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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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nicht wusste, bei wem sie sich bedanken sollte. Sie dachte über alle nach, die wissen könnten, dass sie dringend Stühle gebraucht hatte. Jericho und Tom hatten ihr beim Einzug geholfen. Cordelia wusste es natürlich. Danny betrat ihr Zimmer, wenn er ihr das bestellte Holz brachte. Weder Jericho noch Cordelia würden etwas von fehlenden Stühlen erzählen, doch Tom und Danny traute Hannah es zu, dass sie ohne viel Nachdenken darüber plauderten. Es war außerdem möglich, dass sie Ezra gegenüber etwas von dem Zustand ihrer Wohnung erwähnt hatte, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern. Da Ezra so wunderbare Dinge aus Holz arbeiten konnte, schien es zu ihm und seinen Fähigkeiten zu passen. Doch da er mitten im Wald lebte und zudem wahrscheinlich von seiner Krankheit geschwächt war, würde er kaum nachts in die Stadt kommen, um heimlich zwei Stühle abzuliefern.
    Hannah suchte die menschenleere Straße nach einem Hinweis ab, doch sie konnte keine Spur entdecken. Da sie das Rätsel jetzt wohl nicht lösen konnte, beschloss sie, ihr Geschenk erst einmal in ihr Zimmer zu tragen.
    Die Stühle waren wirklich hübsch. Die Rückenlehnen waren mit filigranen Blumenschnitzereien verziert und durch fünf feine Spindeln mit der Sitzfläche verbunden. Die Beine waren fest verschraubt, sodass die Stühle nicht wackelten. Sie schob die Stühle an ihrem improvisierten Tisch hin und her und entschied sich schließlich, sie so zu stellen, dass man auch gut aus dem Fenster schauen konnte.
    Es sah gemütlich aus. Die Vorstellung von Jericho, der auf einem dieser Stühle saß, stieg vor ihrem inneren Auge auf. Jericho, wie er ihre Hand hielt oder sich mit ihr ein Stück Kuchen teilte. Seine tiefe Stimme, die ihr sanft ins Ohr flüsterte. Die zarte Berührung seiner Lippen auf ihrem Mund.
    Ein Hahn krähte draußen und zerstörte Hannahs Tagtraum. Sie sprang auf und verließ ihr Zimmer. Cordelia würde sich Sorgen um sie machen, wenn Hannah nicht bald erschien.
    Als sie am Stall vorbeikam, zeigte ihr ein schummeriges Licht, dass Jericho schon in seinem Büro war. Hannah versuchte, ihre Enttäuschung zu verdrängen. Es war ja nicht so, als wäre heute die einzige Gelegenheit, ihn zu sehen. Morgen würde er in der Kirche sein. Und vielleicht konnte sie ihm ja noch einmal einige Kekse backen – ein Dankeschön dafür, dass er sie aus dem Fluss gefischt hatte. Bei diesem Gedanken seufzte Hannah laut.
    Wie sollte sie Cordelia gute Ratschläge geben, wie sie einen Mann auf sich aufmerksam machen konnte, wenn sie es selbst nicht schaffte? Vielleicht sollte sie sich lieber darauf konzentrieren, als Schneiderin zu arbeiten und ihr eigenes Geschäft zu führen. Das war schon immer ihr Lebenstraum gewesen.
    Doch dieser Lebenstraum schien sich zu verändern. Hannah konnte es spüren. Jericho webte sich allmählich immer weiter in den Stoff ihrer Träume ein, sodass sie mittlerweile fürchtete, dass ihr Traum ohne Jericho zerreißen würde.
    Hannah schob diese beunruhigenden Gedanken beiseite, während sie auf das Haus der Tuckers zuging. Cordelia erhob sich von ihrem Sitz auf der vorderen Veranda.
    „Ich war nicht sicher, ob du heute kommen würdest“, sagte sie. „Hast du dich genug erholt?“
    „Ich bin bereit, das herauszufinden.“ Hannah lächelte und zog Cordelia hinter sich her. Eilig gingen sie am Haus vorbei. „Wenn ich noch länger in meinem Zimmer bleibe, werde ich verrückt. Es tut gut, sich wieder an der frischen Luft zu bewegen.“
    „Ich bin froh, dass es dir besser geht“, bemerkte Cordelia, die allmählich Probleme bekam, mit Hannah Schritt zu halten.
    „Ich auch.“
    Schweigend machten sie sich mit zügigen Schritten auf den Weg zum Schulhaus. Normalerweise genoss Hannah das entspannte Schweigen, doch heute wollte sie ihrer Freundin von den Stühlen berichten, die sie vor ihrer Haustür gefunden hatte.
    „Weißt du zufällig etwas über zwei Stühle, die heute über Nacht auf meiner Türschwelle aufgetaucht sind?“
    Cordelia sah verwirrt aus. „Jemand hat Stühle vor deine Tür gestellt?“
    „Ja.“ Hannah lehnte sich leicht nach vorne, als der Weg langsam anstieg. „Und ich frage mich, wie der geheimnisvolle Spender wissen konnte, dass ich Stühle brauche.“ Sie warf einen Seitenblick auf ihre Freundin. „Du hast es niemanden erzählt, oder?“
    Cordelia schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht.“
    Hannah ließ das Thema fallen, enttäuscht, dass sie nichts herausgefunden hatte. Zügig stiegen sie den

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