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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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fand, der das gegen den Willen des
Papstes tun wollte.
    Dann ist er nach Hause gesegelt und hat die vielen Geschenke
mitgebracht, die ihm der Sultan gemacht hatte: Jagdleoparden und Kamele und
seltene Steine und alle möglichen Merkwürdigkeiten. Und das alles sammelte er
in Sizilien und ließ große Künstler für sich arbeiten und freute sich an den
schönen Dingen, wenn er müde war vom Regieren. Aber regiert hat er wirklich.
Das Länderverleihen gefiel ihm nicht. Darum hat er Beamte ernannt. Die haben
kein Land bekommen, sondern jeden Monat Geld. Du musst denken, dass es ja in
Italien war, wo es schon Geld gab. Und er war sehr gerecht, aber auch sehr
streng.
    Weil er so ganz anders war als alle Leute damals, wusste niemand so
recht, was er eigentlich wollte. Nicht einmal der Papst wusste es. Und in
Deutschland, das so weit weg war, hat man sich nicht viel um diesen seltsamen
Kaiser gekümmert, der so merkwürdige Einfälle gehabt hat. Und weil ihn die
Leute nicht verstanden, hatte er ein schweres Leben. Schließlich stellte sich
sogar sein eigener Sohn gegen ihn und hetzte die Deutschen auf, und sein
liebster Ratgeber ging zum Papst über, und Friedrich war ganz allein. Die
meisten gescheiten Sachen, die er in der Welt einführen wollte, konnte er nun
nicht durchsetzen; da ist er allmählich sehr unglücklich geworden und auch sehr
böse. Und so ist er im Jahre 1250 gestorben.
    Sein Sohn Manfred fiel als junger Mann im Kampf um die Macht, und
sein Enkel Konradin wurde gar von seinen Feinden gefangen genommen und im Alter
von 24 Jahren in Neapel geköpft. Das war das traurige Ende der großen
ritterlichen Herrscherfamilie der Hohenstaufen.
    Noch während Friedrich in Sizilien regierte und mit dem Papst
stritt, war ein furchtbares Unglück über die Welt hereingebrochen, gegen das
beide nichts unternehmen konnten, weil sie nicht einig waren. Wieder brachen
Reiterhorden aus Asien ein. Diesmal waren es die allermächtigsten. Selbst die
Mauer des Qin Shi Huangdi konnte sie nicht aufhalten. Sie eroberten zuerst unter
ihrem König Dschingis Khan China und plünderten es furchtbar. Dann taten sie
mit Persien das Gleiche. Danach zogen sie auf dem Weg der Hunnen, Awaren und
Magyaren nach Europa. Schrecklich hausten sie in Ungarn, entsetzlich auch in
Polen. Schließlich waren sie im Jahre 1241 an der Grenze Deutschlands, bei
Breslau, das sie einnahmen und niederbrannten. Wohin sie kamen, dort brachten
sie alle Menschen um. Man wusste keine Rettung. Ihr Reich war schon das größte,
das es je auf der Welt gegeben hat. Stell es dir vor: von Peking bis Breslau!
Dabei waren ihre Truppen keine wilden Horden mehr, sondern gut geschulte
Kriegsheere mit sehr schlauen Führern. Da war die Christenheit machtlos! Ein
großes Ritterheer schlugen sie. In diesem Augenblick, als die Gefahr am größten
war, starb ihr Herrscher irgendwo in Sibirien, und die mongolischen Krieger
kehrten um. Aber die Länder, die sie durchzogen hatten, blieben verwüstet
zurück.
    In Deutschland hat nach dem Tod des letzten Hohenstaufen ein noch
größerer Wirrwarr begonnen, als er schon vorher war. Jeder wollte einen anderen
König, und so ist es keiner geworden. Und weil kein König oder Kaiser da war
und auch sonst niemand, der regiert hätte, ist es vollständig drunter und
drüber gegangen. Wer gerade stärker war, hat dem, der schwächer war, einfach
alles weggenommen. Das hat man das Recht des Stärkeren oder Faustrecht genannt,
weil die Leute mit der Faust aufeinander losgegangen sind. Du siehst aber, dass
das Faustrecht überhaupt kein Recht war, sondern einfach Unrecht.
    Das haben die Leute auch genau gewusst und waren traurig und
verzweifelt und haben sich die früheren Zeiten zurückgewünscht. Was man aber
wünscht, das erträumt man sich oft, das heißt, man glaubt schließlich, dass es
wahr ist. Und so haben die Leute geglaubt, dass der Staufenkaiser Friedrich gar
nicht gestorben sei, sondern nur verzaubert in einem Berg sitze und warte.
Dabei hat sich etwas Merkwürdiges ereignet. Du hast vielleicht auch schon von
jemandem geträumt, dass er einmal der war und einmal jener und vielleicht auch
irgendwie beide zugleich. Und so ist es den Leuten damals auch gegangen. Sie
haben von dem großen, weisen und gerechten Herrscher geträumt, der im
Untersberg oder im Kyffhäuser sitzt (das war Friedrich II. aus Sizilien), der
einmal wiederkommen sollte, bis alle verstünden, was er will. Aber gleichzeitig
haben sie geträumt, dass er einen langen Bart

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