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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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Freunde zum Quatschen vorbeikommen würden, dass wir Tee trinken und Kuchen backen würden und so, aber das kannst du vergessen. Man steht nur rum, eine Stunde nach der anderen, und redet mit wildfremden Leuten, die nicht wissen, was sie wollen. Und wenn man alle Kosten abzieht, du weißt schon, die Ware, die Aushilfen und so weiter, dann bleibt kaum was übrig.«
    »Was wollt ihr machen, wenn ihr den Laden aufgebt?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Philip hat so eine Idee, wir könnten Gemälde vermieten.«

    »Welche Gemälde? An wen?«
    »Das frag ich mich auch«, bestätigte sie wenig loyal meine Skepsis. »Ich kapier’s auch nicht. Er glaubt, da steckt eine Menge Geld drin, aber das sehe ich nicht so. Bist du mit Nudeln einverstanden?«
    Ich kehrte mit ihr in die schmuddelige Küche zurück und sah zu, wie sie kleine Schüsseln mit Resten aus dem Kühlschrank holte, Dunkles, halb Verzehrtes. Dann schob sie Teller herum und klapperte mit Töpfen. »Wie geht’s deiner Mutter?«, erkundigte ich mich.
    Lucy nickte nachdenklich, als ginge ihr diese Frage schon länger durch den Kopf. »Gut. Bestens.« Sie sah mich an. »Du weißt, dass sie Hurstwood verkauft haben?«
    »Nein, das wusste ich nicht. Das tut mir aber leid.«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nicht nötig.« Sie wollte kein Mitleid. »Was Besseres hätte gar nicht passieren können.« Nachdem sie diese Erklärung barsch herausgeblafft hatte, um zu betonen, dass es da nichts zu bedauern gab, entspannte sie sich wieder und holte weiter aus. »Das war ungefähr vor vier Jahren, und damals gab es natürlich ein großes Geschrei, aber keine Alternative. Nicht, nachdem Daddy alles ausgerechnet hatte. Das Gute ist, dass meine Eltern zum ersten Mal in ihrem Leben völlige Freiheit genießen. Johnny hatte nie großes Interesse daran, den Besitz zu übernehmen, und so …« Sie zögerte, suchte nach Worten, die sie nicht schon verwendet hatte, die ihre Aussagen wirkungsvoll bekräftigen würden. Ihr fiel nichts ein. »… und so ist alles bestens.«
    Es fasziniert mich, wenn die Verlierer einer Revolution die Umwälzungen, die ihre Lebensgrundlage zerstören, zu bejahen versuchen. Das ist wohl eine Spielart des Stockholm-Syndroms, bei dem die Opfer einer Geiselnahme beginnen, die Täter zu verteidigen. So etwas war in den letzten Jahrzehnten oft zu beobachten, vor allem bei Aristokraten, die zeigen wollen, dass sie nicht von gestern sind. »Wir dürfen uns nicht an die Vergangenheit klammern«, sagen sie munter, »wir müssen mit der Zeit gehen.« Aber der einzige Weg, den sie nach der Diffamierung und Zerstörung aller ihrer Werte noch gehen können, führt in die Versenkung. »Wo wohnen sie denn jetzt?«, fragte ich.

    »Ganz in der Nähe von Cheyne Walk. Sie haben eine Wohnung in einem dieser Hochhäuser.«
    »Und Johnny und Diana? Was ist aus denen geworden?« Ich hatte im Lauf der Saison auch Lucys Bruder und Schwester so weit kennengelernt, dass wir Begrüßungsküsschen tauschten, wenn wir uns begegneten.
    »Johnny hat ein Restaurant in Fulham. Hatte er zumindest. Als wir das letzte Mal telefoniert haben, klang es, als hätte er mit einer Durststrecke zu kämpfen. Aber er wird die Kurve schon kratzen. Ihm fällt immer was ein.«
    »Ist er verheiratet?«
    »Geschieden. Er hat zwei Söhne, aber die leben bei seiner Ex in der Nähe von Colchester, was für uns ein bisschen mühsam ist. Mummy hat sich anfangs wahnsinnig viel Mühe gegeben. Aber du weißt ja, wie es ist, die Kinder mussten stundenlang im Zug sitzen, und wenn sie endlich bei ihr ankamen, wollten sie gleich wieder nach Hause. Im Moment hat Mummy ein bisschen resigniert, aber sie meint, wenn die Jungs größer sind, wird es einfacher.« Lucy stellte mir mit einer kleinen Verbeugung einen Teller hin. Über unappetitliche gelbgraue Nudeln war eine Sauce gekleckert, die nach Kaninchengedärm aussah. Die halbleere Flasche Pinot Grigio kam ebenfalls wieder zum Zug.
    »Wie war seine Frau denn so?« Ohne rechte Begeisterung griff ich zur Gabel.
    »Gerda? Ziemlich geistlos, ehrlich gesagt, aber nicht bösartig oder so. Du bist ihr wohl kaum jemals begegnet. Eine Schwedin, die beiden haben sich beim Glastonbury-Festival kennengelernt. Eigentlich war sie mir ganz sympathisch, und die Trennung lief sehr zivilisiert ab. Sie hatten einfach nichts gemeinsam. Jetzt ist sie mit einem Neurochirurgen verheiratet, anscheinend ein Volltreffer.«
    »Und was ist mit Diana?« Ich hatte Lucys ältere

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