Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
eine Flasche Tonic und mixte Charles einen Drink. »Ich sage Ihnen was: Ich steige nur ganz kurz in die Badewanne, danach könnten Sie dann das Wasser benutzen. Sie sind sicher ganz durchgefroren, und es würde eine Ewigkeit dauern, bis neues Wasser heiß ist.«
»Das klingt gut. Ich werde in der Zwischenzeit ein Feuer anzünden. Oder ist es schon so spät, dass es sich nicht lohnen wird?«
Flora sah auf ihre Armbanduhr. Es war nach elf. Andererseits fand sie den Gedanken an ein Feuer ungeheuer gemütlich.
»Das scheint mir eine gute Idee zu sein. Ich gehe nur schnell nach oben und springe in die Wanne.« Sie rannte beinahe die Treppe hinauf. Angenommen, William hatte all die Holzscheite verbraucht, die Charles vorzufinden erwartete? Sie konnte nur hoffen, dass er nicht mehr wusste, wie viel Holz da gewesen war. Einen Moment später schlüpfte sie aus ihrem Morgenrock und stieg in die Wanne.
Das heiße Wasser, das ihre kalten Glieder umspielte, war himmlisch. Sie schloss die Augen. Seltsamerweise musste sie an Charles denken, der unten ein Feuer anzündete. Es war eine so häusliche Betätigung. Wenn sie ein Paar gewesen wären, wäre er gewiss nach oben gekommen, sobald das Feuer brannte, und hätte sie aus der Wanne gescheucht, um selbst baden zu können. Sie wäre dann nach unten gegangen und hätte einen Imbiss zubereitet, den sie dann zusammen auf dem Sofa vor dem Kamin gegessen hätten.
»Flora?«
Sie unterdrückte einen Aufschrei, als sie Charles' Stimme hörte. Als sie die Augen aufschlug, begriff sie, dass er vor der Tür stand und noch nicht im Badezimmer. »Ja?«
»Ich dachte nur, Sie wären in der Wanne vielleicht eingeschlafen. Das Feuer brennt inzwischen recht ordentlich. Es war mehr Holz da, als ich gedacht hatte, und jede Menge Anzündholz.«
»Oh, gut. Ja, ich glaube, ich bin tatsächlich kurz eingenickt. Ich komme jetzt raus, damit Sie baden können. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn wir einen Kessel aufsetzen würden. Ich glaube, das Badewasser ist in der Zwischenzeit abgekühlt.«
»Ich werde nach unten gehen und den Kessel aufsetzen.«
Als Flora sich zu ihm in die Küche gesellte, hatte sie ihren Morgenrock so fest gegürtet, dass es eines so begnadeten Entfesselungskünstlers wie Houdini bedurft hätte, um den Knoten zu lösen. Sie war nicht so weit gegangen, sich wieder anzukleiden oder auch nur ein Nachthemd anzuziehen, aber sie hatte einen Schlüpfer angezogen und war vom Hals bis zu den Knöcheln in weißes Frottee gehüllt. Charles würde ebenso wenig über sie herfallen, wie Imelda plötzlich zu singen beginnen würde, doch sie konnte unmöglich den Abend ohne Schlüpfer mit ihm verbringen.
»Ich habe ein sauberes Handtuch ins Badezimmer gelegt, und ich habe einen alten Pullover von meinem Vater herausgesucht, den ich ihm einmal stibitzt habe. Er ist ein bisschen ausgeleiert, aber dafür aus Kaschmir und wunderbar weich.«
»Das klingt perfekt.«
»Also gehen Sie mit dem Kessel nach oben, und ich bereite uns irgendetwas zu essen zu. Haben Sie überhaupt schon zu Abend gegessen?«
»Nicht viel, und es kommt mir so vor, als wäre es eine Ewigkeit her. Ein kleiner Imbiss wäre wunderbar, doch machen Sie sich keine Mühe deswegen.«
Sie ignorierte diese Bemerkung. »Können Sie den Kessel draußen vor die Tür stellen, wenn Sie ihn geleert haben? Wir könnten uns vielleicht eine Heiße Tasse genehmigen.«
Er lachte. Der Wodka schien ihn entspannt zu haben. »Ist das alles, was Sie mir anbieten können? Ich hätte gedacht, dass Sie irgendwann im Laufe Ihrer beruflichen Eskapaden einmal einen Gourmetkochkurs absolviert haben.«
»Das habe ich allerdings, doch dafür braucht man gewisse Zutaten. Und jetzt nach oben mit Ihnen.«
Solchermaßen auf sich gestellt, war Flora fest entschlossen, etwas halbwegs Anständiges zu Stande zu bringen, aber was? Es war schon ziemlich spät für eine große Mahlzeit, doch andererseits war sie halb verhungert, und für Charles galt gewiss dasselbe. Sie hatte Spaghetti im Haus und ein Glas Nudelsoße, aber irgendwie musste sie dem Ganzen noch einen besonderen Touch geben.
Sie hatte eine Menge von William gelernt. Zunächst einmal röstete sie Samen und Nüsse und würzte sie mit Tahini. Dann schnitt sie ein Stück Brot auf, bestrich die Scheiben mit Knoblauch, zerteilte sie mit dem Messer in kleine Würfel und briet sie in Olivenöl, dankbar dafür, dass William darauf bestanden hatte, ein Öl von guter Qualität zu kaufen. Nachdem jetzt eine
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