude bereiten, hätten wir sie zuerst bekommen.
Von einem Autoaufkleber
Ich hab dich lieb, Opa!
Vor einigen Jahren beschlossen mein Mann Wally und ich, seinem Vater anzubieten, dass er bei uns wohnt. Unsere Jungen waren damals beide noch klein – Brian war elf und Jeffrey drei Jahre alt – und wir waren der Meinung, sie würden von seinem Aufenthalt bei uns profitieren. Großvater Marshall nahm unsere Einladung gerne an und im darauffolgenden September reisten wir in den Staat New York, um ihn zu uns nach Hause zu holen. Es waren jedoch gleich zu Anfang in unserem Familienleben einige Anpassungen an die neue Lebenssituation notwendig. Manche waren leicht, manche nicht, aber weil wir uns liebten, kamen wir damit klar.
Wir hatten es uns zum Beispiel zur Angewohnheit gemacht, uns jeden Abend zu sagen, dass wir uns lieb haben. In unserem großen alten Farmhaus hallte dann „Gute Nacht, ich habe dich lieb“ durch die Räume, der Gruß, den jeder jedem zurief. Sehr gern nahmen wir Opa Marshall mit in unsere Liste auf. Anfangs war das bestimmt sehr ungewohnt für ihn und aus irgendeinem Grund fiel es ihm sehr schwer, diese Worte auszusprechen. Er sagte jedem von uns gute Nacht, doch damit hörte er auf.
Da Brian den ganzen Tag in der Schule war, verbrachten Jeff und Großvater Marshall viel Zeit miteinander und es entwickelte sich zwischen den beiden eine sehr enge Beziehung. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich eines Tages in unser Wohnzimmer kam und Großvater ganz ruhig in seinem Schaukelstuhl vorfand. Beim näheren Hinsehen verstand ich auch den Grund. Jeff hatte ihn gefesselt. Er grinste mich an und sagte: „Sieh nur, Mama, wir spielen Cowboy und Indianer.“
Nie werde ich einen ganz besonderen Abend vergessen. Wie gewöhnlich wünschten wir uns gegenseitig eine gute Nacht. Brian und Jeff stiegen die Treppe hoch und sagten ihrem Opa: „Ich habe dich lieb“, bis sie schließlich um die Ecke verschwanden, um noch ein letztes Mal aufzutauchen und diesen Satz zu wiederholen. An diesem Abend hörte ich die Worte von ihm zum ersten Mal. In meinen Ohren waren sie wie ein Glockengeläut. Großvater wünschte ihnen nicht nur eine gute Nacht, er fügte auch hinzu: „Ich habe euch auch lieb.“ Mein Herzschlag setzte aus. Diese beiden Jungen, Brian und Jeff, hatten sein Herz mit Liebe angerührt und er hatte reagiert. Von diesem Augenblick an schien Großvater nichts mehr dagegen zu haben, diese Worte
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