Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
wirklich allein zurecht.«
Als er in ihre Augen blickte, konnte er ihre Entschlossenheit sehen und zog sich mit Würde zurück. »Sie waren heute einfach großartig, Flora. Ich habe alles beobachtet. Und morgen können wir miteinander reden, ja?«
Flora betrachtete ihn gedankenverloren. »Ich bin froh, dass ich Sie nicht enttäuscht habe, Charles.«
Und dann verließ sie den Raum, zu unglücklich, um zu weinen.
Kapitel 24
Z urück im Cottage wurde Flora von Einsamkeit und Verzweiflung überwältigt. Sie setzte den Kessel auf und stellte dann fest, dass sie keinen Appetit auf Tee hatte, daher öffnete sie eine Flasche Wein, schenkte sich ein Glas ein und musste begreifen, dass sie auch keinen Wein trinken wollte. Sie wusste, dass es ihr gutgetan hätte, wenn sie hätte weinen können, aber die Tränen wollten nicht kommen. Schließlich warf sie sich auf das Sofa und ließ sich von Imelda und den Kätzchen trösten. Die Kätzchen verloren schon bald das Interesse an ihr, aber Imeldas Nähe tat ihr wohl. Sie saß laut schnurrend auf Floras Schoß und bearbeitete Floras Knie mit den Pfoten. Flora lag mit geschlossenen Augen da und streichelte Imelda.
»Das ist doch einfach lächerlich!«, sagte sie laut. »Du bist aufs Land gegangen, um etwas über das Geschäft deiner Familie zu lernen, und das hast du getan. Du hast viel gelernt und etliche Verbesserungen eingeführt, und heute hast du mehrere tausend Pfund für Geoffrey rausgeholt. Du solltest vor Glück außer dir sein! Die ganze Geschichte mit Charles führt im Grunde zu nichts. Er war mit Annabelle verlobt, und er ist immer noch mit Annabelle verlobt. Nichts hat sich geändert.«
Aber es hatte sich sehr wohl etwas geändert. Dieser Kuss, dieser Blick und Annabelle, die beides beobachtet hatte. Selbst wenn sie, Flora, es gewollt hätte, sie konnte nicht so tun, als wäre nichts geschehen - Annabelle würde es nicht zulassen. Und Annabelle schwang die Peitsche - über ihr, über Charles und gegenwärtig auch über Stanza und Stanza. Jetzt ergaben viele Dinge einen Sinn.
Nach einer Weile ging sie in den Garten hinaus, um ihre Mutter anzurufen. Sie war noch nicht bereit, über Charles zu sprechen. Wenn sie ihre Gedanken geordnet hatte, würde sie es nachholen. Sie hatte Hermione jedoch erzählt, dass sie heute möglicherweise zum ersten Mal eine Auktion würde leiten müssen, und ihre Mutter würde sicher hören wollen, wie es gelaufen war.
Zuerst entwickelte sich das Telefongespräch ganz nach Plan. Ihre Mutter reagierte mit größerer Begeisterung, als Flora erwartet hatte.
»Oh, Schätzchen, ich wusste, dass du irgendwann herausfinden würdest, wo deine wirkliche Begabung liegt!«
»Was soll das heißen?« Flora war entrüstet. »Ich habe viele Fähigkeiten. Die Leute wollen mir immer Jobs geben und sehen es gar nicht gern, wenn ich wieder gehe.«
»Ich weiß, ich weiß, aber das liegt zu einem großen Teil daran, dass du blond und hübsch bist. Und früher waren es immer nur Jobs. Das hier ist ein Beruf, und du machst deine Sache gut, obwohl du blond und hübsch bist.«
Flora verspürte keinerlei Verlangen, ihrer Mutter zu erzählen, was Louisa über die beiden letzten Bieter gesagt hatte: dass sie nämlich nur geboten hätten, um Floras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Ich habe nie geglaubt, dass es von Nachteil sei, nicht so auszusehen wie ein Putzlumpen. Die Leute waren immer sehr nett zu mir. Glaubst du, dass das der Grund war? Was für ein schrecklicher Gedanke!«
»Nun, vielleicht haben sie dich anfangs gerade deshalb gemocht, aber wenn du nur ein hübsches Gesicht hättest und sonst nichts, hätten sie sich gewiss nicht lange mit dir abgegeben. Das war es, was ich eigentlich meinte. Dies ist ein Job, bei dem das Aussehen nicht zählt. Ich bin ja so stolz auf dich, Schätzchen.«
»Danke, Mum.«
»Dein Dad steht neben mir. Willst du kurz mit ihm sprechen?«
In Wirklichkeit wollte Flora eine Umarmung, doch im Augenblick musste ein Gespräch genügen. Nachdem sie ausgiebig mit ihrem Vater geplaudert hatte, der genau wissen wollte, wie alles funktionierte, kam Hermione wieder an den Apparat.
»Also, was ist mit dir und Charles?«
»Wir sind kein ... kein ›wir‹, meine ich. Er ist mit Annabelle zusammen, und so wird es für immer bleiben.« Sie zog die Nase hoch. Die Tränen, die sie zuvor mit Macht zurückzudrängen versucht hatte, drohten jetzt umso reichlicher zu fließen.
»Bist du dir sicher?«
»Ja! Er hat mich geküsst, als
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