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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Beschwerde aus ihrem Mund gehört. Jetzt, wo die Erntezeit vorbei war, würde sie ihre kleinen fleißigen Helfer verlieren, denn die Kinder mussten im Winter wieder in die Schule gehen. Viele Menschen würden an ihrer Stelle die Kinder zu Hause behalten, vor allem die Mädchen, aber für Louisa schien das nie infrage gekommen zu sein. Wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ihre beiden Mädchen auch irgendwann einmal die Wäsche für die Wohlhabenden waschen müssten. J.T. hatte große Hochachtung vor ihr. Er wünschte sich nur, dass sie von Zeit zu Zeit etwas Hilfe von anderen annehmen würde.
    „Ich muss mit dir reden, J.T., bevor du mit dem Holz anfängst.“ Louisa rieb sich das Kinn mit der Rückseite ihrer Hand und nickte in Richtung Hintertür.
    „Gut.“ Er folgte ihr nach draußen, genoss die kühle Brise, die über den Hof wehte, und setzte seinen Hut wieder auf.
    „Ich habe heute Morgen die neue Schneiderin getroffen“, sagte Louisa. „Bin ihr beim ersten Morgenlicht an der Wasserpumpe begegnet.“
    J.T. nickte, als seine Gedanken sich wieder Miss Richards zuwandten. Er hätte nicht gedacht, dass sie eine Frühaufsteherin war. Diese Frau war unberechenbar wie ein Wirbelsturm.
    „Sie hat mir einen Dollar pro Woche angeboten, wenn ich dafür sorge, dass ihre Feuerholzkiste voll bleibt. Sie sagte, sie bräuchte nicht viel, weil sie nur für sich kocht und sich manchmal auch selbst etwas beim Frühsport holen würde. Was auch immer das ist.“ Louisa verschränkte die Arme vor der Brust, als bereitete sie sich auf einen Kampf vor. „Ich weiß, ich hätte das erst mit dir besprechen müssen, weil du das Holz hackst, aber ich habe es ihr jetzt zugesagt und werde mich von dir nicht davon abbringen lassen.“
    J.T. griff in seine Hemdtasche und holte einen Zahnstocher hervor. Er ließ sich Zeit mit einer Antwort, da er hoffte, Louisa würde sich wieder ein wenig beruhigen.
    „Ich finde, du kannst mit deinem Holz machen, was du willst. Du hast es bezahlt oder bekommen, wenn Daniel den Stall ausgemistet hat. Für die gleiche Arbeit bezahle ich Tom seinen Lohn.“
    „Der Junge ist erst zehn. Er arbeitet doppelt so lange, um die Hälfte der Arbeit zu erledigen, die Tom schafft, das weißt du.“
    „Vielleicht. Aber er macht die Arbeit, um die ich ihn bitte. Wenn du nicht glaubst, dass mein Holzhacken durch Daniels Arbeit bezahlt wird, müssen wir es anders regeln. Willst du, dass Daniel demnächst selbst Holz hackt?“ Er schob den Zahnstocher in den anderen Mundwinkel und sah sie herausfordernd an.
    „Nein, ich will auf keinen Fall, dass er sich den Fuß abhackt.“
    J.T. konnte sehen, wie ihr Stolz mit ihrem gesunden Menschenverstand kämpfte. J.T. hatte Daniel deshalb angeboten, im Stall zu arbeiten, damit er sicher sein konnte, dass es der Familie nie an Holz mangelte. Louisa war klug genug, um das zu wissen. Aber bei dem großen Verbrauch an heißem Wasser und den Bügeleisen, die den ganzen Tag über warm gehalten werden mussten, wäre der Holzstapel schneller aufgebraucht, als Louisa ihn nachfüllen könnte.
    Ihre Vernunft gewann, aber immer noch konnte sie ihren Stolz nicht ganz ablegen.
    „Gut, ich wollte nur sichergehen, dass du dich nicht angegriffen fühlst. Ich wusste ja, dass wir das Holz ehrlich bezahlt haben.“ Sie reckte das Kinn in die Luft und eilte so rasch zurück ins Haus, dass ihre Röcke aufgeregt wirbelten.
    Herr, beschütze mich vor stolzen, starrköpfigen Frauen. In letzter Zeit schienen sie ihn zu umschwärmen.
    Dankbar dafür, dass er endlich allein mit dem einzigen männlichen Mitglied der Familie war, duckte J.T. sich unter einer Wäscheleine hindurch, auf der weitere Kleidung zum Trocknen hing, und ging zu Daniel hinüber. Der Junge war ein schweigsamer Zeitgenosse, was J.T. sehr entgegenkam. Nachdem er Daniel das Haar zerzaust und ihm auf den Rücken geklopft hatte, schnappte er sich eine Axt und fing an zu hacken. Die beiden arbeiteten Seite an Seite – J.T. spaltete die Holzklötze, Daniel schichtete sie auf dem Holzstapel. Ganz einfach. Keine erregten Gemüter, keine Entschuldigungen, die von ihm erwartet wurden. Einfach zwei Männer, die ohne viel Geschwätz miteinander arbeiteten.
    Leider war alles, an was J.T. während der Arbeit denken konnte, das erregte Gemüt einer ganz bestimmten Person. Miss Hannah Richards.
    J.T. rammte die Axt in den Holzklotz vor sich, um ihr Bild aus seinem Gedächtnis zu verbannen, doch es half nichts.
    Wieder schwang er die Axt, doch das

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