Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
trennten. Sie war eingeschlafen, bevor sie sich für eine Antwort entschieden hatte.
Flora stand früh auf und ging nach unten, um nach den Kätzchen zu sehen. Sie waren nicht da. Das Geschirr war gespült, aber sie konnte sich verschwommen daran erinnern, dass Charles das am vergangenen Abend erledigt hatte. Das Verschwinden der Kätzchen dagegen war ein Rätsel. Als sie wieder nach oben ging, wurde ihr klar, dass Charles die kleinen Tiere mitsamt ihrer Mutter zur Sicherheit in sein Schlafzimmer mitgenommen haben musste. Hätte sie nicht in jüngster Zeit eine Seite an ihm entdeckt, die ganz und gar nicht so gefühllos war, wie er sich zu Anfang gegeben hatte, hätte diese Geste allein sie eines Besseren belehrt. Trotzdem war sie immer noch fest entschlossen, ihn nicht allzu sehr zu mögen; gestern Abend hatte sie sich auf eine sehr unbehagliche Weise zu ihm hingezogen gefühlt. Gott sei Dank hatte das nur an der Situation gelegen, redete sie sich ein. Das Feuer, das Essen, der Wein, die Kätzchen und die Tatsache, dass sie beide sehr müde gewesen waren, hatten sich zusammengefügt und sie auf Gedanken gebracht, auf die sie normalerweise nie gekommen wären. Trotzdem konnte das zu gewissen Spannungen im Büro führen!
Sie begegnete ihm, als er gerade aus dem Badezimmer kam. »Guten Morgen!«, sagte sie forsch.
»Sind Sie ein Morgenmensch, Flora?«, fragte Charles mit einem Lächeln.
»Ich glaube, ja. Und Sie?«
»Eher nicht. Ich habe die Kätzchen und Imelda mit in mein Schlafzimmer genommen. Sie wären unten wahrscheinlich auch zurechtgekommen, aber ich wusste, dass Sie an menschliche Gesellschaft gewöhnt sind, und ich wollte nicht, dass sie sich einsam fühlen.«
»Das war sehr lieb von Ihnen. Im Wohnzimmer wäre ihnen sicher nichts passiert, doch sie sind daran gewöhnt, mit mir zusammen zu sein. Oder bin ich vielleicht diejenige, die an ihre Gegenwart gewöhnt ist?«
»Wie auch immer. Soll ich nach unten gehen und mal sehen, was ich fürs Frühstück finden kann?«
»Das ist eine gute Idee. Ich glaube, es hat aufgehört zu regnen, aber draußen ist bestimmt alles immer noch ziemlich durchweicht.«
»Das denke ich auch. Also dann, bis gleich.«
Flora kleidete sich mit ihrer gewohnten Sorgfalt an, obwohl er sie gerade eben ohne Make-up gesehen hatte. Es war also ein wenig zu spät, um ihn zu beeindrucken. Sie lächelte ihr Spiegelbild an. Zu ihrer Erleichterung schien heute Morgen wieder alles beim Alten zu sein. Das kalte Licht des Tages hatte einen weniger erotischen und eher vetternhaften Charles hervortreten lassen, und das war angesichts der Situation, in der sie alle sich befanden, nur gut so. Sie und Emma hatten einander einmal gestanden, dass sie, wo immer sie arbeiteten, versuchten, jemanden zu finden, der ihnen einigermaßen gefiel. Allerdings wurden sie in solchen Fällen nicht aktiv, oder zumindest nur dann, wenn alles andere stimmte. Trotzdem brachte ein attraktiver Mann ein wenig Schwung in den Arbeitstag.
Diese Situation war jedoch deutlich heikler. Wenn die Dinge sich so entwickelten, wie Flora es zunehmend hoffte, würden Charles und sie auf lange Zeit gemeinsam Stanza und Stanza leiten. Eine Liebelei mochte zwar unterhaltsam sein, war aber eine Katastrophe, wenn sie nicht erwidert wurde - und sie gab sich keinerlei Illusionen darüber hin, dass Charles oder Annabelle die Hochzeit absagen würden. Es waren jetzt nur noch wenige Monate bis dahin, und Charles würde wohl kaum eine langjährige Beziehung um einer Frau willen aufs Spiel setzen, die er erst seit wenigen Wochen kannte. Wie Annabelle bereits festgestellt hatte: Er hatte sie schon sein Leben lang geliebt.
Ja, entschied Flora energisch, es war bei weitem besser, ihre Beziehung wieder auf geschäftliche Belange zu beschränken, freundschaftlich, aber nicht zu freundschaftlich.
Sie ging in das Gästezimmer, um die Kätzchen zu holen und Imelda zu füttern. Die Tiere hatten ihre Nacht mit Charles offensichtlich gut überstanden. Ein gewisser Neid stieg in Flora auf, den sie jedoch hastig beiseitedrängte. Wenn etwas zwischen ihnen vorgefallen wäre, hätten sie jetzt sich selbst und einander gehasst.
Charles hatte einen Rest Bohnenkaffee gefunden, der von dem Wochenende mit Emma übrig geblieben war, sowie einige Scheiben Ciabatta, die er gerade toastete.
»Wie kommt es, dass alles in dieser Küche, was sich zu essen lohnt, italienisch ist?«
»Emma arbeitet in der Nähe eines ausgezeichneten italienischen
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