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Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Titel: Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuval Noah Harari
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Geschichte.
    Wir wissen heute, dass das durchschnittliche Sapiens-Gehirn seit Beginn der landwirtschaftlichen Revolution geschrumpft ist. 12 Um als Jäger und Sammler zu überleben, mussten die Menschen über hervorragende geistige Fähigkeiten verfügen. Mit der Landwirtschaft und der Industrie konnten sich unsere Vorfahren zunehmend auf die Fähigkeiten der anderen verlassen, und es öffneten sich Nischen für weniger talentierte Menschen: Zur Not konnte man sich irgendwie als Wasserträger oder Hilfsarbeiter durchschlagen und so seine Gene an die nächste Generation weitergeben.
    Wildbeuter hatten nicht nur ein besseres Verständnis ihrer belebten und unbelebten Umwelt, sondern auch ihrer eigenen Innenwelt, ihres Körpers und ihrer Sinne. Sie hörten das leiseste Geräusch im Gras, weil es sich um eine Schlange handeln könnte. Mit scharfem Blick beobachteten sie das Laub von Bäumen, um Früchte, Bienenstöcke oder Vogelnester zu erspähen. Sie bewegten sich mit einem Minimum an Krafteinsatz und Lärm und verstanden es, geschickt und effizient zu sitzen, zu gehen und zu laufen. Durch den vielfältigen Einsatz ihres Körpers waren sie fit wie ein Marathonläufer. Sie hatten eine körperliche Flexibilität, wie wir sie heute nur erreichen, wenn wir jahrelang Yoga oder Tai-Chi praktizieren.
    *
    Das Leben der Jäger und Sammler konnte sich je nach Region und Jahreszeit ganz erheblich unterscheiden, doch im Großen und Ganzen bekommt man den Eindruck, dass sie ein sehr viel angenehmeres Leben führten als die meisten Bauern, Schäfer, Landarbeiter und Büroangestellten, die ihnen folgten. Während die Menschen in den heutigen Wohlstandsgesellschaften zwischen 40 und 45 Stunden pro Woche arbeiten, und in den Ländern der Dritten Welt sogar zwischen 60 und 80, kommen die Wildbeuter selbst in den unwirtlichsten Gegenden der Welt – zum Beispiel der Kalahari-Wüste – im Durchschnitt auf nur 35 bis 40 Arbeitsstunden pro Woche. Sie jagen höchstens jeden dritten Tag und die Sammeltätigkeit nimmt pro Tag lediglich drei bis sechs Stunden in Anspruch. In normalen Zeiten reicht das völlig aus, um die gesamte Gruppe zu ernähren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die steinzeitlichen Jäger und Sammler in fruchtbaren Regionen deutlich weniger Zeit benötigten, um Nahrung und Rohstoffe heranzuschaffen. Außerdem hatte sie deutlich weniger Hausarbeit: Sie mussten kein Geschirr spülen, keine Teppiche saugen, keine Böden schrubben, keine Windeln wechseln und keine Rechnungen zahlen.
    In der Wirtschaft der Wildbeuter gab es viel spannendere Berufe als in der Landwirtschaft oder der Industrie. Eine chinesische Fabrikarbeiterin geht morgens um sieben Uhr aus dem Haus, hastet durch die schmutzigen Straßen in einen öden Sweatshop, setzt sich an eine Maschine, verrichtet dort zehn Stunden lang den immergleichen Handgriff, kommt abends gegen sieben Uhr nach Hause und muss noch Geschirr spülen und die Wäsche waschen – tagein, tagaus, jeden Tag dasselbe. Vor 30000 Jahren hätte eine chinesische Wildbeuterin gegen acht Uhr morgens mit ihren Begleitern das Lager verlassen. Die Gruppe streifte durch die nahe gelegenen Wälder, sammelte Pilze, grub essbare Wurzeln aus, fing Frösche und lief vor Tigern davon. Am frühen Nachmittag waren sie wieder zurück im Lager, bereiteten eine Mahlzeit zu, unterhielten sich, spielten mit den Kindern und ruhten sich aus. Natürlich wurden sie hin und wieder von Tigern gefressen und von Schlangen gebissen, aber dafür blieben sie von Autounfällen und Smog verschont.
    Die Kost, die sie sammelten und jagten, war ideal. Was an sich kein Wunder ist, denn die Menschen hatten sich Jahrmillionen lang von nichts anderem ernährt und ihre Körper waren genau darauf eingestellt. Aus Fossilienfunden wissen wir, dass die Wildbeuter seltener unter Hunger und Mangelernährung litten und größer und gesünder waren als ihre bäuerlichen Nachfahren. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag zwar nur bei dreißig bis vierzig Jahren, doch das war vor allem der hohen Kindersterblichkeit geschuldet. Wer die gefährdeten ersten Lebensjahre überstand, hatte beste Chancen, sechzig, siebzig oder sogar achtzig Jahre alt zu werden. Unter heutigen Wildbeutern hat eine 45-jährige Frau gute Aussichten, weitere zwanzig Jahre lang zu leben, und rund 5 bis 8 Prozent der Bevölkerung sind über sechzig Jahre alt. 13
    Das Erfolgsgeheimnis der Jäger und Sammler, das sie vor Hungertod und Mangelernährung bewahrte, war ihre

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