Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
Vom Netzwerk:
zurückgekommen wäre. Doch inzwischen war sogar der Ofen schon ausgegangen. Ab da hatte er angefangen, sich Sorgen zu machen. Delia hatte noch nie den Ofen ausgehen lassen.
    Er war so weit gewesen, sein Pferd zu satteln und die nähere Umgebung abzusuchen, als Tom erwähnt hatte, dass er sie zu Miss Richards hatte gehen sehen. Also stand er nun hier, doch die Tür war verschlossen, das Geschäft abgesperrt.
    Waren die beiden Frauen da drin? Waren sie in Gefahr? Sein Puls beschleunigte sich bei diesem Gedanken.
    „Delia!“ Wieder schlug er gegen die Tür. Diesmal fester.
    Endlich klickte etwas im Schloss und die Tür ging auf.
    „Hör auf, J.T. Die ganze Stadt kann dich hören.“ Delia sah ihn finster an, als sie seinen Arm ergriff und ihn nach drinnen zog. „Sei still!“
    Er starrte böse zurück, denn seine Erleichterung verwandelte sich in Ärger. „Wo hast du dich rumgetrieben? Ich habe dich überall gesucht!“
    Sie warf ihm einen dieser Blicke zu, die seinen gesunden Menschenverstand infrage zu stellen schienen. „Ich war ganz offensichtlich hier.“
    „Und was hast du gemacht?“, schnappte er.
    „Hannah besucht und …“ Sie sah weg und fing an, mit den Knöpfen an ihrem Kleid zu spielen. „Und ein neues Kleid für den Gründungstag bestellt.“
    In ihm wurde es mit einem Mal sehr still. „Was?“
    „Du hast mich schon verstanden. Ich habe ein Kleid bestellt. Ein schönes Kleid.“ Cordelia hob ihr Kinn und nickte dann zur Bestätigung. „Ich kenne deine Meinung zu diesem Thema und ich will dich mit meinem Handeln nicht verletzen, aber ich bin eine erwachsene Frau und ich habe das Recht, selbst zu entscheiden, wie ich mein Geld ausgeben will. Ich habe mit meinem Gebäck genug verdient, um das Kleid selbst zu bezahlen.“
    Eine Hand schien seine Lunge zu umklammern, sodass er keine Luft mehr bekam. Das durfte nicht passieren. Nicht mit Cordelia. Sie war noch ein kleines Mädchen gewesen, aber sie wusste doch auch, was aus ihrer Mutter geworden war, die der Eitelkeit verfallen war. Ihre Sucht nach schönen Kleidern und Reichtum hatte die Liebe zu ihrem Mann und den beiden Kindern zerstört.
    Sein Blick wanderte im Raum herum, als er versuchte, seine Fassung zurückzugewinnen. Leider blieb er am Tresen hängen, wo Modemagazine und Schnittbücher offen lagen. Die Erinnerungen überwältigten ihn fast und schnürten ihm die Kehle zu. Er sah vor seinem inneren Auge seine Mutter, die sich über Godey’s Lady’s Book beugte und nicht einmal reagierte, als er ihr eine Frage zu seinen Hausaufgaben stellte. Und er konnte den Hohn in ihrer Stimme förmlich hören, nachdem sie das Geld, das sein Vater mühevoll mit der Farm erwirtschaftet hatte, für Luxusartikel ausgegeben hatte, anstatt Mehl und andere Lebensmittel zu kaufen.
    Er versuchte, die Erinnerungen zurückzudrängen, doch als er sich wieder seiner Schwester zuwandte, sah er für einen Augenblick das Gesicht seiner Mutter.
    „Es ist nur ein Kleid, J.T.“ Delia drückte sich an ihm vorbei und in Richtung Tür, aber als sie an ihm vorbeikam, schleuderte sie ihm ihr letztes Argument ins Gesicht. „Und vor allem bin ich nicht sie .“
    Bevor er etwas sagen konnte, war sie verschwunden. Er hatte ihr nicht einmal Hawkins’ Nachricht überbracht.
    J.T. konnte sich nicht von der Stelle rühren, da die Gedanken immer noch durch seinen Kopf wirbelten. Vielleicht war es wirklich nur ein Kleid, aber es war ein Anfang. Ein Kleid konnte zu einem zweiten und dritten und zu noch viel mehr führen. Bis sie nichts mehr zufriedenstellen konnte.
    „Was will sie überhaupt mit so einem Kleid?“, murmelte er.
    „Was jede Frau will“, sagte eine leise Stimme hinter ihm. „Schön sein.“
    J.T. zuckte zusammen. Miss Richards stand hinter dem Tresen und zählte innerlich wahrscheinlich schon Delias Geld. Er zog einen Zahnstocher aus der Hosentasche und steckte ihn in den Mund. Während er wütend darauf herumkaute, starrte er die Schneiderin finster an. Vom ersten Augenblick an hatte er gewusst, dass sie nichts als Ärger machen würde. Delia hätte niemals diese Flausen im Kopf, wenn diese Frau nicht mit all ihren Stoffen, Schleifen und Bändern hier aufgetaucht wäre.
    „Ich werde nicht zulassen, dass Sie sie verändern.“ J.T. ging einen Schritt auf sie zu und zeigte mit seinem Finger anklagend in ihre Richtung. Seine Nasenflügel zitterten wie bei einem Stier, der kurz vor dem Angriff stand. Doch anstatt zurückzuweichen, trat Miss Richards vor und

Weitere Kostenlose Bücher