Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)
Buzz Aldrin auf dem Mond. In den Monaten vor der Landung bereiteten sich die Astronauten der Apollo-Mission in der Mondlandschaft einer Wüste im Westen der Vereinigten Staaten auf das Ereignis vor. In der Gegend leben einige Indianerstämme und eine (vermutlich erfundene) Geschichte beschreibt eine Begegnung zwischen den Astronauten und einem der Ureinwohner:
Während des Trainings trafen die Astronauten eines Tages einen alten Ureinwohner. Der Mann fragte sie, was sie denn da trieben, und die Astronauten erklärten, sie gehörten einer Forschungsexpedition an, die in Kürze auf den Mond fliegen würde. Als der alte Mann das hörte, schwieg er eine Weile lang, dann fragte er die Astronauten, ob sie ihm einen Gefallen tun könnten.
»Was können wir für Sie tun?«, fragten sie.
»Die Leute meines Stammes glauben, dass auf dem Mond heilige Geister leben«, erwiderte der alte Mann. »Dürfte ich Sie bitten, ihnen eine wichtige Botschaft meines Volkes auszurichten?«
»Wie lautet die Botschaft?«, fragten die Astronauten.
Der Mann antwortete etwas in der Sprache seines Stammes und bat die Astronauten, den Satz so lange zu wiederholen, bis sie ihn korrekt aufsagen konnten.
»Was bedeutet das?«, fragten sie ihn.
»Ach, das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete er. »Das ist ein Geheimnis, das nur mein Stamm und die Mondgeister kennen dürfen.«
Als die Astronauten zu ihrer Basis zurückkamen, suchten sie so lange, bis sie jemanden fanden, der die Sprache des Alten verstand, und baten ihn, die Geheimbotschaft zu übersetzen. Als sie ihm den Satz aufsagten, lachte der Übersetzer schallend. Nachdem er sich beruhigt hatte, verriet er ihnen, was sie da so gewissenhaft auswendig gelernt hatten: »Glaubt diesen Leuten kein Wort. Sie sind gekommen, um Euch Euer Land wegzunehmen.«
Weiße Flecken auf der Landkarte
Die moderne »Erforschen und Erobern«-Mentalität lässt sich anhand der Entwicklung der Weltkarten anschaulich nachvollziehen. Schon lange vor der Neuzeit haben viele Kulturen Weltkarten angefertigt. Natürlich kannte keine dieser Kulturen die ganze Welt. Keine Kultur in Afrika, Asien und Europa hatte eine Ahnung von der Existenz Amerikas, keine amerikanische Kultur kannte die übrigen Kontinente. Das hinderte sie allerdings nicht daran, Weltkarten zu zeichnen. Unbekannte Regionen wurden einfach weggelassen oder mit Fabelwesen und Drachen gefüllt. Diese Karten hatten keine weiße Flecken. Sie vermittelten den Eindruck, die ganze Welt sei bekannt.
Während des 15. und 16. Jahrhunderts gingen die Europäer dazu über, Weltkarten mit vielen weißen Flecken zu zeichnen – ein Hinweis auf die beginnende wissenschaftliche Revolution und den kolonialen Entdeckerdrang der Europäer. Diese weißen Flecken markierten eine psychologische und ideologische Wende, denn damit gestanden sich die Europäer ein, dass sie große Teile der Welt nicht kannten.
Der größte Durchbruch kam jedoch im Jahr 1492, als Christoph Kolumbus in Spanien Anker lichtete, um in Richtung Westen nach Ostasien zu segeln. Nach seinen Berechnungen, die auf den »vollständigen« Weltkarten basierten, musste Japan etwa 7000 Kilometer westlich von Spanien liegen. In Wirklichkeit sind es mehr als 20000 Kilometer, und zwischen beiden lag ein ganzer, bis dahin unbekannter Kontinent. Am 12. Oktober 1492 gegen 2 Uhr morgens stieß die Expedition von Kolumbus auf diesen unbekannten Kontinent. Vom Mast der Pinta aus erspähte ein Matrose namens Juan Rodriguez Bermejo eine Insel der Bahamas und rief: »Land! Land!« Danach sollte sich die Welt für immer verändern.
24. Eine europäische Weltkarte aus dem Jahr 1459. Die Karte ist voller Details. Der Zeichner ging offenbar davon aus, dass die Europäer die ganze Welt kannten.
Kolumbus war überzeugt, dass er an einer kleinen Insel vor der Küste Ostasiens angelangt war, und dass die Menschen, denen er am Strand begegnete, Inder waren (weshalb die Ureinwohner bis heute als »Indios« oder »Indianer« bezeichnet werden). Kolumbus hielt sein Leben lang an diesem Irrtum fest. Der Gedanke, dass er einen völlig unbekannten Kontinent entdeckt haben könnte, war für ihn genauso unvorstellbar wie für viele seiner Zeitgenossen. Jahrtausendelang hatten die größten Gelehrten und vor allem die unfehlbare Heilige Schrift nur von Europa, Afrika und Asien gesprochen. Sie konnten sich unmöglich geirrt haben. Die Bibel konnte doch nicht einfach die Hälfte der Welt übersehen haben! Das war so, als hätte
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