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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Gefühle seiner Nachbarin verletzt hatte, sondern er hatte auch sein Pferd verletzt. Weil J.T. das Pferd immer weiter angetrieben hatte, hatte das Tier fast sein Letztes gegeben. Der harte Ritt über die hügeligen Ebenen hatte seinen Preis gefordert, denn sein Lieblingspferd hatte einen geschwollenen Knöchel davongetragen und war in den letzten Wochen im Stall geblieben. Dadurch wurde J.T.s Schuld noch größer. Unbeherrscht die Gefühle einer Frau zu verletzen, war schlimm genug. Immerhin konnte er sich einreden, dass er versucht hatte, ihr die Augen zu öffnen. Aber sein Pferd? Er hatte es für etwas bestraft, für das das arme Tier nicht das Geringste konnte. Pferde waren sein Lebensunterhalt. Er hätte es eigentlich besser wissen müssen.
    Die Behandlung mit kalten Kompressen und Bandagen schien jedoch angeschlagen zu haben, denn J.T. spürte keine Schwellung und auch keine heißen Stellen mehr. Erleichtert führte er das Pferd in den Pferch und hob sein Gesicht in Richtung Himmel. Ein kalter Sprühregen ging auf ihn nieder. Wie passend.
    Die Sache mit seinem Pferd hatte er wieder in Ordnung gebracht, aber mit Miss Richards alles richtigzustellen, war etwas völlig anderes. Er war nicht einmal sicher, ob er es überhaupt versuchen sollte. Was konnte er schon tun? Er würde nichts von dem zurücknehmen, was er gesagt hatte, denn er stand zu seiner Meinung. Er bedauerte nur, dass er sie verletzt hatte.
    Da er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte, hatte er den einfachsten Weg gewählt. Er hatte sie gemieden.
    Zuerst hatte er gehofft, dass ihr Streit dafür sorgen würde, dass Miss Richards sich nicht mehr mit Delia traf. Aber das war leider nicht der Fall gewesen. Er hatte kaum Zeit gehabt, sich hinter dem Hühnerstall zu verstecken, als Miss Richards am nächsten Morgen gekommen war, um Delia zum „Frühsport“ abzuholen, wie sie es nannten. Seitdem war er jeden Morgen eine halbe Stunde früher aufgestanden als sonst. So konnte er sichergehen, dass er im Stall war, wenn Miss Richards in seinem Haus erschien.
    Er musste sie ja immer noch im Auge behalten. Schließlich musste er an Delia denken. Und dank Dannys Geplauder war es ein Leichtes, fast jeden von Miss Richards Schritten zu verfolgen. Dem Jungen zufolge hatte sie angefangen, Tessa Nähunterricht zu geben. Zuerst hatte J.T. sich über dieses Arrangement geärgert. Das Letzte, was Coventry brauchte, war eine weitere Schneiderin. Aber dann war ihm klar geworden, dass das Mädchen etwas lernen musste, wenn sie eines Tages eine Familie ernähren müsste wie ihre Mutter und so schwer es ihm fiel, das zuzugeben, musste er doch eingestehen, dass Miss Richards mit der Nadel umgehen konnte. Da Louisa keine Zeit hatte, ihrer Tochter Nähen beizubringen, war Miss Richards die nächste Wahl.
    Immer wenn Danny nun kam, um die Ställe auszumisten, verwickelte J.T. ihn in ein Gespräch. So hatte er alle möglichen Dinge über die Schneiderin erfahren. Zum Beispiel, dass der wundersame Trank, den sie und Ezra Culpepper jeden Morgen zu sich nahmen, nichts anderes als Kakao war. Anscheinend konnte sie davon gar nicht genug bekommen. Dann war da noch die Tatsache, dass sie immer noch keine Stühle zu haben schien. Allerdings hatte sie mittlerweile ein neues Schild an ihrem Laden. Wenn Danny nicht übertrieben hatte, war Miss Richards tatsächlich aus dem oberen Fenster ihres Hauses geklettert, um das Schild zu halten, während der Schmied es anbrachte. Wie leichtsinnig und gefährlich! Wusste sie nicht, dass sie sich ihren hübschen Hals brechen konnte, wenn sie dort hinunterfiel? Er wollte zwar nicht, dass sie in dieser Stadt ihrem Geschäft nachging, aber dass sie starb, wollte er auch nicht.
    Durch seine eigenen Beobachtungen und das, was er von Danny und Delia erfuhr, war er aus Miss Richards immer noch nicht schlau geworden. Sie entwarf Kleider für Reiche, während sie zur gleichen Zeit die Tochter einer armen Wäscherin unterrichtete. Sie hatte sogar eine Möglichkeit gefunden, Louisas Stolz zu umgehen. Vor zwei Tagen waren Tessa und Molly mit neuen Kleidern in der Kirche erschienen, die sehr interessant gefertigt waren. Sie waren aus verschiedenen Stoffstücken zusammengesetzt und erinnerten an einen Quilt. Tessa erzählte jedem, der es hören wollte, dass sie das Kleid selber gemacht hatte und dass sie es bei Miss Richards gelernt hatte. J.T. war klar, dass Tessas Fuß vielleicht das Pedal bedient hatte, doch dass die kundigen Hände der Schneiderin den Stoff

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