Eine Lady nach Maß
Jerichos ernster Tonfall und ein wunderbar weiches Gefühl auf ihrer Hand. Aber es waren nicht mehr als vage verschwommene Eindrücke.
Die überwältigende Müdigkeit, die sie umfangen hielt, wich allmählich. Sie konzentrierte sich, um ihre Umgebung zu erkennen. Zuerst kam ihr die Stille zu Bewusstsein. Das wütende Tosen war verschwunden. Aber ebenso die Stimmen, an die sie sich erinnern konnte. War sie allein? Sie wollte nicht allein sein.
Hannah versuchte, sich zu bewegen, aber ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Wenn sie doch nur ihre Augen öffnen könnte, um zu sehen, wo sie sich befand …
Ihre Lider hoben sich genug, um den Blick auf eine Zimmerdecke freizugeben, die sich eindeutig nicht über ihrem eigenen Bett befand. Ein Wimmern entfuhr ihr, als sie panisch versuchte etwas zu sagen.
„Hannah?“ Eine tiefe Stimme neben ihrem Ohr. Eine vertraute Stimme, die in ihre Angst drang und sie beruhigte. „Alles ist gut. Du bist in meinem Haus. Delia hat dich gewaschen. Jetzt ist sie in der Küche und macht etwas zu essen. Der Arzt meint, du hättest keine Brüche. Ein paar Tage Ruhe, und du wirst wieder zu Kräften kommen.“
Sie versuchte, den Worten zu lauschen. Versuchte, ihre Augen weiter zu öffnen und etwas zu erkennen. Undeutlich nahm sie vor sich einen dunklen Körper wahr. Dann berührte sie eine Hand an der Wange. Finger strichen sanft über ihre Haut. Als allmählich J.T.s Gesichtszüge vor ihr erkennbar wurden, fragte sie sich, ob sie träumte.
„Jericho? Du lächelst ja.“
„Tu ich das?“ Wieder streichelte er ihre Wange. Ein Gefühl der Wärme stieg in ihr auf, das nichts mit der warmen Decke zu tun hatte, die sie umfing. Sein Lächeln wurde breiter. „Ich muss wohl glücklich sein.“
Die Veränderung, die mit ihm vorgegangen war, konnte Hannah selbst in ihrem jetzigen Zustand sehen. Seine bernsteinfarbenen Augen schienen von innen heraus zu strahlen. Die tiefen Falten um seinen Mund hatten sich entspannt. Er sah jünger aus, lebendiger.
„Du siehst wirklich gut aus, wenn du glücklich bist.“
Nun fuhr er mit einem Finger an der Linie ihres Kinnes entlang. „Das werde ich mir merken.“
Röte stieg ihr ins Gesicht, als sie begriff, dass sie diesen Gedanken laut geäußert hatte. Sie sollte sich lieber zusammenreißen, bevor sie sich noch mehr blamierte. Hannah wandte verlegen den Kopf ab und hörte, wie er sich einen Stuhl an ihr Bett zog. Erst jetzt sanken seine Worte von vorhin in ihr Bewusstsein.
Sie war in seinem Haus.
Ihre Augen wanderten durch den Raum. Ein Rasierset stand neben einer Waschschüssel auf einem kleinen Tisch. Neben der Tür lag ein Paar dreckverschmierter Stiefel. Ein zerbeulter brauner Hut hing über einem Bettpfosten.
Sie war in seinem Bett .
„Ich sollte nicht hier sein.“ Hannah zog die Decke bis unter ihr Kinn und setzte sich auf. Ein Schmerz durchzuckte ihren Kopf. Sie stöhnte und presste ihre Augen zu und ließ die Decke los, um die Hände gegen die Stirn zu legen.
„Mach ganz langsam“, sagte Jericho. „Du hast dir heftig den Kopf gestoßen. Wenn du dich langsamer bewegst, wird es nicht so wehtun.“ Er legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie sanft zurück in die Kissen.
Der Schmerz verschwand bei seiner zärtlichen Berührung. Vorsichtig öffnete Hannah wieder ihre Augen. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass sie nur ein Nachthemd trug. Sie schnappte erschrocken nach Luft, als Jericho sie wieder bis zum Kinn zudeckte.
„J.T.?“ Schritte erklangen auf dem Flur. „Ist Hannah wach? Ich dachte, ich hätte ihre Stimme gehört.“ Cordelia betrat den Raum in der Hand eine dampfende Schale, die einen köstlichen Duft verströmte. „Ich habe hier etwas Brühe, falls sie etwas trinken kann.“
Jericho erhob sich von dem Stuhl. „Hier, setz dich. Ich hole noch ein paar Kissen, damit sie sich aufrechter setzen kann.“
Hannah entspannte sich, als Cordelia an das Bett trat. Das peinliche Gefühl, dass sie im Nachthemd in J.T.s Bett lag, verschwand. Es gab sicher eine vernünftige Erklärung dafür, dass sie im Haus der beiden war. Im Moment konnte sie sich nur einfach nicht daran erinnern.
Jericho kam mit einigen Kissen zurück. Er legte sie ans Fußende des Bettes und trat wieder neben sie. „Ich helfe dir beim Aufsetzen, aber dieses Mal langsam.“
Er hielt ihren Kopf und ihre Schultern und stützte sie vorsichtig. Cordelia stopfte die Kissen hinter sie und sorgte dafür, dass Hannah aufrecht sitzen konnte. Dankbar sank
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