Eine Lady verschwindet
unerschöpflich, Mr. Holman .
Erzählen Sie mir bitte, wieso Barnabys Interesse an der Flamini mich betrifft.«
»Sie stehen im Augenblick mit Vincente Manatti wegen eines
Koproduktionsvertrags in Verhandlungen«, sagte ich. »Eine der Bedingungen ist,
daß er Anna Flamini erlaubt, eine Hauptrolle zu
spielen. Barnabys Informationen zufolge ist sie in dieses Land zwar eingereist,
jedoch kurz nach ihrer Ankunft verschwunden. Er verdächtigt Manatti ,
sie absichtlich irgendwo versteckt zu halten — vielleicht sogar gegen ihren
eigenen Willen — , um dadurch zu versuchen, bei der
Stellar härtere Bedingungen auszuhandeln. Als Hauptaktionär ist er nun sehr
besorgt. Er möchte wissen, ob an dieser Geschichte irgend
etwas Wahres ist, und wenn nicht, ob Sie im Augenblick über den
Aufenthaltsort von Miss Flamini informiert sind.«
Ein leises Lachen unmittelbar
hinter mir veranlaßte mich, mir fast den Hals auszurenken, als ich allzu
schnell den Kopf drehte. Eine nahezu unglaubhaft aussehende Blonde stand im
Türrahmen, die Hände auf die Hüften gestützt. Sie trug ein durchsichtiges
schwarzes Spitzennachthemd, das knapp bis zum Ansatz ihrer Schenkel reichte;
und so ziemlich das einzige, was der Phantasie überlassen blieb, war die Ungewißheit , ob sie einen Diamanten im Nabel trug oder
nicht. Ihr langes blondes Haar war phantastisch und voller silberner
Glanzlichter; und das Lächeln auf ihren großzügigen vollen Lippen war offen
auffordernd wie das einer modernen Scheherezade.
»Kurt, Baby«, sagte sie mit
einer vollklingenden, leicht betrunkenen Sopranstimme, »ich habe es bis obenhin
satt, die einsame kleine Petunia in dieser Flohkiste
von Schlafzimmer zu spielen. Komm und tröste mich, sonst werde ich was
Drastisches dagegen unternehmen — zum Beispiel einschlafen!«
Die Haut über Manheims Gesicht straffte sich, bis sie wie Pergament
aussah und die Knochenstruktur darunter zur Geltung kam. »Scher dich zum
Teufel, dorthin, wohin du gehörst, du billige Nutte!« sagte er mit dünner
Stimme. »Siehst du nicht, daß ich beschäftigt bin?«
»Wofür hältst du mich
eigentlich?« fuhr ihn die Blonde verächtlich an. »Vielleicht für eine Art
Büromaschine, die du mit einem Hebeldruck ein- oder ausschalten kannst?«
»Es wird nicht mehr lange
dauern«, sagte er mit einem offensichtlichen Versuch, seinen Ärger unter
Kontrolle zu bringen. »Ich komme bald zu dir zurück.«
»Das hast du mir das letztemal auch versprochen«, sagte sie in anklagendem Ton,
»als der andere Kerl hier war.« Sie wandte den Kopf und hatte einige Mühe, mich
klar ins Blickfeld zu bekommen. »He — Sie sehen direkt aus, als könnten Sie
eine akzeptable Alternative bieten. Wie heißen Sie?«
»Rick Holman .«
»Rick Holman ?«
sagte sie wie zu sich selber. »Das gefällt mir. Wenn Sie meinen Namen auch
wissen wollen — ich heiße Petunia Mayerling .«
Sie lachte tief in der Kehle. »Wollen Sie was ganz Verrücktes hören? Zufällig
ist das mein wirklicher Name! Nicht erfunden, kein Pseudonym, sondern ganz
echt. Ist das nicht eine Wucht?«
»Einfach toll!« sagte ich
höflich.
»Sie finden das gar nicht
komisch, was?« Sie betrachtete mich düster. »Sie haben gar keinen Sinn für
Humor, was? Wahrscheinlich wären Sie doch bloß eine ganz lausige Alternative.
Wenn ich mir’s recht überlege, hätte ich doch den
letzten Kerl vorgezogen. Wie hieß er noch?« Ihr schwankender Blick fand
schließlich den Weg zurück zu Manheims betroffenem
Gesicht. »Marty? Marty Harris oder so was?«
»Wenn du dich nicht sofort zum
Teufel scherst«, zischte Manheim , »dann breche ich
dir beide Arme.«
»Wenn du so scharf auf mich
bist, Liebster«, sagte die Blonde mit kehliger Stimme, »dann werde ich mich vielleicht doch nicht schlafen legen.« Sie fuhr
mit Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand vage in meine Richtung. » Bye , Holman . Und vergessen Sie nicht, Ihren lausigen Sinn
für Humor ein bißchen aufzumöbeln. Erinnern Sie sich, daß Sex ein
Mordsvergnügen ist, ja?«
Manheim trank, nachdem sie
verschwunden war, sein Glas leer und stellte es vorsichtig auf die Bar.
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Mr. Holman «,
sagte er in formellem Ton.
»Das war so ziemlich die
unterhaltsamste Unterbrechung, die ich seit langem erlebt habe«, versicherte
ich ihm.
»Eine lächerliche Situation«,
sagte er. »Das Starlet, das seine Karriere zu fördern wünscht, und der
geschiedene Präsident mittleren Alters, der willens und bereit ist,
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