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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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fassungslose Blick, den Jericho ihr zuwarf, ließ sie beinahe in schallendes Gelächter ausbrechen. Er stand da wie erstarrt ... und blinzelte dann fünf Mal. Hannah zählte mit.
    Dann verzogen sich seine Lippen. Ein Lächeln? Sicher nicht. Er verbarg schnell den unteren Teil seines Gesichtes hinter einer Hand und tat so, als würde er sein Kinn reiben, aber Hannah war sicher, dass er etwas zu verstecken versuchte. Vielleicht hatte sie es endlich geschafft, eine Lücke in diese Mauer der unerschütterlichen Arroganz zu reißen, die er als Schutzschild benutzte. Das konnte sie nur hoffen.
    „Wollen Sie es selbst mal ausprobieren?“ Hannah streckte ihm ihre Keulen entgegen. „Geben Sie mir eine halbe Stunde und ich bin mir sicher, dass Sie dann Ihre Meinung über den Nutzen dieser Geräte ändern werden.“
    „Also gut.“ Er krempelte seine Ärmel hoch bis über die Ellbogen und entblößte dabei sehr muskulöse Unterarme. Dann nahm er die Keulen von ihr entgegen. Mit weit ausgestreckten Armen beugte er sich leicht nach hinten, sodass sich sein Hemd über der Brust spannte.
    Plötzlich wirkte der Mann, der als leuchtendes Vorbild in Mr Kehoes Buch abgebildet war, alles andere als beeindruckend.
    Jericho turnte weiter. Hannah beobachtete ihn dabei, bis sich ihre Augen trafen. Sein Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er sehr wohl bemerkt hatte, dass sie seine Muskeln bewunderte. Schnell wandte sie ihre Aufmerksamkeit ab und bückte sich nach Cordelias Keulen.
    „Normalerweise benutzen Männer längere und schwerere Keulen“, erklärte Hannah und versuchte, ihre Verlegenheit zu überspielen, „aber Sie müssen mit meinen vorliebnehmen. Ich mache Ihnen die Übungen vor.“
    Hannah zeigte ihm, wie die Geräte richtig angefasst werden mussten. „Also, damit die Übungen einen Nutzen für Sie haben, müssen Sie sich dabei auch wirklich anstrengen. Lassen Sie Ihre Arme gerade und fast durchgestreckt, die Bewegungen müssen langsam, aber kraftvoll ausgeführt werden.“
    „Ich gebe mein Bestes … Hannah.“
    Ein unerwartetes Kribbeln durchfuhr sie, als ihr Vorname über seine Lippen kam. Nur der leichte Spott in seinem Tonfall versetzte ihr einen kleinen Stich. Aber sie hatte ihn ja selbst herausgefordert. Was sie jetzt tun musste, war, ihn vom Gegenteil zu überzeugen – wenn er merkte, dass er ihren Sportübungen unrecht tat, konnte er vielleicht auch zugeben, dass seine Ablehnung ihres Berufes übertrieben war.
    „Also gut, Jericho, folgen Sie meinem Beispiel.“
    Bei der Erwähnung seines Vornamens machte er ein finsteres Gesicht, was Hannah dazu reizte, ihn so oft wie möglich zu benutzen. Sie war lange genug auf Zehenspitzen um ihn herumgeschlichen. Er lächelte sowieso nie, zumindest nicht in ihrer Gegenwart, also war es sinnlos, ihm Honig um den Mund zu schmieren, indem sie ihn höflich behandelte. Vielleicht war er einer dieser fehlgeleiteten Menschen, die eher Essig denn Honig bevorzugten. Sollte sich doch jemand anderes an ihm die Zähne ausbeißen. Sie würde einen anderen Weg wählen. Jericho Tucker stand ihrem Wunsch im Weg, in der Stadt ein neues Zuhause zu finden. Wenn es sein musste, würde sie sich ihren Weg an ihm vorbeikämpfen. Und damit fing sie jetzt und hier an.
    Hannah schwang ihre Keulen in die erste Position und übersprang damit die Anfängerübungen, die sie mit Cordelia gemacht hatte. Jericho brauchte eine größere Herausforderung. Er würde erwarten, dass es zu einfach für ihn war. Am Anfang würde es ihm auch so vorkommen, aber sie plante, die Anzahl der Wiederholungen zu verdoppeln und die Schwierigkeit der Übungen zu erhöhen, ohne ihm die Pausen zu gestatten, die sie Cordelia zugestanden hatte. Es war ihr egal, dass sie ihr tägliches Pensum eigentlich schon absolviert hatte. Sie würde trotzdem länger durchhalten als er. Ihre Muskeln waren diese spezielle Art der Bewegung gewöhnt; seine nicht. Sein entschlossener Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er nicht aufgeben würde, aber wenn sie ihn auch nur ein bisschen zum Schwitzen bringen könnte, würde sie das schon als Erfolg werten.
    Nachdem sie die ersten Übungen hinter sich gebracht hatten, machte Hannah mit Kraftübungen und Kreisbewegungen weiter. Jericho hielt mühelos mit. Der Kerl atmete nicht einmal schwerer.
    Ihre Arme fingen langsam an zu zittern. Sie konzentrierte sich auf die Bewegung ihrer Ellbogen, um es zu verstecken. Sie würde ihn nicht gewinnen lassen.
    „Die nächste Bewegung ist kompliziert“, erklärte

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