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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Schritte ist der Befehl an die Soldaten beider Reihen, ein Gewehr nach dem anderen dem jeweiligen Gegenüber zuzuwerfen. Es ist, als würde ich durch einen fein abgestimmten Angriff fliegender Schwerter gehen. Werfen. Fangen. Verpasst einer den Einsatz, könnte sich sein Bajonett in das Auge seines Partners bohren. Ich durchschreite eine zwanzig Meter lange Spirale durch die Luft wirbelnder Gewehre. Es sieht sensationell aus, ist aber durch ein dreimonatiges Training leicht zu schaffen.
    Als ich das letzte Paar erreiche, werfe ich aus dem Augenwinkel einen Blick auf den Typ zu meiner Rechten. Meine Augen schweifen nur ganz leicht zur Seite. Seine Hand zittert, als er das Gewehr auffängt, das gerade an meiner Nase vorbeigehuscht ist. Er wirft es eine Nanosekunde zu spät, das Gewehr vollzieht die halbe Drehung in der Luft und sein Kolben trifft mich an der Schläfe.
    Perfekt.
    Blackout.
    Hätte der Idiot sich um einen weiteren Takt verspätet, hätte mich statt des Kolbens das Bajonett getroffen.

    D ie Krankenpfleger ziehen mir die Stiefel aus, schnallen mir den Säbel ab und lösen meinen Gürtel. Im Krankenwagen ist es still. Jemand legt mir eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht. Ich überlasse mich der Bequemlichkeit der Bahre und atme tief ein und aus. Ich wünschte, ich könnte mir den Luxus erlauben, ohnmächtig zu werden, aber es ist wichtig, dass mein Zustand sich schnell stabilisiert. Sonst verfällt womöglich noch irgendein übereifriger Spinner auf die Idee, mir den Schädel zu öffnen.
    Als ich auf den weißen Laken im Behandlungszimmer der Krankenstation hinter einem zugezogenen Vorhang auf dem Rücken liege, sticht mir ein Pfleger eine Nadel in den Arm. Das Telefon befindet sich auf der anderen Seite des Vorhangs. Ich fühle mich ruhig, zu ruhig sogar, um einen vorsorglichen Blick darauf zu werfen.

    B enommen wache ich auf und weiß sofort, dass die Infusion ein Sedativum enthält.
    Bannon sitzt auf einem Hocker neben meinem Bett.
    â€žEs geht gar nicht so sehr um Obaid“, sagt er. „Ein Flugzeug fehlt. Ein ganzer verdammter Vogel. Einfach verschwunden.“
    Einen Moment lang hege ich die Hoffnung, dass es sich um eine durch das Beruhigungsmittel hervorgerufene Halluzination handelt, aber Bannons Hand auf meiner Schulter macht sie zunichte. Außerdem ist er der Einzige in der ganzen Akademie, der ein Flugzeug einen Vogel nennt.
    â€žEine MF-17 ist weg, und sie glauben, dass Obaid sie hat.“
    â€žUnd was glaubst du?“, frage ich und fühle mich dumm und schläfrig zugleich.
    Baby O ist ganz allein mit einem Flugzeug davongeflogen?

    N otfallanweisung für Mushshak, MF-17, Zweisitzer, duale Steuerung, Propellerflugzeug, 200 PS Saab-Motor.
    Motorbrand:
    Gas wegnehmen.
    30 Grad Sinkflug einleiten.
    Klappen ausfahren.
    Nach einem Landeplatz Ausschau halten.
    Bei anhaltendem Feuer:
    Sicherheitsgurt öffnen.
    Kabinendach abwerfen.
    Kopf unten halten.
    Auf den rechten Flügel klettern.
    Abspringen.
    â€žWarum auf den rechten Flügel?“, hatte ich mich bei der Notfallübung zu Wort gemeldet.
    â€žDamit Sie schneller tot sind“, war die Antwort.

    A n Bord der MF-17 gibt es keine Fallschirme.
    â€žDer Vogel wird noch immer vermisst“, sagt Bannon.
    â€žWen zum Teufel interessiert der beschissene Flieger? Achtundvierzig Stunden nach dem Start kann er sowieso nicht mehr in der Luft sein. Du hast ihm diese Scheißidee erst in den Kopf gesetzt. Sitz nicht rum, mach was!“, schreie ich ihn mit erstickter Stimme an. Das müssen die Beruhigungsmittel sein, sage ich mir.
    â€žEr ist zehn Minuten nach dem Start vom Radar verschwunden“, flüstert Bannon mit tiefer Stimme.
    â€žHaben sie Jäger ausgeschickt?“
    â€žNein, sie haben den Flug für eine reguläre Übung gehalten“, sagt er. „Obaid hat dein Sendesignal benutzt.“

Vier
    G eneral Zia ul-Haq übte gerade seine Sonderansprache an die Nation vor einer Fernsehkamera, als sein Sicherheitschef Brigadier TM den Raum betrat. Brigadier TMs Salut war zu jeder Zeit und Gelegenheit ein sehenswertes Ereignis. Als sein Fuß auf dem dicken Teppich landete, hallte TMs besonderer Respekt von den Samtvorhängen des Salons im Army House wider, und General Zia verpasste abermals den Moment, an dem er das Ablesen seiner vorbereiteten Rede unterbrechen und spontan sein wollte. An dieser Stelle sollte er den Stapel Papier vor

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