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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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ausüben.
So blieb ihnen eigentlich nur ein Beruf erlaubt: das Handeln. Und das taten sie
auch. Sie durften zwar nur an bestimmten Stellen der Stadt wohnen und bestimmte
Kleider tragen, aber manche von ihnen erwarben mit der Zeit viel Geld, sodass
die Ritter und Bürger bei ihnen Schulden machten. Aber dadurch wurden die Juden
nur noch verhasster, und oft fiel das Volk über sie her, um ihnen ihr Geld
wieder wegzunehmen. Sie konnten und durften sich ja nicht wehren, wenn der
König oder die Priester sich nicht ihrer annahmen, was öfters vorkam.
    Schlimmer noch als den Juden aber erging es solchen Menschen, die
lange über der Bibel gegrübelt hatten und die an irgendeiner Lehre zu zweifeln
begannen. Solche Zweifler nannte man Ketzer und verfolgte sie entsetzlich. Wen
man als Ketzer erkannte, der wurde öffentlich bei lebendigem Leibe verbrannt,
wie Nero einst die Christen verbrannt hatte. Ganze Städte wurden wegen solcher
Zweifler zerstört und ganze Landstriche einfach verödet. Man zog in Kreuzzügen
gegen sie aus wie gegen die Mohammedaner. Und das taten dieselben Menschen, die
für den Gott der Gnade und für seine Frohe Botschaft die mächtigen Dome
erbauten, die mit ihren hoch aufsteigenden Türmen und bilderreichen Toren, mit
ihren dunkel leuchtenden Kirchenfenstern und den Tausenden von Statuen aussahen
wie ein Traum von der Herrlichkeit des Himmelreiches.
    Städte und Kirchen gab es in Frankreich früher als in Deutschland.
Frankreich war ein reicheres Land und hatte eine ruhigere Geschichte gehabt.
Die französischen Könige hatten auch bald verstanden, die Bürger, den neuen
dritten Stand, richtig für sich zu verwenden. Sie liehen das Land schon in der
Zeit um 1300 oft nicht mehr an Vornehme, sondern sie behielten es für sich und
ließen es durch Bürger verwalten, denen sie (wie vorher Friedrich II. in
Sizilien) dafür Geld gaben. So hatten die französischen Könige immer mehr Land
als Eigentum, und du weißt, dass damals Land auch Leibeigene bedeutete und
Soldaten und Macht. Schon kurz vor 1300 waren die französischen Könige die
mächtigsten Herren, denn der deutsche König, Rudolf von Habsburg, fing ja eben
erst an, sich durch das Verleihen von Land an seine Familie Macht zu
verschaffen. Die Franzosen aber beherrschten damals schon nicht nur Frankreich,
sondern auch Süditalien. Bald waren sie so mächtig, dass sie im Jahre 1305
sogar den Papst zwingen konnten, aus Rom fort nach Frankreich zu übersiedeln,
wo er sozusagen von den französischen Königen beaufsichtigt wurde. Die Päpste
wohnten in einem großen Palast in Avignon, voll der herrlichsten Kunstwerke,
aber sie waren fast Gefangene. Darum nennt man diese Zeit auch in Erinnerung an
die babylonische Gefangenschaft der Juden (die war, wie du weißt, von 586 bis
538 vor Christi Geburt) die babylonische Gefangenschaft der Päpste von 1309 bis
1377 nach Christi Geburt.
    Aber die französischen Könige wollten noch mehr. Du erinnerst dich,
dass in England die normannische Königsfamilie regierte, die 1066 von
Frankreich her England erobert hatte. Das waren also dem Namen nach Franzosen.
Aus diesem Grund forderten die französischen Könige auch die Herrschaft über
England. Als aber in der französischen Königsfamilie kein Sohn geboren wurde,
der den Thron hätte erben können, forderten wieder die englischen Könige, dass
sie nun als Verwandte und Untertanen der französischen Könige an die Reihe
kämen. So kam es seit 1339 zu einem entsetzlichen Krieg, der mehr als hundert
Jahre gedauert hat. Dabei war es ein Krieg, in dem mit der Zeit nicht mehr die
Ritter ritterlich gegeneinander fochten, sondern große Bürgerheere, die bezahlt
wurden, miteinander kämpften. Das waren nun nicht mehr Mitglieder eines großen,
gemeinsamen Ordens wie die Ritter, denen der Kampf ein edles Tun bedeutete; es
waren wirklich Engländer und Franzosen, die miteinander um die Unabhängigkeit
ihrer Länder kämpften. Die Engländer gewannen immer mehr Land und eroberten
immer größere Teile von Frankreich. Besonders gelang ihnen dies, weil der
französische König, der am Ende dieses Krieges herrschte, dumm und unfähig war.
    Aber das Volk wollte nicht von Fremden beherrscht sein. Und dann
geschah das Wunder: Ein einfaches, 17-jähriges Hirtenmädchen, Jeanne d’Arc, die
sich von Gott dazu berufen fühlte, setzte es durch, dass man sie in voller
Rüstung an der Spitze des Heeres die Franzosen führen ließ, und so jagte sie
die Engländer aus dem Land. »Wenn

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