Eine Klasse für sich
sagt, über euch alle, wenn wir allein sind. Er ist nur ein ganz gewöhnlicher kleiner Speichellecker, ein Glücksritter, er kriecht und schleimt herum und kriecht euch in den Arsch, um sich in euer Leben hineinzuschwindeln. «
Lord Claremont fasste wahrscheinlich die Gefühle aller in Worte, als er ein lautes, angewidertes »Großer Gott!« ausstieß. Damian hatte mich mit der Sorte Schlamm beworfen, die kleben bleiben würde.
Er hatte mit Serena noch nicht abgerechnet. »Du Närrin.« Er sprach mit einer ungezügelten Verachtung, bei der es allen kalt den Rücken hinunterlief. »Du hättest ausbrechen können. Du hättest ein richtiges Leben leben können. Stattdessen hast du dich dafür entschieden, deine Tage mit diesem … Ochsen zu verbringen!« Er tippte beim Vorbeigehen auf Andrews Schulter. »Diesem Volltrottel ! Diesem Armleuchter ! Und warum? Damit du in einem großen Haus leben kannst. Damit Leute, die du nicht ausstehen kannst, vor dir katzbuckeln.« Dagmar schluchzte nun laut vor sich hin, und als Damian zu ihr kam, blieb er stehen. Seine Stimme wurde vorübergehend ganz weich. »Du bist nicht übel. Du verdienst Besseres als das, was auf dich zukommt.« Aber schon ging er weiter und baute sich neben Joanna auf, die vor ihm saß wie ein Kaninchen vor der Schlange. »Du hättest es vielleicht geschafft, wenn du nicht unter der Fuchtel deiner Mutter stehen würdest, dieses Luders. Gib nicht auf.« Das Ganze war so surreal, weil es sich vor aller Augen abspielte, weil die Beschimpften vor ihm saßen. Von Mrs. Langley kam ein Aufschrei,
aber ihr Mann fasste sie am Arm, um sie zum Schweigen zu bringen.
Damian ging langsam das Pulver aus, was man schon daran merkte, dass Richard Tremayne von seinem Stuhl aufstand und auch Andrew aussah, als würde er gleich in Bewegung kommen. Der Bann begann sich zu lösen. »Ich hasse euch alle. Ich verabscheue eure hohlen Werte. Ich verfluche alles, was ihr sagt oder tut. Trotzdem tut ihr mir leid.« Auch die anderen spürten nun, dass der Beschuss dem Ende entgegenging, und entspannten sich ein wenig. Vielleicht holte Damian deshalb zum letzten Schlag aus, vielleicht hatte er es auch schon von Anfang an geplant, jedenfalls war er noch nicht ganz mit uns fertig. »Ich gehe jetzt, aber vorher beschere ich euch noch einen denkwürdigen Moment.« Er lächelte.
»Ich glaube, den haben wir schon gehabt«, warf Candida ein.
»Nein. Etwas Farbe für euer Leben«, sagte er. Und mit einer einzigen, ruckartigen Bewegung warf er das Messer hin, packte die erste Schüssel Fischragout und schmetterte sie auf das Tischende. Die dampfende Masse brühheißer Meeresfrüchte spritzte über Lady Claremont, Lucy, Kieran und Richard Tremayne. Panik kam auf, Wut – und Schmerzensschreie wurden laut, als die heiße Flüssigkeit niederging, aber der Schock verhinderte jede Gegenwehr, und bevor sich jemand rühren konnte, hatte Damian schon die mittlere Schüssel in den Händen. Wumm!, knallte sie auf die Tischplatte, und diesmal bekamen Candida, Lord Claremont, Dagmar, George und Joanna ihren Teil ab. Aber als sich Damian auf die dritte und letzte Schüssel stürzen wollte, erwachten die anderen aus ihrer Starre und sprangen selbst darauf zu. Alfred Langley stand da, beide Hände auf dem Schüsselrand. Zu seinem Pech besaß Damian Löwenkräfte, ein Ruck, und er hatte ihm die Schüssel entrissen. Er stemmte sie hoch über seinen Kopf wie ein heidnischer Priester die Opfergabe für eine grausame, unversöhnliche Gottheit, und einen Augenblick lang kam die Welt zum Stillstand. Dann ließ er die Schüssel auf die Tischkante heruntersausen, sodass sich ihr gesamter Inhalt über Lady Belton ergoss. Sie empfing die Salbung mit einem markerschütternden Schrei. Dank der dicken Tomatensauce im Ragout sah der Tisch nun aus
wie das Ende der Schlacht von Borodino, alle waren mit einer dampfenden, klebrigen, nach Fisch stinkenden Matsche verkleistert. Auch Scherben waren durch die Luft geflogen, Lucy betupfte eine Schnittwunde auf ihrer Stirn, George blutete heftig an der rechten Wange. Ein Wunder, dass niemandem ein Splitter ins Auge gedrungen war. »Dann wünsche ich allerseits eine gute Nacht«, sagte Damian, und ohne ein weiteres Wort ging er über die Terrasse in sein Zimmer und schloss die Türen hinter sich. Damit war er ein für alle Mal aus dem Leben dieser Menschen verschwunden.
Danach saßen wir, unter Schock, reglos am Tisch. Wie die Opfer eines Flugzeugabsturzes, die noch nicht ganz
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