Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
gelungen war, denn sie wusste, dass dieser besondere Zauber ziemlich unzuverlässig war.
»Es überrascht mich, dass sie nicht verheiratet sind, Flora.«
»Oh?«
»Sie sind schön, und Sie können kochen. Was kann sich ein Mann mehr wünschen?«
Flora runzelte die Stirn und hoffte, dass er zumindest teilweise scherzte. »Es geht nicht darum, was ein Mann mehr verlangen könnte, Charles, sondern darum, was eine Frau verlangen kann. Heutzutage sind die Frauen nicht mehr bereit, sich mit Mittelmaß abzufinden. Es muss einen guten Grund geben, um seine Freiheit und seine Unabhängigkeit aufzugeben.«
»Womit ich recht hübsch an meinen Platz verwiesen wäre.«
»Ja.« Flora wagte es nicht, ihn anzusehen. Sie wusste, dass er lachte. Sie versuchte selbst, nicht loszuprusten.
»Hat dieser kleine Bursche schon einen Namen?«, fragte er. Er hatte seinen Teller beiseite gestellt und wieder begonnen, das kleine schwarze Kätzchen zu streicheln.
»Nein. Und normalerweise ist er schrecklich scheu.«
»Ich denke, ich werde ihn Macheath nennen.«
»Oh? Warum?«
»Weil mir der Name gefällt und weil das das Kätzchen ist, das ich behalten möchte.«
»Aber Charles, Sie können kein Kätzchen nehmen. Annabelle ist ...«
»Allergisch dagegen. Ich weiß. Aber ich dachte, wir könnten eine Bürokatze haben. Darüber werden sich alle freuen.«
Flora wickelte nachdenklich ihre letzte Portion Spaghetti um ihre Gabel. Charles verteilte den Rest des Weins auf ihre Gläser.
»Ich wollte Ihnen eigentlich noch einen Tee anbieten«, meinte Flora, die plötzlich sehr schläfrig war.
»Ich brühe ihn auf. Jetzt sind Sie an der Reihe, auf dem Sofa ein Nickerchen zu halten.«
»Ich glaube, mir genügt der Wein.«
Charles nahm ein anderes Kätzchen auf den Arm. »Es ist ausgesprochen gemütlich hier, finden Sie nicht auch?«
»Hm.« Flora schloss die Augen. Sie hätte gern gefragt, ob Charles diese Art von Gemütlichkeit auch mit Annabelle teilte, aber im Grunde wollte sie die Antwort gar nicht hören.
Kurz darauf nahm sie leises Geklapper aus der Küche wahr, gestattete sich jedoch einzudösen. Einige Zeit später war sie gezwungen, die Augen wieder zu öffnen. Charles stand vor ihr. Er hielt ihr die Hand hin und zog sie auf die Füße. Dann schlang er die Arme um sie, zog sie sehr, sehr fest an sich und legte die Wange auf ihren Kopf.
Mit einem Mal war sie umschlungen von Kaschmir, das zu ihrer Verwirrung sowohl nach ihrem Parfüm als auch nach dem von Charles roch. Inzwischen presste er sie so fest an sich, dass sie Mühe hatte zu atmen, aber sie wäre mit Freuden für alle Zeit dort geblieben, dem Erstickungstod nahe.
Endlich ließ er sie los. »Gute Nacht, Kleine«, flüsterte er. »Und jetzt gehen Sie schnell nach oben. Bitte.«
Sie flog die Treppe hinauf und ins Bett, obwohl die Kätzchen noch immer unten waren, aber sie war so verwirrt über die Entwicklung des Abends, dass sie nicht noch einmal nach unten gehen wollte, um die Tiere zu holen - denn dann hätte sie Charles abermals vor die Augen treten müssen. Und zwar nicht dem Charles, mit dem sie während der vergangenen Wochen zusammengearbeitet hatte, sondern einem ganz anderen Mann: weicher, wärmer und viel, viel anziehender. Einem Charles, von dem sie, solange er verlobt war, in Zukunft besser so wenig wie möglich sehen sollte.
Plötzlich stieg eine Woge der Eifersucht auf Annabelle in ihr auf. Kein Wunder, dass sie so fest entschlossen war, ihn zu heiraten! Obwohl Flora irgendwie nicht recht davon überzeugt war, dass der Mann, auf den sie gerade einen kurzen Blick hatte werfen können, der Mann war, der jeden Abend mit Annabelle ins Bett ging - er schien einfach nicht Annabelles Typ zu sein.
Wie war es möglich, dass die Dinge sich so schnell geändert hatten? Es mussten das Drama des Sturms gewesen sein, die späte Stunde und der Wodka, befand Flora. Am Morgen würde alles wieder normal sein - und der fremde Mann im Wohnzimmer würde sich wieder so benehmen, wie es zu ihm passte. Dann würde sie wieder dem alten Charles gegenüberstehen, der definitiv keine Bedrohung für ihren Schlaf darstellte. Trotzdem war da ärgerlicherweise ein kleiner Teil von ihr, der hoffte, dass sie sich irrte. So sehr es die ganze Situation komplizierte, der neue Charles war eindeutig interessanter.
Bevor der Schlaf sein Recht forderte, was trotz ihrer aufgewühlten Gefühle gewiss bald passieren würde, fragte Flora sich, was sie tun würde, falls Charles und Annabelle sich
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