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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich nieder und
drehte Lonnie auf den Rücken. Das Geschoß hatte ihn in den Hals getroffen, und
es bestand kein Zweifel darüber, daß er tot war.
    Ich stand wieder auf und
stellte fest, daß die Schlafzimmertür weit offenstand; aber als ich eintrat,
war der Raum leer. Ein schneller Blick durch das weit offene Fenster überzeugte
mich davon, daß draußen genügend Bäume und Büsche standen, um eine ganze Armee
zu verbergen. Es war offensichtlich, daß mein unbekannter Wohltäter anonym zu
bleiben wünschte. Ich holte langsam und tief Atem und schnupperte dann
vorsichtig in die Luft. Aber hier gab es keinen noch so flüchtigen Duft, keine
Spur des teuren, auf Mignonette basierenden Parfüms, das Daphne angeblich
gerochen hatte. Alles, was mir in die Nase drang, war der abgestandene Muff
eines ungelüfteten Zimmers.
    Wieder im Wohnraum der Hütte,
warf ich erneut einen Blick auf Lonnies Leiche und beschloß, ihn
liegenzulassen, wo er war.
    Laßt die Toten die Toten begraben,
und so weiter. Ich zündete mir eine Zigarette an, verließ die Hütte und kehrte
zu meinem eigenen Wagen zurück. Als ich hinter das Lenkrad glitt, holte ich
tief Luft und spürte, wie sich meine Nerven etwas zu beruhigen begannen. All
die großen Klischees, wie »Es ist gut, am Leben zu sein«, waren nichts weiter
als große Wahrheiten, fand ich. Ich wollte eben den Motor anlassen, als ich
spürte, wie ein kalter Stahlrand in meinen Nacken gepreßt wurde.
    »Okay, Holman «,
krächzte eine rauhe Stimme in mein Ohr. »Wo ist
Daphne Woodrow jetzt in diesem Augenblick ?«
     
     
     

5
     
    Ich atmete langsam aus.
»Verdammt noch mal, Sie haben mich fast zu Tode erschreckt!«
    »Daphne Woodrow?« beharrte die
Stimme.
    »Axel Barnaby beschloß, sie als
seinen Gast im Haus auf Eis zu legen.«
    »Und Sie haben das zugelassen?«
    »Mir blieb gar keine Wahl. Sie
brauchen eine Kompanie Marineinfanteristen, um aus dieser Festung, die er als
sein Heim bezeichnet, auszubrechen oder in sie einzudringen.«
    Die brütende Stille im Wagen
schien lange Zeit anzudauern.
    »Vielleicht habe ich mich
falsch verhalten?« sagte die Stimme schließlich nachdenklich. »Vielleicht wäre
es klüger gewesen, Sie von dem Knilch umbringen zu lassen, und sich mit ihm
freundschaftlich zu unterhalten, nachdem er durch einige mit dem Pistolenlauf verpaßte Denkzettel in die richtige Gemütsverfassung
gebracht worden wäre.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät«,
sagte ich schnell. »Er ist tot. Erinnern Sie sich?«
    »Ich rate Ihnen, eines nicht zu
vergessen, Holman . Wenn Sie am Leben bleiben wollen,
müssen Sie eine Menge Dinge schnell vergessen. Zum Beispiel alles, was bereits
vorgefallen ist, einschließlich in erster Linie der Tatsache, daß Manatti Sie engagiert hat.«
    »Sonst werden Sie mich
umbringen ?« fragte ich.
    »Entweder ich oder ein anderer,
soviel ist sicher«, sagte er. »Versuchen Sie nicht, in dieser Liga
mitzuspielen, Freund, die ist drei Klassen zu hoch für Sie. Nehmen Sie Urlaub,
oder suchen Sie sich einen neuen Auftraggeber.« Der Pistolenlauf preßte sich
nach wie vor gegen meine Halsmuskeln, als sich eine behandschuhte Hand über
meine Schulter streckte und mit einem Ruck meinen Rückspiegel abbrach.
    »Nun fahren Sie nach Hause und
denken Sie gründlich über meinen guten Rat nach«, sagte die Stimme. »Ich bin
ein Typ, der es haßt, erkannt zu werden, wenn Sie also nur mit dem Kopf zucken
— von umdrehen ganz zu schweigen — , dann jage ich
Ihnen geradewegs eine Kugel hinein. Kapiert, Holman ?«
    »Ich habe im Augenblick nur
einen einzigen Ehrgeiz«, versicherte ich ihm, »nämlich heil und ganz zu
bleiben, nach Hause zu fahren, eine Flasche Rye pur
zu trinken und mich dann einer anderen gefährlichen Beschäftigung zuzuwenden —
beispielsweise Strümpfe stricken.«
    »All das ist möglich«, sagte
die Stimme, »solange Sie den Kopf nicht bewegen.«
    Ich wartete, bis ich die
hintere Wagentür zuschlagen gehört hatte, dann ließ ich den Motor an und fuhr
zu der ungeteerten Straße zurück, die Augen starr auf
die Landschaft vor der Windschutzscheibe gerichtet. Nachdem der Wagen
erfolgreich die erste Kurve bewältigt hatte, ohne daß irgendwelche Schüsse
abgefeuert worden waren, gelang es mir, mich ein bißchen zu entspannen. Und
außerdem versprach ich mir selber etwas: Von jetzt an würde ich noch nicht
einmal mehr auf meine vordere Veranda hinaustreten, ohne drei Revolver und eine
Handgranate bei mir zu tragen.
    Es war bereits dunkel, als

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