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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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erwachsen. Keine Ahnung. «
    »Wie viele Kinder hast du denn?«
    »Drei. Simon, der Älteste, ist siebenunddreißig und hat einen Job in der City. Er ist längst ausgezogen.«

    »Verheiratet?«
    »Noch nicht. Ich hab mich schon gefragt, ob er vielleicht schwul ist. Das würde mir nichts ausmachen, aber ich glaube, er ist es doch nicht. Wahrscheinlich schreckt ihn das Beispiel seiner Eltern ab. Clarissa, die Mittlere, ist glücklich verheiratet mit einem erfolgreichen und sehr netten Kinderarzt, was mich sehr freut, auch wenn William die Verbindung missbilligt.«
    »Warum das?«
    »Er hätte als Schwiegersohn lieber einen adligen Dummkopf als einen gescheiten Doktor.« Sie seufzte. »Und dann ist da noch unser Jüngster, Richard. Er ist erst vierundzwanzig und fängt gerade im Corporate Entertainment an.« Sie unterbrach sich und sann über ihre eigenen Worte nach. »Haben die jungen Leute heutzutage nicht komische Jobs?«
    »Andere als damals jedenfalls.«
    Sie sah mich an. »Na, du hast schon auch eine seltsame Laufbahn eingeschlagen. Niemand von uns hätte gedacht, dass du davon leben könntest. Wusstest du das eigentlich?«
    »Ich hatte den Verdacht. Von dir habe ich übrigens auch immer angenommen, du würdest uns noch einmal alle überraschen.« Ich sagte das hauptsächlich, um Dagmar ein wenig aufzuheitern, aber vielleicht traf es sogar zu. Für mich hatte sie mit ihrer melancholischen Insichgekehrtheit, ihrem Gekicher, ihrem langen Schweigen immer etwas Unberechenbares gehabt. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass in dieser schüchternen, winzigen Gestalt eine ganz andere Person steckte, auch wenn ich mich nie bemühte, ihr auf die Spur zu kommen. Aber ich war halb darauf gefasst, sie eines Tages ausbrechen zu sehen. Irgendwie schien es mir unmöglich, dass Dagmar sang – und klanglos in das typische Upperclass-Leben hinübergleiten, Schuluniformen kaufen und in einer ländlichen Küche Vorräte für die Gefriertruhe kochen würde.
    Offenbar fand Dagmar die Vorstellung von sich als Karrierefrau überaus schmeichelhaft. »Wirklich? Wenige von uns haben etwas Aufregendes gemacht. Rebecca Dawnay komponiert jetzt Filmmusik, und hat Carla Wakefield nicht ein Restaurant in Paris
eröffnet? Oder verwechsle ich da etwas?« Sie grübelte eine Weile nach. »Ich weiß, dass eine von uns Debütantinnen, ich hab vergessen, welche, jetzt als Redakteurin bei einer Londoner Zeitung arbeitet. « Sie seufzte. »Das war’s aber auch schon.«
    »Trotzdem.« Ich hatte mich von meiner anfänglichen Verblüffung über ihr verändertes Aussehen vollständig erholt. Jetzt sah ich in ihr wieder ganz die Dagmar von früher, und damit kehrten tausend Erinnerungen zurück. »Weißt du noch, der erste Abend in Portugal? Wie wir ein Picknick zu diesem Spukschloss auf dem Hügel mitgenommen und über Gott und die Welt geredet haben? Da hast du dich angehört, als ob du einen Ausbruch planst. Wahrscheinlich hast du das vergessen.«
    »Nein, das habe ich nicht vergessen.« Sie blieb stehen, wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich glaube, du hast recht, ich habe wirklich so etwas geplant. Aber dann bin ich schwanger geworden. « Was wir natürlich alle mitbekommen hatten, ohne großes Gerede, wie sich solche Neuigkeiten damals eben verbreiteten. Deshalb sagte ich nichts dazu. »William hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will, und egal, was du jetzt von ihm hältst, damals war ich ganz schön erleichtert, kann ich dir sagen. Jedenfalls kam dann Simon zur Welt, und die Sache hatte sich erledigt.«
    Wir waren beinahe wieder am Haus angelangt, aber ich brauchte dringend noch ein paar Informationen. »Wann hast du deine Hoffnung auf Damian denn aufgegeben?«
    Sofort verspannte sie sich und bekam Ähnlichkeit mit einem nervösen Eichhörnchen. Diese Frage, die ganze Rückkehr ins Jahr 1968 waren sicher nicht einfach für sie, aber ich konnte sie ihr nicht ersparen. Dagmar brauchte eine Weile, um ihre Antwort zurechtzulegen. »Als er mir keinen Antrag machte, aber William schon.« Sie zögerte. »Es war nämlich so … Ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll…« Wieder errötete sie, doch sie war schon zu weit gegangen und konnte nicht mehr zurück. »Beide hätten Simons Vater sein können. Ich war damals schon mit William zusammen, aber an dem Abend, als wir in Estoril ankamen, habe ich mit Damian geschlafen. Ich erinnere mich sehr gut daran, denn ich hatte ein letztes Mal geglaubt,
ich könnte ihn vielleicht doch noch an mich

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