Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
auftraten, eine Frau nur zum Einkaufen. »Hm ...«
»Ich habe mich nur gerade gefragt, ob es vielleicht nicht gut ist, dass ich immer mit Mummy einkaufen gehe?«
Flora dachte darüber nach, wie sie ihre Antwort am besten formulieren konnte. »Ich glaube nicht, dass das prinzipiell eine schlechte Idee ist. Ich gehe ziemlich häufig mit meiner Mutter einkaufen, wenn wir uns gerade im selben Land aufhalten, aber der Unterschied ist vielleicht der, dass sie in Sachen Mode stets auf mich hört statt andersherum.«
Annabelle seufzte. »Ich habe mich nie besonders für Mode interessiert. Ich möchte nur ordentlich und einigermaßen präsentabel aussehen. Doch ...«
Es folgte eine äußerst unangenehme Pause, während Flora gespannt wartete, was Annabelle als Nächstes sagen würde.
»Ich denke, Männern ist es vielleicht lieber, wenn Frauen hübsch aussehen, meinen Sie nicht auch?«
»Bei Ihrem Klassentreffen wird es doch keine Männer geben, oder?« Flora wollte ihr schmutziges Kleid fressen, wenn Annabelle kein strenges Mädchenpensionat besucht hatte.
»Hm, nein, aber Frauen sind da noch kritischer, nicht wahr?«
»Nun ja, das ist richtig, doch Charles mag Sie offensichtlich so, wie Sie sind. Für ihn brauchen Sie nichts zu ändern.«
»Das weiß ich!« Beruhigenderweise verfiel Annabelle wieder in ihren gewohnten Tonfall zurück. »Ich möchte nur nicht zu dem Klassentreffen gehen und aussehen wie ... wie ein Pferd.«
Flora fand sich damit ab, dass sie die Chorprobe verpassen würde. In einer Minute würde sie aufstehen und Geoffrey anrufen. »Ich habe nur gesagt, dass ...«
»Ich weiß, doch in jedem Scherz steckt ein Körnchen Wahrheit, oder wie immer dieses Sprichwort heißt. Seit Sie hier sind, ist mir bewusst geworden, dass meine Kleidung vielleicht ein wenig ...« Wieder hielt sie inne. Flora wartete ab, da sie es nicht wagte, den Satz für Annabelle zu Ende zu sprechen. »Meine Kleidung ist wohl ziemlich altmodisch, und wenn Sie eine Möglichkeit sehen, mir zu helfen, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
»Natürlich helfe ich Ihnen gern.« Vor allem, fügte Flora bei sich hinzu, wenn sie das daran hindert, Charles von meinem Hausgast zu erzählen.
»Würden Sie das tun?«
Flora lächelte schelmisch, denn sie sah plötzlich Charles' Gesicht vor sich, wenn er Annabelle in einem hautengen Riemchenkleid und Stöckelschuhen erblickte. »Aber meinen Sie nicht, dass Charles etwas dagegen hätte, wenn Sie auf einmal ganz anders aussähen?«
»Nun ja, ich werde nicht ganz anders aussehen, und selbst wenn es so wäre, unsere Beziehung ist sehr stabil. Es ist unwahrscheinlich, dass eine solche Kleinigkeit wie Kleider etwas daran ändern könnte.«
Damit war das Thema Kleider gründlich an seinen Platz verwiesen worden! »Oh?«
»Unsere Beziehung basiert auf all den Dingen, die wir gemeinsam haben: Kameradschaft, ein Geschäft, das wir teilen. Nun ja, das wir beinahe teilen«, fügte Annabelle hinzu.
»Was ist mit Liebe?«, fragte Flora impulsiv. Aber wahrscheinlich war Liebe ein zu frivoles Gefühl für Menschen wie Charles und Annabelle.
»Natürlich liebe ich Charles«, erklärte Annabelle. »Und ich weiß, dass er mich liebt, sehr sogar.« Sie hielt einen Moment lang inne. »Hören Sie, Flora. Mir ist klar, dass Sie Charles für spießig und altmodisch halten und mich für steif und unnahbar.«
Flora wollte protestieren, aber Annabelle ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Ich kann es in Ihren Augen sehen, wann immer wir miteinander reden, und es ist in Ordnung. Wirklich. Ich kann mir nicht vorstellen, in Ihrer Haut zu stecken, und Sie können sich nicht vorstellen, in meiner zu stecken. Sie können nicht abschätzen, was Charles in mir sieht oder umgekehrt. Aber Charles und mich verbindet eine tiefe Beziehung. Wir sind schon seit einer Ewigkeit Freunde - ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern, in der ich nicht vorgehabt hätte, ihn zu heiraten -, und das Wissen, dass wir den Rest unseres Lebens miteinander verbringen werden, macht uns beide sehr glücklich.«
Flora fand nicht, dass Charles und Annabelle sehr glücklich wirkten, doch Annabelles kleine Ansprache war die leidenschaftlichste Regung, die Flora je bei ihr erlebt hatte. Plötzlich schämte sie sich dafür, dass sie sich immer wieder gefragt hatte, ob die Verlobung der beiden nicht mehr oder weniger ein geschäftliches Arrangement war.
»Also glaube ich nicht, dass ein paar Kleider und ein Haarschnitt daran etwas ändern werden. Charles liebt
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