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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Tekkno tanzt.«
    Der Rastamann grinste nur und fuchtelte mit der Bohrmaschine in hochgefährlicher Nähe seines Augapfels herum. Markesch wußte nicht, was stärker war – die Angst vor dem wie wahnsinnig rotierenden Bohrkopf oder die Erleichterung, in Kürze von allen Kopfschmerzen erlöst zu sein.
    »Schäff«, schrie der Rastamann wieder, »wat soll ich met dem Tünnes maache?«
    Die Antwort bestand aus einem Erdbeben der Stufe 6 auf der Richterskala, was Markesch nicht unbedingt Vertrauen einflößte, aber immerhin lief die Bohrmaschine winselnd aus. Das Epizentrum des Bebens lag außerhalb seines beschränkten Blickfeldes, arbeitete sich jedoch im Schrittempo zu ihm vor. Er verrenkte den Kopf und schielte angestrengt in die verstaubte Tiefe der aufgegebenen Lagerhalle, vage hoffend, daß das mobile TV-Rettungsteam von Notruf anrückte, um ihn aus den Klauen des irren Dr. Bohrmann zu befreien, doch seine Hoffnung wurde erwartungsgemäß enttäuscht.
    Statt Hans Meisers seriöser, silberhaariger Erscheinung schälte sich ein wandelnder Berg in speckiger Lederkluft aus den aufgewirbelten Staubwolken und stampfte mit schweren, weithin hallenden Elefantenschritten auf ihn zu. Dabei blickte er so tückisch drein, als hätte er soeben einen Fernkurs in Satanismus abgeschlossen.
    Markesch erkannte ihn sofort.
    Arnold Anabolika.
    Das Monstrum, das ihm bereits in Nippes über den Weg gelaufen war, vor dem fluchtartig geräumten Hospital D’Amour, und sich ebenfalls nach Astrid Pankrath erkundigt hatte.
    Arnold blieb nach einem letzten erderschütternden Schritt vor der Werkbank stehen, brummte dunkelsinnig und betrachtete Markesch mit einer Mischung aus Wohlgefallen und mühsam gebändigter Brutalität, während die Nachbeben langsam verebbten und trügerische Ruhe einkehrte. Der Rastamann strahlte derweil pathologisch vor sich hin, als hätte er zuviele schlechte Splatter-Filme wie Muttertag oder Freitag der 13. gesehen, und streichelte mit Fingern wie Brecheisen die mörderische Black & Decker.
    Markesch entschied, daß dies der günstigste Zeitpunkt für ein wenig Sympathiewerbung war. »Tolle Party«, krächzte er. »Kultivierte Gäste, gepflegtes Ambiente, spritzige Gespräche. Und die Drinks sind einfach umwerfend.«
    »Ene richtije Strunzbüggel, dä Schwadlappen«, meinte der Rastamann fast anerkennend. »Ävver dat kann janz fies donevve jon. Losse mer ihm de Luff us dan Jeheens erus!«
    Er wollte schon die Bohrmaschine in Markeschs linkes Ohr schieben, um seine Drohung wahrzumachen und ihm die Luft aus dem Gehirn zu lassen, aber Arnold gebot ihm mit einem herrischen Wink Einhalt, als hätte irgendwo in den krebsartig gewucherten Muskelzellen seines Anabolika-Körpers ein Hauch von Menschlichkeit überlebt. Dann streckte er eine Hand von der Größe einer chinesischen Wokpfanne aus, legte Zeige- und Mittelfinger wie einen Schraubstock um Markeschs Nase und drehte sie hingebungsvoll um hundertachtzig Grad.
    Markesch spritzten die Tränen aus den Augen.
    Arnold drehte unverdrossen weiter an der Nase, bis das erste Blut hervorquoll, und grunzte dabei wie ein Trüffelschwein, das auf ein ganzes unterirdisches Trüffelfeld gestoßen war. Markesch hielt der Pein eine heroische Sekunde stand und kapitulierte dann mit einem halb erstickten Schrei. Sein ganzes Gesicht schien in Flammen zu stehen, und durch die Schmerznebel in seinem Kopf fragte er sich, ob dies tatsächlich der Tag war, an dem Gottes weite Erde eine ihrer schillerndsten Persönlichkeiten verlieren sollte. Dann dachte er an Sophie und ihre unerschütterliche Gewißheit, daß er schon vor Jahren gestorben war und man nur vergessen hatte, ihn rechtzeitig zu begraben.
    Und er wünschte plötzlich, sie hätte recht.
    »Genug gespielt«, sagte Arnold mit einem samtweichen Bariton, wie er der Stolz jeder Telefonseelsorge gewesen wäre. Er ließ die Nase los und wischte sich die blutigen Finger an Markeschs Hemd ab. »Wir sind schließlich nicht nur zum Spaß hier, oder, Blackie?«
    »Secher nit, Schäff«, nickte der Rastamann. Etwas wie Bedauern glomm in seinen Triefaugen auf. »Ävver wiesu eijentlich nit?«
    »Weil zuviel Spaß auf die Dauer nur zur Verweichlichung führt«, erklärte Arnold freundlich und stocherte mit einem stahlharten Finger probeweise in Markeschs weichem Hüftspeck herum. »Übermäßiger Spaß macht schlapp und krank, stimmt’s, Schnüffler?«
    »Sie ahnen gar nicht, wie recht Sie haben«, keuchte er. »Zufälligerweise gehöre ich

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