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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Hügel hinauf. Oben blieben sie einen Moment stehen, um wieder zu Atem zu kommen.
    Cordelia hatte sich vorgebeugt und ihre Hände auf die Knie gestemmt. Sie wandte den Kopf, sodass sie Hannah sehen konnte. „Ich hatte ein seltsames Erlebnis in Hawkins‘ Laden, nachdem ich dich gestern besucht hatte.“
    „Wirklich?“
    „Ein Mann hat mir angeboten, meinen Korb für mich zu tragen“, sagte Cordelia lachend. Hannah bedeutete ihr, dass sie weitergehen sollten.
    „Wer war es?“, fragte Hannah, als sie wieder zügig ausschritten.
    „Ich weiß es nicht.“ Cordelia kicherte. „Er muss ein Zugreisender gewesen sein. Oder ein anderer Fremder. Aber er hat sich wirklich Mühe mit mir gegeben. So etwas habe ich noch nie erlebt. Im Laden wuselte er immer um mich herum und stellte mir eine Frage nach der anderen.“ Ihr Atem kam immer schneller, während sie weitergingen. „Er hat über das Wetter geredet, die Stadt, alles Mögliche. Es war wirklich unterhaltsam. Obwohl ich nicht verstehe, warum er sich überhaupt so lange mit mir beschäftigt hat. Ich war so überrascht von seinem Verhalten, dass ich kaum einen vernünftigen Satz zustande gebracht habe.“
    „Ein Mann, der sich für dich interessiert! Wie wunderbar.“ Hannah tätschelte kurz Cordelias Schulter und ging dann wieder dazu über, ihre Arme bei jedem Schritt mitzuschwingen. „Die Männer bemerken dich. Das ist doch sehr ermutigend.“
    „Es hätte sogar noch interessanter werden können, wenn Warren den armen Kerl nicht vergrault hätte.“
    Dieser junge Mann entwickelte sich zu einer echten Nervensäge. Cordelia bezeichnete ihn als Freund, doch er schien die Veränderungen, die Cordelia vornahm, zu missbilligen. Zuerst hatte er ihr Haar abfällig kommentiert. Jetzt bot er ihr jedes Mal Süßigkeiten an, wenn sie den Laden betrat, weil er wusste, dass Cordelia nur schlecht widerstehen konnte. Und jedes Mal, wenn Hannah ihm begegnete, starrte er sie so böse an, dass sie eine Gänsehaut bekam. Offenbar gab er ihr die Schuld an Cordelias Entwicklung.
    Hannah unterdrückte ein Schaudern. „Was hat er gemacht?“, fragte sie, während sie in Richtung Stadt marschierten.
    „Er ist wie ein Racheengel auf den Fremden zugestürmt und hat ihn angebrüllt, dass er mich nicht belästigen soll. Dann hat er ihn finster angestarrt, bis er den Laden verlassen hat. Es war demütigend.“ Sie warf Hannah einen Blick zu, der von ihrer großen Unsicherheit sprach. „J.T. ist schon schlimm genug. Ich brauche nicht noch einen Mann, der den großen Bruder spielt.“
    Hannah bezweifelte, dass Warren geschwisterliche Gefühle für Cordelia hegte. Sein Verhalten passte besser zu einem eifersüchtigen Verehrer als zu einem beschützenden Bruder. Aber diese Gedanken behielt sie lieber für sich.
    „Hast du etwas zu ihm gesagt?“
    „Natürlich.“ Cordelia stampfte jetzt mit jedem Schritt fester auf. „Sobald der Herr gegangen war, habe ich Warren für sein unhöfliches Benehmen zur Rede gestellt.“
    „Und hat er sich entschuldigt?“
    „Nein, im Gegenteil.“ Cordelia marschierte jetzt wie ein Soldat, der es nicht erwarten konnte, in den Kampf zu ziehen. „Er hat angefangen, mir einen Vortrag über anständiges Verhalten zu halten! Kannst du dir das vorstellen?“
    Hannah erwiderte nichts.
    „Er hat mich davor gewarnt, die Männer zu solchen Verhaltensweisen zu ermutigen und gesagt, dass ihm die Veränderungen nicht gefallen, die im Moment mit mir vorgehen. Dann hat er lang und breit darüber gewettert, dass du einen schlechten Einfluss auf mich hast und dass ich nachher mit einem Mann ende, der mich nur wegen meines Äußeren und nicht wegen meiner inneren Werte liebt. Das hat mich so wütend gemacht, dass ich gegangen bin, ohne das Geld für mein Brot mitzunehmen.“
    Hannah schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte es dieser Mann wagen, sie einen schlechten Einfluss zu nennen? Sie wollte doch nur erreichen, dass Cordelia glücklich wurde.
    Trotzdem steckte ein kleines Körnchen Wahrheit in seinen Worten.
    „So schwer es mir fällt, es zuzugeben, doch ein bisschen hat Warren mit seinen Worten auch recht“, sagte Hannah schließlich.
    Cordelia blieb abrupt stehen. „Wie bitte?“
    Hannah griff nach dem Arm ihrer Freundin. „Geh weiter.“ Als Cordelia wieder neben ihr her marschierte, fuhr Hannah fort: „Es gibt viele Männer, die sich nur für das Äußere einer Frau interessieren. Ich kann dir gar nicht aufzählen, für wie viele vornehme Damen ich schon

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