Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Besucher der Auktion applaudierten laut, denn die meisten hatten inzwischen erfahren, dass sie zum ersten Mal eine Auktion geleitet hatte.
Dann stand Virginia neben ihr und zog sie fest an sich. »Gut gemacht, Flora! Sie waren fantastisch! Wir wussten alle, dass Sie es schaffen würden.«
Plötzlich gratulierten ihr alle zu ihrem Erfolg.
»Sie haben Bücher für etliche tausend Pfund verkauft - und nach den Listenpreisen zu urteilen, haben Sie weit mehr erzielt als den eigentlichen Wert«, freute sich Louisa.
»Aber Sie wissen doch, dass die Listenpreise immer ziemlich niedrig sind, um potenzielle Käufer anzulocken«, erwiderte Flora verlegen.
»Diese beiden letzten Bieter sind nur deshalb so hoch gegangen, weil sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken wollten! Sie müssen gewusst haben, dass sie die Bücher anderswo billiger bekommen hätten.«
»Nun ja, Hauptsache, alle sind zufrieden. Ich glaube allerdings, dass mir einige Fehler mit dem Buch unterlaufen sind.«
»Ja, doch Sie haben es ja wieder ausgebügelt, indem Sie einen imaginären Bieter erfunden haben«, gab Louisa zurück. »Hat Geoffrey Ihnen das nahegelegt?«
»Und ob. Er hat mir gestern Abend stundenlang Anweisungen gegeben.«
»Was sich wahrhaftig gelohnt hat! Sie haben ihm viele tausend Pfund eingebracht!«
»Ich bin froh, das zu hören, aber wir dürfen nicht länger hier herumstehen und uns auf unseren Lorbeeren ausruhen, wir haben noch jede Menge Arbeit, bevor wir nach Hause gehen können.«
Plötzlich wurde sie von hinten gepackt und herumgedreht. Sie hatte kaum Zeit zu registrieren, wer es war, als Charles auch schon die Arme um sie gelegt hatte und sie halb zu Tode drückte. »Gut gemacht, Flora«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich wusste, dass du es schaffen kannst.«
Dann küsste er sie - auf den Mund.
Einen Moment lang war es nur ein Kuss unter Freunden, eine Geste zur Gratulation, die sie mit jedem anderen hätte tauschen können, aber dann nahm der Kuss für einen winzigen Augenblick eine Leidenschaft an, die Flora den Atem stocken ließ.
Eine Sekunde später lösten sie sich voneinander, beide gleichermaßen erstaunt und entsetzt. Sie starrten einander an, und keiner von ihnen wusste etwas zu sagen. Ein halbes Leben verstrich, bevor Flora sich räusperte. »Ahm ...«
»So ist das«, meldete sich Annabelle mit tonloser Stimme zu Wort. »Flora zieht das große Los! Wie fühlt man sich als Titel eines Schulmädchenromans?«
Flora versuchte zu lachen. »Ähm - gut.«
Sie betrachtete Charles' blasses Gesicht und wusste, dass sie ebenso blass war. »Ich, äh ... entschuldigen Sie mich bitte. Ich glaube, ich verschwinde kurz zur Damentoilette.«
Sie wusch sich gerade die Hände, als Annabelle in den Raum trat und sich mit dem Rücken vor die Tür stellte, sodass niemand sie stören konnte. Überwältigt von einer Mischung aus Schock, Schuldgefühlen und Abspannung nach ihrem Einsatz als Auktionatorin begann Flora zu zittern.
»Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?« Annabelle sah erhitzt und bekümmert aus, aber ihr Blick war eisig.
»Ich ... ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, stammelte Flora. Wie viel hatte Annabelle mitbekommen?
»Kommen Sie mir nicht damit! Ich habe Sie gesehen. Sie und Charles.«
»Oh«, murmelte Flora schwach. »Sie meinen, gerade, als er mich geküsst hat? Das war nur die Aufregung, Annabelle, wirklich. Interpretieren Sie da nichts hinein. Er hat mich nur ...«
»Ich rede nicht von dem Kuss, Flora«, erklärte Annabelle wütend. »Das war lediglich eine bedeutungslose Sentimentalität. Ich spreche von dem Blick.«
»Von dem Blick?«, wiederholte Flora matt. »Von welchem Blick?«
»Ach, werden Sie doch endlich erwachsen, Flora«, blaffte Annabelle. »Sie sind in ihn verliebt, nicht wahr?«
»Nein ...«, antwortete Flora hitzig.
»Versuchen Sie nicht, es abzustreiten! Das war unübersehbar.«
Flora schüttelte den Kopf. Plötzlich schien alles so schnell zu gehen, dass sie nicht mehr wusste, was sie denken sollte. Charles' Kuss war für sich genommen schon beunruhigend gewesen, doch Annabelle hatte Recht. Die Art, wie er plötzlich zurückgezuckt war, und der Blick, den sie in diesem Moment getauscht hatten, hatten sie verraten.
Ein völlig unpassendes Gefühl des Glücks stieg in ihr auf. Charles sah nicht nur die kleine Cousine in ihr, er sah sie als Frau. Und offensichtlich fand er sie attraktiv. Aber was war mit Annabelle?
»Hören Sie, es tut mir leid, Annabelle, ich
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