Eine Lady nach Maß
an den Mund und rief ihren Namen lang und laut. „Haaanaaahhh!“
Er wartete und hoffte auf ein Lebenszeichen von ihr. Irgendetwas. Aber alles, war er hörte, war das Rauschen des bedrohlichen Flusses.
Sie musste über das Geländer gespült worden sein. J.T. presste die Zähne zusammen. Hannah war stark – stärker als jede andere Frau, die er kannte. Körperlich. Innerlich. Vielleicht hatte sie sich trotz der starken Strömung ans Ufer retten können. Dort würde er anfangen zu suchen.
Er legte sich das Lasso über die Schulter und verließ die Brücke, um durch den tiefen Schlamm zu stapfen, der das Ufer säumte. Er hangelte sich an Büschen und niedrigen Bäumen entlang, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und ebenfalls im Fluss zu landen. Zweimal glitt er aus und konnte sich erst im letzten Moment fangen.
Nach einigen Hundert Metern sah er einen Farbfleck in der Ferne. Dort, wo der Fluss sich nach rechts wand, ragte ein umgestürzter Baum über die gesamte Flussbreite. Etwas Rosafarbenes hatte sich daran verfangen. Rosa!
Ohne auf den Weg zu achten, kämpfte er sich zu dem Baum hindurch. Mittlerweile schmerzten seine Beine von der kräftezehrenden Anstrengung, doch davon ließ er sich nicht aufhalten. Matsch sickerte in seine Stiefel und erschwerte jeden Schritt. Doch er hielt durch.
Als er den Baum endlich erreicht hatte, suchte er sich einen sicheren Standort und entrollte sein Seil. Eine kleine Zeder stand in der Nähe. J.T. wand das Ende des Lassos um den Stamm der Zeder und verknotete es. Er schlüpfte aus seiner Jacke, faltete sie zusammen, um das Innere trocken zu halten und band dann das andere Ende des Lassos um seine Taille. Nach einem kurzen, flehenden Stoßgebet kletterte er auf den umgefallenen Stamm und machte sich auf den Weg zu Hannah.
Der Baum wurde immer schmaler, je weiter J.T. balancierte. Schließlich war es nicht mehr möglich, aufrecht zu gehen, und J.T. robbte auf Händen und Knien weiter.
Jetzt konnte er sie sehen. Blasse Hände, kraftlos und erschreckend weiß vor dem dunklen Holz des Stammes. Hannah lag mit dem Gesicht nach unten. Ihr Haar hing in Strähnen in ihr Gesicht, kleine Zweige hatten sich darin verfangen.
Bitte, sei am Leben.
Er kroch näher an sie heran. Fast hatte er sie erreicht. Fast konnte er sie schon berühren. Dann spannte sich plötzlich das Seil und hinderte ihn am Weiterkommen. Mit einem Knurren zog er an seinem Lasso. Nichts geschah. „Komm schon!“ Wieder riss er heftig an dem Seil, bis es sich endlich von einem Ast, in dem es sich verfangen hatte, löste. J.T. wandte sich wieder seinem Ziel zu.
„Hannah?“
Sie war zum Greifen nahe, aber sie gab noch immer kein Lebenszeichen von sich.
„Halt aus, Liebling, ich bin gleich bei dir.“
Der Stamm hatte sich in der Mitte gespalten, worin Hannah sich verfangen hatte. J.T. griff nach ihrer Hand und zog fest daran. Die Kälte ihrer Finger ließ sein Herz gefrieren. Sie durfte nicht tot sein.
Schnell ließ er ihre Finger wieder los und fasste ihr Handgelenk. Er spürte einen schwachen Puls. Hannah war nicht tot. Nur bewusstlos. Er konnte sie retten! Er würde dem Fluss seine Beute entreißen.
Als er sich fest auf dem Stamm positioniert hatte, stemmte er seine Fersen gegen das Holz und zog kräftig an Hannahs Armen. Mühsam hob er sie langsam hoch, doch ihre vollgesogenen Röcke zogen sie immer wieder in den Fluss zurück.
Er brauchte mehr Kraft. Noch einmal rutschte er weiter vor, sodass er jetzt über der Gabelung saß, in der sie festhing. Mit letzter Kraft- und Willensanstrengung schaffte er es endlich, sie in seine Arme zu ziehen. J.T. drückte sie an sich und umschloss ihren kalten Körper mit seinen Armen. Vorsichtig strich er ihr die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Hannah? Kannst du mich hören? Mach die Augen auf.“
Er fühlte an ihrem Hals noch einmal nach dem Puls und war erleichtert, als er auch dort ein zartes Flattern spürte. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wiegte Hannah in seinen Armen hin und her.
„Danke, Herr.“
J.T. drehte Hannah so, dass ihr Rücken an seine Brust gelehnt war, ergriff einen ihrer Arme und rutschte ganz langsam zurück zum sicheren Ufer. Dort legte er sie vorsichtig ab und wickelte sein Lasso auf. Dann versuchte er wieder, Hannah zu wecken.
„Hannah, wach a uf“ , befahl er. „Jetzt ist nicht die Zeit, um deinen Dickkopf durchzusetzen, Frau. Mach die Augen auf!“
Ihre Lider flatterten. Dann war sie wieder ganz still. Er schüttelte
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