Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren
Buch ist zu wertvoll. Es hätte nie verkauft werden sollen. Du bist mir im Laufe der Jahre immer eine gute Freundin gewesen und ich möchte, dass du es behältst.“
Das Buch begleitete mich von da an in jedes neue Heim und wann immer ich es ansah, dachte ich an Warrens Großzügigkeit. Doch eines Weihnachten, als Alma etwa acht Jahre alt war, hatten wir kein Geld für Weihnachtsgeschenke. Deshalb nähten Sarah Jane und ich aus Stoffresten Puppenkleider für die Puppen unserer Töchter.
„Was willst du Leonard denn dieses Jahr schenken?“, fragte mich Sarah Jane, als wir so zusammensaßen. „Du hast noch gar nichts davon erzählt.“
„Ich habe ihm einen Pullover und Socken gestrickt“, erwiderte ich, „aber eigentlich möchte ich ihm eine Bibel schenken. Wir haben eine schöne Familienbibel und natürlich die Kirchenbibel, aber er braucht eine Bibel von der Größe seines Liederbuches, in der er täglich lesen kann. Ich könnte eine für fünfundsiebzig Cents aus dem Katalog bestellen, aber die ist in Leinen eingebunden. Die, die ich im Auge habe, ist in Leder gebunden und mit Goldschnitt.“
„Wie viel kostet sie?“
„Einen Dollar und vierzig Cents. Jedes Mal, wenn ich in Heller’s Laden komme, nehme ich sie zur Hand und betrachte sie. Vielleicht ist sie bald so abgegriffen, dass sie den Preis senken werden.“
„Dorcas würde sie dir bestimmt auf Ratenzahlung überlassen“, meinte Sarah Jane. „Sie würde sogar darauf bestehen, wenn sie wüsste, dass du sie gern für deinen Mann haben möchtest.“
Ich schüttelte den Kopf. „Leonard würde nicht so gern darin lesen, wenn er wüsste, dass ich mich dafür in Schulden gestürzt habe. Er würde sagen, dass eine Bibel hier und eine in der Kirche genug sind. Aber ich weiß, wie gern er seine eigene mitnehmen würde.“
„Wie viel brauchst du denn noch?“
„Fünfundsiebzig Cents.“
„Mehr als du für deine Eier bekommst“, erwiderte Sarah Jane. „Was könntest du denn sonst noch verkaufen?“
„Ich wüsste nichts.“ Ich zuckte die Achseln und dachte dann einen Augenblick lang nach. „Vielleicht aber doch. Mein signiertes Exemplar von Snowbound .“
Sarah Jane war entsetzt. „Oh Mabel, nein! Ich dachte an etwas zu essen, zum Beispiel Sahne oder Gemüse. Dieses Buch ist doch so kostbar!“
„Leonard auch“, erwiderte ich. „Ich werde es zu Dorcas bringen und sehen, ob sie es kauft. Oder es zumindest für die Bibel eintauscht.“
Sarah Jane war von der Idee nicht überzeugt, aber sie schwieg. Als ich das nächste Mal in die Stadt ging, nahm ich das schlanke Buch mit und erklärte Dorcas Heller meinen Plan.
„Bist du sicher, Mabel?“, protestierte sie. „Dieses Buch ist ein Schatz. Mr. Whittier ist schon tot und es gibt bestimmt nicht viele signierte Ausgaben seiner bekanntesten Gedichte.“
„Ich weiß. Aber wie oft lese ich darin? Leonard würde jeden Tag in seiner Bibel lesen.“
Dorcas zögerte, aber schließlich tauschte sie das Buch für die Bibel ein und ich eilte hocherfreut über meinen Handel nach Hause.
Als am Weihnachtsmorgen die Geschenke ausgepackt wurden, freute sich Leonard so sehr, wie ich es erwartet hatte. Wie gewöhnlich verbrachten wir den Tag mit Thomas und Sarah Jane. Als wir dann am Abend aufbrechen wollten, reichte Sarah Jane mir ein kleines Päckchen.
„Noch ein kleines Geschenk“, sagte sie.
Als ich das Geschenk öffnete, brach ich beinahe in Tränen aus. Es war meine signierte Ausgabe von Snowbound .
„Wer weiß, was du nächstes Jahr für dieses Buch kaufen kannst!“, meinte Sarah Jane grinsend. „Ich dachte, dies sei die beste Investition, die du machen könntest.“
Aber sie hatte sich geirrt. Die beste Investition meines Lebens war ihre Freundschaft.
Arleta Richardson
Mein Babysitter Mrs. H.
Mrs. H., mein Babysitter, ist sehr verlässlich. Sie kommt sogar, wenn ich erst im letzten Augenblick anfrage oder an Samstagen, wenn ich manchmal verzweifelt ihre Hilfe brauche. Trotzdem … da gibt es mehrere Dinge, mit denen ich nicht so ganz klarkomme.
Meine Mutter, gerecht aber konsequent, hat stets ein stren-ges Regiment geführt. Wenn Mrs. H. jedoch manchmal auf Buddy, wie sie ihn nennt, aufpasst, lässt sie ihn Telefonnummern auf der Rechenmaschine addieren, bis sich das Papier um den Bürostuhl rollt. Oder sie lässt ihn Formulare ausfüllen oder einen Brief an sich selbst schreiben, den Umschlag mit Stempeln vollstempeln und sich überreden, mit ihm zum nächsten Briefkasten zu
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