Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
und Pfefferminztee zurück. Flora öffnete die Augen und nahm einen Becher entgegen. Ihre Mutter stellte das kleine Tablett auf den Tisch und schob Charles seine Kaffeetasse hin.
»Ich brauche einen Schuss Koffein, um wieder wach zu werden«, bekannte er. »Hm, der Kaffee ist wirklich gut.«
»Ich habe ihn mitgebracht. Flora meinte, es sei nicht immer ganz einfach, hier unten guten Kaffee zu bekommen.«
»Oh, dann kennen Sie die richtigen Läden noch nicht!«, erwiderte Charles. »Es gibt hier einen wunderbaren Kaffeeladen. Ich muss Sie unbedingt einmal dorthin bringen.«
»Das wäre nett«, gab Flora mit gepresster Stimme zurück. Warum war ihr diese beiläufige, beinahe bedeutungslose Einladung so wichtig? Es war lächerlich. Schließlich würde Henry sie zu dem Kaffeeladen bringen, wann immer sie ihn darum bat.
Das Gespräch verebbte. Eine Weile saßen sie einfach nur da, die schlafenden Kätzchen auf dem Schoß, allesamt vollauf zufrieden mit dem Schweigen.
Schließlich stand Charles auf und legte das Kätzchen dorthin, wo er gesessen hatte, damit es nicht fror. »Ich muss gehen. Es war ein zauberhafter Abend. Ich danke Ihnen beiden.«
Er küsste Hermione auf die Wange. Flora winkte er nur zu. Einen Moment lang durchzuckte sie ein schrecklicher Stich der Eifersucht, und sie ärgerte sich über sich selbst.
Als er fort war, bemerkte Hermione: »Was für ein wunderbarer Mann! Ich verstehe vollkommen, warum du dich in ihn verliebt hast.«
Flora brach in Tränen aus. »Ich bin nicht in ihn verliebt!«, stieß sie hervor und bekam prompt einen Schluckauf. »Er ist mit Annabelle verlobt.«
»Ich weiß, Schätzchen«, meinte Hermione mitfühlend und legte die Arme um ihre Tochter. »Aber das war nicht genug, um dich daran zu hindern, dich in ihn zu verlieben, nicht wahr? Ich weiß, es müsste anders sein, doch so funktioniert es eben nicht.«
»Ach wirklich - ich meine, er ist oft so spießig und steif und ...«
»Mit den Kätzchen ist er nicht steif«, bemerkte Hermione bekümmert, »und du hast mir erzählt, dass er in seinem Job wirklich gut ist. Er hat irgendetwas an sich, Flo, und ich kann dir keinen Vorwurf daraus machen, dass du darauf reagierst.«
»Was stimmt da nicht mit mir? Ich fühle mich so eigenartig, so unzufrieden, obwohl alles so gut läuft! Ich finde es wunderschön hier unten, und doch weiß ich, dass ich nicht bleiben kann, wenn Charles und Annabelle verheiratet sind. Liegt das daran, dass ich in Charles verliebt bin? Wie schrecklich!« Seit dem Gewitter hatte Flora sich erfolgreich eingeredet, für Charles nicht mehr zu empfinden als verwandtschaftliche Zuneigung. Es war ein ziemlicher Schock, sich jetzt plötzlich mit der Tatsache konfrontiert zu sehen, dass sie sich tatsächlich in ihn verliebt hatte.
Hermione schob ihre Tochter auf das Sofa zurück und setzte sich neben sie. »Erzähl mir alles. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie es aussieht.«
Nachdem Flora Hermione die ganze Geschichte anvertraut hatte, musste ihre Mutter ihr leider beipflichten, dass die Dinge genauso schlimm waren, wie sie aussahen.
»Du könntest ihn verführen und ihn Annabelle abspenstig machen«, schlug Hermione zaghaft vor.
»Nein, das kann ich nicht! Er ist vielleicht vollkommen glücklich mit ihr, und selbst wenn er das nicht ist, müsste es seine Entscheidung sein, sonst würde er mir später die Schuld geben, falls etwas schiefgeht. Nein, ich werde einfach fortgehen müssen, sobald das Geschäft einigermaßen gut läuft, und ihn vergessen. Auf keinen Fall kann ich bis zu der Hochzeit im November bleiben. Das würde mich umbringen.«
Hermione seufzte. »Es ist eine solche Schande.«
»Es ist eine Tragödie! Aber so stehen die Dinge nun einmal.« Sie putzte sich mit einem mittlerweile ziemlich zerfledderten Taschentuch die Nase. »Obwohl - wenn ich denken würde, dass er glücklich ist, würde ich wahrscheinlich damit klarkommen. Mein Pech, aber sein Glück. Vielleicht könnte ich einfach für ein Weilchen fortgehen und dann zurückkommen.«
»Hm, ich werde Annabelle sicher kennen lernen, während ich hier bin. Ich werde dir dann endgültig sagen können, ob ich glaube, dass sie die Richtige für Charles ist.«
»Aber selbst wenn sie es nicht wäre, läge es an ihm, das herauszufinden. Ich bin da machtlos.« Sie dachte an Charles' Bemerkung am Morgen nach dem Gewitter, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns immer nur scheinbar grüner sei.
Hermione seufzte. »Das ist eine sehr
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