Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
jetzt wieder in Ordnung?«, fragte einer der Bässe, der Zugang zu Leitern und anderen Dingen hatte, die man für die Reparatur von Fenstern benötigte.
»Alles bestens, vielen Dank, David. Sind Sie wirklich sicher, dass ich Sie nicht für Ihre Arbeit bezahlen darf?«
David schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie's. Die Materialien haben nicht viel gekostet, und mein Chef hat mir für die Zeit, die ich hier gearbeitet habe, freigegeben.«
David hatte eine wunderschöne Stimme, und Flora genoss es, wenn sie im Chor so aufgestellt wurden, dass sie ihn gut hören konnte.
»Der Raum ist einfach zauberhaft«, bemerkte eine andere Frau aus dem Chor. »Sie sollten ihn für derartige Zwecke vermieten. Ich denke, Sie könnten eine hübsche Summe dafür verlangen.«
»Oder sich eine Lizenz besorgen, damit Sie ihn für Hochzeiten nutzen können«, stimmte ein Mann zu.
Henry wurde nachdenklich. »Das könnte ich tatsächlich. Wegen des Lochs im Dach bin ich nie auf die Idee gekommen, dass ich mit diesem Raum Geld verdienen könnte.« Er hielt inne. »Also, warum überlasse ich Ihnen die Orangerie, ohne dafür zu kassieren?«, fragte er und lächelte dabei Flora an.
»Weil hier eine Pfütze von der Größe des Lake Windermere stand, bevor wir uns der Decke angenommen haben«, gab sie zurück. Als sie Henry das letzte Mal begegnet war, hätte diese Antwort genügt. Jetzt wirkte er irgendwie verändert. Oder lag es nur an Floras Nervosität, die sie übermäßig empfindlich machte?
»Das ist ein wenig unfair. Die Pfütze war nicht viel größer als die Serpentine im Hyde Park.«
Flora lachte pflichtschuldigst. »Sie tun es für das Allgemeinwohl und für das Gute in Ihrer Seele, der eine solche Erfahrung gewiss nicht schaden kann.«
»Da haben Sie wahrscheinlich Recht.« Diesmal war sein Lächeln weniger berechnend, und Flora stellte einmal mehr fest, wie attraktiv er war.
Na komm schon, Herz, ermahnte sie sich. Er ist nett, und er ist ledig! Fühl dich also gefälligst zu ihm hingezogen! Warum willst du da einfach nicht mitmachen?
Aber sie kannte die Antwort, und so gut sie sich auch zureden mochte, es würde sie nicht daran hindern, einen ziemlich spießigen Mann zu begehren, dessen Herz einer anderen gehörte. Du musst dir noch mehr Mühe geben, ermahnte sie sich energisch, und wenn du dich nicht in Henry verlieben kannst, dann such dir eine andere romantische Ablenkung.
Henry legte Flora eine Hand auf die Schulter und wollte gerade etwas bemerken, als James erklärte: »Die Zuschauer nehmen nach und nach ihre Plätze ein. Könnten wir uns dann bitte sammeln? Und darf ich es noch einmal wiederholen? Vergesst nicht zu lächeln! Flora?«
Flora fiel es sehr schwer, zu lächeln, wenn sie so nervös war. Sie suchte nach Moira, der sie in die Orangerie folgen sollte, und trat hinter sie.
Moira zupfte Floras Schal zurecht und zog sie dann ermutigend zu einer kleinen Umarmung an sich. »Sie werden es schon schaffen! Haben Sie Ihre Noten parat? In der linken Hand? So ist es richtig.«
Moira wandte sich ab, und einen Moment später zogen sie ein, die Frauen in Schwarz mit blauen Schals, die Männer im Smoking mit passenden Fliegen. Sie wirkten sehr elegant, wie sie so alle nebeneinander standen.
Die Orangerie sah prachtvoll aus. Obwohl Flora zu nervös war, um allzu viel von ihrer Umgebung wahrzunehmen, erinnerte sie sich doch an den trostlosen Eindruck, den dieser Raum bei ihrem ersten Besuch hier auf sie gemacht hatte. Jetzt waren in einer Hälfte des Raums mehrere Stuhlreihen arrangiert worden. In den Ecken standen riesige Pflanzen, darunter ein echter Orangenbaum in einem Riesenkübel. Außerdem hatte irgendjemand für eine raffinierte Beleuchtung gesorgt, und die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster waren weit geöffnet, sodass ein leichter Luftzug hereinwehte. Vor nicht allzu langer Zeit hatten sie hier geprobt, aber die Anwesenheit von Zuschauern, die in leuchtend bunte, sommerliche Seidenstoffe gekleidet waren, verlieh dem Ganzen zusätzliche Farbe und Spannung.
»Angela, ein Alt, hat die Pflanzen leihweise hergebracht«, flüsterte Moira ihr aus dem Mundwinkel zu, als sie schließlich ihre Plätze erreicht hatten. Es gab keine Bühne, aber sie hatten sorgfältig einstudiert, wo ein jeder von ihnen stehen sollte.
Flora war zu ihrem Schrecken ganz ans Ende der ersten Reihe geschickt worden, sodass alle anderen sie sehen konnten.
»Viel Glück!«, raunte Moira, als sie endgültig ihre Plätze
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