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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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Autofabrikanten heiraten möchtest, der ein bisschen Glamour in sein Leben bringen will, dann liegst du wahrscheinlich genau richtig.«
    Sie sah mich an. »Echt blöd, das Ganze.« Sie seufzte. »Du hast ja so recht. Meine Mum will, dass ich eine piekfeine Lady werde. Davon träumt sie Tag und Nacht. Deshalb ist es auch so traurig, dass sie sich einbildet, dieser ganze Mist würde helfen, obwohl ich es besser weiß.«
    »Dann zwing sie, auf dich zu hören. Wenn du dich in Zukunft ein bisschen zurückhältst, kannst du dieses Ziel sicher noch erreichen. Und daran wäre nichts auszusetzen. Als piekfeine Lady, wie du dich ausdrückst, könntest du bei deinen sonstigen beachtlichen Vorzügen viel Gutes tun, wenn du willst.« Das roch verdammt nach Sonntagspredigt, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen können. Ich glaubte wohl selbst an meine hohlen Sprüche.

    Joanna schüttelte den Kopf. »Das liegt mir nicht. Das heißt nicht, dass ich von einem solchen Leben nichts halte, aber es ist nicht mein Ding. In Ausschüssen sitzen, Bänder durchschneiden, Basare organisieren, um für eine Klinik Geld für ein neues Röntgengerät zusammenzutrommeln. Ich meine…« Sie brach ab, fürchtete wohl, dass sie mich beleidigt hatte. »Versteh mich nicht falsch. Das ist alles wunderbar. Aber nicht für mich.«
    »Aber deine Mutter sieht dich in dieser Rolle.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie so weit denkt. Sie will einfach eine pompöse Hochzeit für mich, mit vielen Fotos im Tatler . Wie es danach weitergehen soll, überlegt sie gar nicht.«
    »Dann überleg du für sie. Vielleicht widerstreben dir nur die gängigen Formen der karitativen Arbeit. Du könntest dich auch für eine Sonderschule engagieren, oder in der Kommunalpolitik. In einer einflussreichen gesellschaftlichen Position wird alles Mögliche auf dich zukommen. Ich will nur sagen, dass eine solche Position für dich sicher erreichbar wäre.« Ich dachte an den jungen Tremayne oben in der Loge, der die Trophäe liebend gern abräumen und Joanna bedingungslos vom Fleck weg heiraten würde. »Wenn du an diese Aussichten denkst, kannst du dich vielleicht doch dafür erwärmen.« Was für nutzlose, hochtrabende, gönnerhafte Ratschläge! Heute wundere ich mich vor allem, warum ich ihr anstelle dieses unwürdigen und im Grunde unmoralischen Plans nicht vorgeschlagen habe, eine richtige Berufsausbildung zu machen. Auch damals gab es schon berufstätige Frauen, viele sogar. Vielleicht kam das in unserer Gedankenwelt einfach nicht vor – kreuzten wir in unseren Jachten so weit draußen auf dem Meer, dass wir das Festland nicht mehr sahen. Wie auch immer; hier wie in vielen anderen Dingen habe ich mich gründlich geirrt.
    »Du klingst wie Damian«, sagte sie zu meiner Überraschung.
    »Wirklich?«
    »Ja. Er sagt immer, ich soll aus meinem Aussehen Profit schlagen. Wo ich doch keine Ahnung habe, wie.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du ihn so gut kennst.« War es mein Schicksal, Damian neidvoll hinterherzuzockeln, in der von ihm gelegten Spur?

    »Doch, doch. Ich kenne ihn.« Sie warf mir einen kühlen Blick zu, der alles verriet. Und als ich ihren Blick erwiderte, dachte ich an Damians Hand auf Serena Greshams Hüfte und überlegte, was ich in einem früheren Leben wohl verbrochen hatte, um an einem einzigen Nachmittag erfahren zu müssen, dass Damian sich hinterrücks in das Herz, wenn nicht gar ins Bett dieser Frauen eingeschlichen hatte, beide auf ihre Art meine Traumgöttinnen. Dass meine Marionette, meine Erfindung, mein Geschöpf anscheinend die Szene beherrschte. Dass Monate, ja Wochen nachdem ich Damian in den Hühnerstall eingelassen hatte, er nun der Hahn im Korb war. Mein Stirnrunzeln verriet wohl genug. »Magst du ihn eigentlich?«, fragte Joanna.
    Das war eine wichtige Frage, mit der ich mich bisher nie beschäftigt hatte, obwohl ich es hätte tun sollen. Stattdessen antwortete ich ausweichend: »Ich habe ihn euch doch vorgestellt.«
    »Ich weiß, aber du hörst dich immer so an, als würdest du ihn nicht mögen.«
    War das der Moment, als ich mir meiner Abneigung gegen ihn bewusst wurde? Wenn ja, stellte ich mich dieser Erkenntnis erst eine ganze Weile später. »Natürlich mag ich ihn.«
    »Ich glaube nämlich nicht, dass ihr viel gemeinsam habt. Er will vorankommen, sich aber nicht anpassen, doch auf andere Art als du und nicht so, wie du glaubst. Du glaubst nämlich, er will euch ausnutzen, sich bei euch einstehlen, am Ende Lady

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