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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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zum König ausgerufen wurde,
obwohl er noch minderjährig war. Als auch Perdikkas tot war, erhob Archelaos
Anspruch auf den Thron, worauf mein geschätzter Sohn Philipp ihn hinrichten
ließ. Die beiden jüngeren Brüder setzten sich rechtzeitig nach Olynthos ab.
Erst als Philipp die Stadt vor ein paar Jahren eroberte, fielen sie ihm in die
Hände. Da du ja auch unbedingt einmal König werden willst, interessiert dich
bestimmt, was aus ihnen geworden ist!“ Eurydika beugte sich vor, und ihr
Grinsen wurde ausgesprochen böse. „Philipp ließ sie hinrichten.“
    Alexander klappte seine Tafel zu. Für seinen Geschmack hatte
er genug gehört. Es war eine Sache, mit anzuhören, wie Archelaos und seine Nachfolger
sich gegenseitig umgebracht hatten. Sie waren zwar auch irgendwie mit ihm
verwandt, aber doch nur um mehrere Ecken. Außerdem war das alles schon lange
her. Was sein Vater dagegen mit seinen Halbbrüdern gemacht hatte, war etwas
völlig anderes.
    „Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast.“
    Wenn er richtig gezählt hatte, hatte Eurydika in der kurzen
Zeit, die er bei ihr gesessen hatte, nicht weniger als drei große Schalen Wein
geleert. Sie hatte inzwischen eine deutliche Fahne, aber er bewunderte, wie sie
sich durch die verwickelten Familienverhältnisse gekämpft hatte, ohne den Faden
zu verlieren. Nicht einmal ihre Aussprache hatte gelitten. Ihm dagegen
schwirrte der Kopf vor lauter Amyntassen, Perdikkassen und Archelaossen.

21
    Als sie vor der Tür standen, hörte er drinnen laute Stimmen.
Dann ein Scheppern, als ob etwas in tausend Stücke zersprang. Pyrrha atmete
tief durch, ehe sie die Tür öffnete und mit Alexander zusammen eintrat.
    Olympias stand in der Mitte des Zimmers, sichtlich aufgewühlt,
Gesicht und Hals von roten Flecken bedeckt. Scherben und Bruchstücke von
Gegenständen lagen auf dem Boden verstreut. Gorgo war beim Herd und hielt ein
Gefäß, aus dem beißender Qualm aufstieg. Ein Mann stand in der Nähe der Tür,
mit dem Rücken zu Alexander, doch er erkannte ihn auch so.
    Olympias schrie: „Ich hätte es wissen müssen! Egal, was er
mir antut, immer ergreifst du Partei für ihn. Gegen mich, deine eigene
Schwester!“
    Ihr jüngerer Bruder hob beschwörend die Hände. „Ich will
doch nur, dass du dich beruhigst!“
    „Was muss denn noch passieren, bis du endlich aufwachst und
etwas unternimmst?“
    „Was soll ich denn tun? Meinst du, er bittet mich um
Erlaubnis? Die Sache geht mich nichts an.“
    „Es geht dich nichts an, wenn deine Schwester entehrt wird?“
    „Niemand entehrt dich! Tu doch nicht so, als ob du in
Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt werden sollst!“ Seiner Stimme nach zu
urteilen, stand er am Ende seiner Selbstbeherrschung.
    „Willst du warten, bis es so weit ist? Aber deine Schwester
ist dir doch egal, dir geht es nur um dich selbst! Seit du nach Pella gekommen
bist, schmeißt du dich an ihn ran wie ein Fliegenschwarm an den Hundehaufen,
weil du hoffst, dass er dich eines Tages auf den Thron in Dodona setzt. Glaubst
du, ich weiß nicht, was vor sich geht?“ Olympias grinste böse. „Aber ich dachte,
dass du wenigstens dieses eine Mal, wo es um die Ehre unserer Familie geht,
handelst wie ein Mann!“
    Alexander, zukünftiger König der Molosser, nahm seine
Chlamys von der Stuhllehne. „Gut, dass du mich daran erinnerst, dass ich ein
Mann bin“, erwiderte er kalt. Er war inzwischen achtzehn Jahre alt, hatte das
Korps der Königsjungen verlassen und galt damit als erwachsen. Abrupt wandte er
sich um und ging zur Tür. „Ich bin kein kleiner Junge mehr, den du herumschubsen
kannst. Die Zeiten sind vorbei.“ Er warf seinem Neffen einen mitleidigen Blick
zu, als er an ihm vorbeiging, und schlug die Tür hinter sich zu.
    „Dann verschwinde doch, du Feigling!“, brüllte Olympias ihm nach.
„Lass mich ruhig im Stich, ich bin nicht auf dich angewiesen! Verschwinde! Und
ihr anderen auch! Verschwindet! Lasst mich allein!“
    Niemand rührte sich.
    „Habt ihr nicht verstanden? Raus mit euch!“
    Gorgo stellte das qualmende Gefäß auf dem Herd ab und verließ
den Raum, dann ging zögernd auch Pyrrha. Als Alexander folgen wollte, lief
Olympias zu ihm und riss ihn in ihre Arme. „Nicht du! Du bist der Einzige, der
zu mir hält! Der Einzige, dem etwas an mir liegt!“
    Während sie ihre Wange an seine presste, nahm er aus dem
Augenwinkel wahr, wie Kleopatra oben auf der Treppe stand und zu ihnen
heruntersah. Sogar aus der Entfernung und in dem

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