Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Louisa die Auktion nicht einfach übernehmen?«
»Das könnte sie schon, falls Ihre Stimme vollkommen versagen sollte, aber dies ist Ihre Chance, den Platz bei Stanza und Stanza einzunehmen, der Ihnen zusteht. Es ist ja schön und gut, dass Sie all diese glänzenden Ideen gehabt haben, doch solange Sie nicht auf diesem Podest gestanden haben, wird die Welt Sie nicht als gleichberechtigte Partnerin des Auktionshauses sehen. Sie werden einfach die hübsche Blondine sein.«
Diese Rolle hatte Flora während eines großen Teils ihres Lebens innegehabt, und obwohl daran prinzipiell nichts auszusetzen war, war es doch nicht ihre Lieblingsrolle. »In Ordnung, ich stelle mich auf dieses Podest, aber nur wenn Charles nicht rechtzeitig vom Zahnarzt zurück ist.«
»Natürlich. Also«, nahm Geoffrey seinen Faden wieder auf, »wie die Steigerung funktioniert, wissen Sie? Wenn jemand ein Eröffnungsgebot abgibt, gehen Sie in Fünferschritten hoch. Falls das nicht funktioniert, in Dreierschritten, doch dann gehen Sie zu Zehnern über.«
Flora begriff langsam, dass ihr ein langer Abend bevorstand.
»Wissen Sie was?«, meinte Geoffrey. »Ed und ich werden so tun, als wären wir Bieter, und Sie leiten jetzt die Auktion. Ich werde Ihnen helfen.«
Schließlich schickte Edie sie ins Bett. Flora war sehr froh darüber: Nach Geoffreys Erklärungen erschien ihr der ganze Prozess noch verwirrender als zuvor. Sie stieg in das kleine, schmale Bett in Edies Gästezimmer und schlief fast sofort ein, wohl wissend, dass ihr Haar am nächsten Morgen ziemlich katastrophal aussehen würde und dass sie ihren Haarglätter im Cottage vergessen hatte.
»Annabelle hat angerufen«, berichtete Louisa, als Flora und Geoffrey im Auktionshaus ankamen. »Charles' Termin beim Zahnarzt ist um zwölf. Er wollte heute Morgen herkommen, aber ich habe ihm davon abgeraten. Wir werden ihn nicht brauchen, und er hat starke Schmerzen.«
»Armer Charles!«, murmelte Flora schwach. »Louisa, was denken Sie, um wie viel Uhr Bob fertig sein wird? Ich meine, ähm - wie wahrscheinlich ist es, dass ich einen Teil der Auktion werde übernehmen müssen?«
»Flora! Warum widerstrebt es Ihnen so sehr, das zu tun? Sie werden Ihre Sache ganz großartig machen! Außerdem wird es eine gute Erfahrung für Sie sein. Schließlich sind Sie die Seniorpartnerin.«
»Nein, das bin ich nicht! Nicht wirklich; die Sache mit dem Testament war einfach nur ein glücklicher Zufall.« Sie runzelte die Stirn. »Können Sie mir denn sagen, um wie viel Uhr wir zu den Büchern kommen werden, die Geoffrey nicht selbst versteigern kann?«
»Nun ja, Bob ist sehr schnell, sodass dieser Teil der Auktion nicht allzu lange dauern wird. Dann kommt Geoffrey an die Reihe. Er hat das schon seit geraumer Zeit nicht mehr gemacht, daher wird er wahrscheinlich ein wenig langsamer sein.«
»Und wenn er wirklich mein Freund ist, wird er die Sache so lange hinauszögern, bis Charles wieder hier ist«, warf Flora ein.
»Was bedeutet, dass wir gegen zwei Uhr zu den Büchern kommen sollten.«
»Reichlich Zeit für Charles, um von einem Termin um zwölf zurück zu sein!«, rief Flora, und eine Woge der Erleichterung schlug über ihr zusammen.
»Vermutlich«, meinte Louisa.
»Aber ich frage mich doch, warum er keinen früheren Termin ausgemacht hat«, seufzte Flora.
Louisa schüttelte den Kopf. »Haben Sie eine Ahnung, wie schwierig es ist, in dieser Stadt einen Zahnarzttermin zu bekommen? Die Praxen halten gegen Mittag immer einen Termin für echte Notfälle frei, alle anderen Patienten müssen wochenlang warten.«
»Oh.« Solchermaßen belehrt, ging Flora zu den anderen hinüber, um nachzusehen, was sonst noch erledigt werden musste. Für eine Weile half sie in dem kleinen Erfrischungsbereich aus, verkaufte Brötchen und Tee, und wusch zwischendurch das Geschirr ab. Sie arbeitete gern hier. Man bekam alle Bieter zu sehen, und man konnte zuhören, wie sie ihre Meinung über die Auktion kundtaten, aber die Arbeit war nicht allzu anstrengend, und vor allem brauchte man nur selten Entscheidungen zu treffen. Sie hatte gerade einen Ansturm von Kunden überstanden, als sie auf die Uhr blickte. Es war halb zwei! Wo blieb Charles?
Der fast achtzigjährige Bob arbeitete die restlichen Möbel in Rekordzeit ab. Er hatte früher einmal bei Viehversteigerungen gearbeitet, bei denen eine zügige Abwicklung vonnöten war, und trotz seines kranken Herzens hatte er diese Gewohnheit beibehalten.
»Gehen Sie nicht so
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