Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
reife Art, die Dinge zu betrachten. Ich glaube, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich einfach versuchen, ihn zu verführen. Er mag dich ganz offensichtlich.«
»Nein, er mag mich nicht - und wenn doch, dann nur so, wie ein Vetter eben eine Cousine mag. Er mag die Kätzchen, und er hat das Gefühl, mich beschützen zu müssen, wie ein großer Bruder vielleicht. Das ist auch der Grund, warum er es nicht gern sieht, wenn ich mit Henry ausgehe.«
»Erzähl mir von Henry.«
»Oh, der ist in Ordnung. Sehr gut aussehend. Und frei! Was ein beträchtlicher Vorteil ist. Ich versuche immer wieder, mich in ihn zu verlieben, aber irgendwie funktioniert es einfach nicht. Jetzt weiß ich auch, warum.«
»Ich denke, wir sollten beide zu Bett gehen. Morgen früh werden die Dinge nicht mehr gar so trostlos aussehen.«
Ob es nun am Alkohol lag oder an der tröstlichen Gegenwart ihrer Mutter, in dieser Nacht schlief Flora wie ein Baby oder, wie Hermione es ausdrückte, wie ein Teenager. »Babys schlafen gar nicht so viel«, erklärte sie, als sie am nächsten Morgen miteinander frühstückten.
An diesem Tag luden Edie und Geoffrey sie zum Mittagessen ein.
»Es gibt nur Salat und eine Quiche«, meinte Edie, als sie sie in den Garten hinter dem Haus führte, wo ein Tisch und Stühle standen. »Geoffrey hat mir nicht erlaubt, ein richtiges Essen zu kochen. Er isst vor einem Konzert grundsätzlich nichts Schweres.« Der Blick, den sie ihrem Mann zuwarf, ließ keinen Zweifel daran, dass sie diese Einstellung ein wenig übertrieben fand.
»Man kann nicht mit vollem Magen singen, und wir haben um fünf Uhr noch eine Probe. Hätten Sie gern ein Glas Sherry, Mrs. Stanza?«
»Hermione, bitte, und Sherry wäre wunderbar.«»Flora?«
»Ja, bitte, aber könnte ich einen Eiswürfel in mein Glas bekommen?«
»Natürlich können Sie das, meine Liebe. Und zum Nachtisch gibt es nur Himbeeren und Sahne«, erklärte Edie, während sie eine Tüte Chips öffnete und in eine Schale gab. »Brauchst du Hilfe, Geoffrey?«
»Auf keinen Fall. Zeig du Hermione den Garten.«
Während die beiden Frauen sich den Garten ansahen, ging Flora ins Haus, um sich auf die Suche nach Geoffrey zu machen. »Könnte ich kurz überprüfen, ob meine Noten in Ordnung sind?«
Gemeinsam gingen sie die Notenblätter durch, bis Flora endlich davon überzeugt war, dass nichts fehlte und sie nicht plötzlich eine Seite umdrehen würde und feststellen musste, dass sie das falsche Stück sang.
Als Edie und Hermione von ihrem Besichtigungsgang durch den Garten zurückkehrten, hatte Hermione mehrere Plastiktüten voller Pflanzen bei sich. »Wir werden sie bis nach dem Konzert hierlassen«, sagte sie entschuldigend. »Und ich pflanze sie dann morgen Früh in den Garten. Charles und Annabelle werden doch nichts dagegen haben, oder?«
Es war schön für Flora, mit Geoffrey nach Burnet House zu fahren. Abgesehen von allem anderen bedeutete es, dass sie rechtzeitig da sein würde. Edie hatte ihren Schal für sie gebügelt, und Hermione hatte von Geoffrey eine eindeutige schriftliche Wegbeschreibung erhalten, um das Haus zu finden.
»Ich bin so nervös, dass mir schlecht ist«, gestand Flora, als sie auf dem Beifahrersitz neben Geoffrey Platz nahm.
»Das ist überhaupt nicht nötig. Eine leichte Nervosität ist gut, denn das bedeutet, dass Sie sich konzentrieren werden, aber Sie brauchen sich deswegen nicht verrückt zu machen. Sie singen schließlich kein Solo.«
»Ich weiß! Aber ich habe Angst, dass ich das Konzert für alle anderen verderben werde.«
»Das werden Sie nicht. Nicht wenn Sie ganz bei der Sache sind und James ständig im Auge behalten.«
»Was ist mit dem Text?«
»Den werden Sie inzwischen fast auswendig können.«
Flora seufzte. »Ich bin noch nicht so lange im Chor wie Sie, Geoffrey.«
Kapitel 21
F lora war so auf den Chor und auf ihre Nervosität fixiert, dass sie Henry beinahe vergessen hatte. Er hatte sie jedoch nicht vergessen. Er stand auf dem Feld, das als Parkplatz gedacht war - angeblich, um den Leuten zu zeigen, wo sie parken konnten, tatsächlich aber, um auf Flora zu warten.
Sie fühlte sich nicht besonders wohl in ihrem langen schwarzen Rock und der schwarzen Bluse. Trotzdem schenkte sie Henry ein strahlendes Lächeln, als er ihr aus Geoffreys Wagen half.
»Hallo, Henry. Ich hoffe nur, Sie werden Ihre Gastfreundschaft nicht bereuen.«
Er küsste sie auf die Wange und nickte Geoffrey zu. »Bisher habe ich keinen Grund zur
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