Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
...«
»Ehrlich, Flora, ich will es gar nicht hören. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie irgendetwas sagen könnten, das ich hören will. Doch eines sollten Sie in jedem Fall wissen. Selbst wenn Charles in Ihnen mehr sähe als ein geringfügiges Ärgernis in seinem Leben, würde er mich Ihretwegen niemals verlassen.«
»Warum nicht?« Flora war selbst überrascht, dass sie diese Frage laut ausgesprochen hatte.
»Weil er ohne mich alles verlieren würde.«
»Alles? Was soll das heißen, alles?«
»Das soll heißen, dass er die Firma verlieren würde. Er würde Stanza und Stanza verlieren.«
»Das kann nicht wahr sein.« Flora verstand nicht. »Wenn es so wäre, wüsste ich davon.«
»Nicht unbedingt. Er erzählt Ihnen nämlich nicht alles«, fuhr Annabelle mit gehässigem Tonfall fort. »Genau genommen erzählt er Ihnen überhaupt nicht viel.«
»Dann erzählen Sie es mir. Warum würde er die Firma verlieren, wenn er Sie verlässt?«
»Das Bürogebäude brauchte eine komplett neue Verkabelung. Mein Vater hat dafür bezahlt, und Charles hat mit seiner Hälfte des Geschäfts dafür gebürgt.«
»Soll das heißen, Ihr Vater hat Charles das Geld geliehen?«
»Mehr oder weniger. Aber sobald wir heiraten, wird mein Vater die Schuld streichen. Sie sehen also: Ganz gleich, wie sehr Charles Sie liebt - falls er das überhaupt tut, was ich ernsthaft bezweifle -, er würde mich trotzdem niemals verlassen. Seine kostbare Firma wird ihm stets wichtiger sein als jede Frau.«
»Ich verstehe. Nun, vielen Dank, dass Sie mir reinen Wein eingeschenkt haben. Und ich hoffe, es macht Sie glücklich zu wissen, dass Charles Sie nur wegen des Geldes Ihres Vaters heiratet!«
»Nicht ›nur‹, Schätzchen, aber mein Vater hat tatsächlich eine Menge Geld.« Sie sah Flora mitleidig an. »Ich habe versucht, es Ihnen zu erklären. Ich dachte, ich hätte sehr deutlich dargelegt, wie die Dinge stehen. Charles und ich werden heiraten, wir hatten schon immer die Absicht zu heiraten, und damit wäre die Sache erledigt.«
In Flora stieg Übelkeit auf. Mit gewaltiger Willensanstrengung kämpfte sie sie ein wenig nieder und drängte sich an Annabelle vorbei.
»Entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss gehen.«
Sie blieb für einige Sekunden im Flur stehen, und der Schweiß kitzelte sie am Haaransatz. Am liebsten wäre sie vor Scham gestorben und hätte einiges darum gegeben, nicht wieder in den Verkaufsraum zurückkehren zu müssen, wo alle mit ihr würden reden wollen. Schließlich öffnete sie die Tür zu einem Lagerraum, der offensichtlich von der Spielgruppe benutzt wurde, denn er war voller Dreiräder, Roller und Spielzeug-LKW. Sie selbst hatte dort kaum noch Platz, aber sie zwängte sich hinein und blieb dort, bis sie Annabelle von der Damentoilette kommen hörte. Als einige Zeit später ihre Übelkeit endlich verebbt war, verließ sie ihre Zuflucht mit dem Gefühl, dass ihr Leben ein einziger Trümmerhaufen war.
Um ihre Tasche zu holen, musste sie in den kleinen Raum gehen, den sie als Büro benutzten. Sie wusste nicht, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass Charles sich ebenfalls dort aufhielt.
»Flora! Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Wo sind Sie gewesen? Sie sehen schrecklich aus!«
»Ich stehe einfach nur leicht unter Schock«, antwortete sie und versuchte, den ganzen Vorfall mit einem Schulterzucken abzutun. Dass er wieder zum distanzierten »Sie« übergegangen war, versetzte ihr einen Stich. »Das muss wohl die Aufregung sein. Wie geht es Ihrem Zahn?«
»Oh, der hat sich inzwischen wieder beruhigt. Soll ich Sie nach Hause fahren?« Als er sie ansah, stand in seinen Augen unverkennbar ein Echo des Blicks, den sie nach ihrem Kuss bei ihm gesehen hatte. »Wir müssen reden, Flora. Ich möchte ...«
»Nein.« Sie unterbrach ihn, bevor er weitersprechen konnte. Sie musste zuerst selbst Klarheit gewinnen, bevor alles noch verworrener wurde, und der letzte Mensch, mit dem sie in diesem Moment über ihre Gefühle reden wollte, war Charles. »Nein, Charles, tut mir leid.« Gut, sie klang deutlich gefasster. »Ich möchte nach Hause fahren, doch ich möchte nicht, dass Sie mich heimbringen. Wirklich nicht. Ich komme schon zurecht. Könnten Sie mir einfach meine Tasche rüberreichen? Sie liegt in der untersten Schublade des Aktenschranks.«
Er wirkte gekränkt und verwirrt. »Aber Flora, Sie sehen so krank aus, dass ich Sie nicht allein nach Hause fahren lassen möchte. Außerdem müssen wir ...«
»Ich komme
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